In Berlin und Gorleben demonstrierten
Hunderttausende gegen eine unverantwortbare Atompolitik, in Stuttgart zogen
entschlossene Bürger gegen die Selbstherrlichkeit von Politikern bei
Großprojekten vor ihren Bahnhof, bundesweit wehrten sich Hunderte von
Bürgerinitiativen gegen die Agrarindustrialisierung der Landwirtschaft durch
Agrogentechnik und durch Großmastanlagen. Dabei habe das erst neu gegründete
„Netzwerk Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ überraschend stark und erfolgreich
die politische Bühne betreten, so der AbL-Agrarindustrie-Experte Eckehard
Niemann - mit bundesweit mehr als 100 Bürgerinitiativen und weiteren großen
Trägerverbänden wie AbL,
BUND, PROVIEH, Deutscher Tierschutzbund, Evangelischer
Entwicklungs-dienst (EED) sowie weiteren Gruppen aus dem Kirchen-, Regionalinitiativen-
und Tierschutz-Bereich.
Trotz investorenfreundlicher Genehmigungsverfahren hätten die vielen aktiven
Bürgerinnen und Bürger mit ihren zahllosen Aktionen und Veranstaltungen schon
jetzt zahlreiche Agrarfabriken verhindern können – und damit auch die darin
geplante Qualhaltung mit ihren anwohner- und umweltschädlichen Geruchs-,
Ammoniak- und Keim-Emissionen. Dem Rothkötter-Geflügelkonzern sei es
beispielsweise nicht gelungen, in einem 150-km-Radius rund um seinen geplanten
Großschlachthof in Wietze (bei Celle) ausreichend viele Vertragsmäster
anzuwerben. Selbst Rothkötters Versuch sei aufgeflogen, über einen
landwirtschaftlichen Strohmann konzerneigene Großmastanlagen zu bauen. Dies, so
die AbL, beweise die ablehnende Haltung der allermeisten Landwirte gegen die
agrarindustrielle Vertragsmast mit ihrer fehlenden gesellschaftlichen Akzeptanz
und ruinösen Überproduktion.
Nach dem Beispiel des Landkreises Emsland würden nun mehrere weitere Landkreise
einen Genehmigungsstopp verhängen, solange die Antragsteller keine
Keimverbreitungs- und Brandschutz-Gutachten vorlegen könnten. Die Ablösung der
agrarindustriell geprägten niedersächsischen
Agrarministerin Grotelüschen und
die damit verbundenen Enthüllungen über Qualzucht, Dumpinglöhne und
Lobbyverfilzung haben nach Einschätzung Niemanns die gesellschaftliche
Ablehnung der agrarindustriellen Agrarproduktion offensichtlich gemacht. Dieser
Realität werde sich auch der neue Agrarminister Lindemann stellen müssen. .
Die Bürgerinitiativen, so Niemann, würden mit ihrem erfolgreichen Widerstand
zugleich einen massiven Druck aufbauen für ein generelles Bauverbot riesiger
Geflügel- und Schweine-Mastanlagen und für die gesetzliche Durchsetzung einer
artgerechten Tierhaltung in mittelständischen und bäuerlichen Dimensionen.
Diese Debatte habe bereits EU,
Bundesrat,
Bundestag, Länderparlamente und die
kommunalen Spitzenverbände erreicht. Eine Demonstration zur Grünen Woche in
Berlin am 22.1.2011 unter dem Motto „Wir haben es satt“ werde die Bewegungen
„Gegen Gentechnik“, „Gegen Tierfabriken“ und „Gegen Exportdumping“ jetzt
zusammenfassen – für eine neue EU-Agrarpolitik zugunsten einer bäuerlichen,
ökologischen Landwirtschaft und gesundem, fair produziertem Essen. (AbL)