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22.06.2009 | 13:50 | Konjunkturpaket Landwirtschaft 

„Der Markt versagt, da müssen bäuerliche Existenzen gerettet werden“

Berlin - 4.000 Bäuerinnen, Bauern und Schäfer aus ganz Europa demonstrieren heute (22. Juni 2009) in Luxemburg anlässlich der Tagung des EU-Agrarministerrates für ein „Krisenpaket Landwirtschaft“ und gegen die hohe Bürokratielast in der Landwirtschaft.

Bäuerliche Existenzen
(c) proplanta
Zu dieser Großdemonstration mit mehreren hundert Traktoren aus den anliegenden EU-Ländern hat der europäische Bauern- und Genossenschaftsverband COPA/COGECA aufgerufen, da die Finanz- und Wirtschaftskrise jetzt auch die Landwirtschaft voll erwischt hat. Der Deutsche Bauernverband (DBV) ist mit über 1.000 Bäuerinnen und Bauern und 200 Traktoren beteiligt. „Die Erzeugerpreise und Erlöse sinken, die Kosten steigen“, stellte DBV-Präsident Gerd Sonnleitner auf der Kundgebung fest. Die deutschen Bauern hätten sich mit ihren Berufs­kollegen aus den EU-Mitgliedsländern auf den Weg nach Luxemburg gemacht, damit EU-Agrarrat und Kommission endlich der aktuellen Krise Rechnung tragen, wie viele Länder dies weltweit auch täten.

Sonnleitner appellierte an Politik, Industrie und Handel, endlich den Wahnsinn der Preisspirale nach unten sowie den Wahnsinn der Bürokratie zu stoppen. Um die Arbeitsplätze auf den Bauernhöfen und in der Verarbeitung zu sichern, bräuchte die Landwirtschaft sofort ein Krisenpaket. Es könne nicht sein, dass es Schutzschirme für die Banken gebe und „bei den Landwirten nur Löcher. Aktuell versagt der Markt, dann müssen bäuerliche Existenzen gesichert werden!“, forderte Sonnleitner. Die Europäische Kommission müsse den eingebro­chenen Absatz an Lebensmitteln durch geeignete Fördermaßnahmen wieder in die Gänge bringen.

Vor allem sei der Export z.B. nach Russland durch die Erhebung von hohen Zöllen regelrecht zum Stillstand gekommen. Auch müssten die „kostenverursachenden Belastungen für die Bauern beseitigt werden - ganz besonders bei Cross Compliance, ganz besonders bei der Tierkennzeichnung“, forderte der Bauernpräsident. Sonnleitner bezeichnete es als unerträglichen Zustand, dass die Discounter durch „unmenschlichen Druck den Milchmarkt ruinieren“. Gleichzeitig machte er deutlich, dass die Bauern die Ernährung für Millionen Mitbürger sicherten. „Wir schaffen reale Werte, keine Spekulationsblasen“, sagte Sonnleitner. Auch würde die Landwirtschaft niemanden überfordern, „wir wollen nur von unserer täglichen harten Arbeit leben.“

Besonders stark betroffen von den „Bürokratiebelastungen“ seien auch die Schäfer, sie seien „stinksauer, weil ab 2010 alle Schafe und Ziegen elektronisch gekennzeichnet werden müssen“, betonte Sonnleitner. Allein das fresse den ganzen Gewinn auf, den die Schäfer an einem Lamm haben. Mit der elektronischen Tierkennzeichnung könne man aber nicht zur Seuchenbekämpfung aktiv beitragen, die erfolgreiche Bestandskennzeichnung reiche da völlig aus. (DBV)
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