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24.09.2023 | 11:58 | Jubiläum 

75 Jahre Deutscher Bauernverband: Landwirtschaft braucht solides ökonomisches Fundament

Berlin - Vor einer Überforderung der Landwirtschaft hat Bundeskanzler Olaf Scholz gewarnt. Angesichts steigender Erwartungen an die Erzeugung von Lebensmitteln dürfe nicht außer Acht bleiben, dass die Betriebe ein solides ökonomisches Fundament benötigten.

75 Jahre Deutscher Bauernverband
„Landwirtschaft ist ein Geschäftsmodell, das funktionieren muss“ – Heimische Landwirtschaft hat strategische Bedeutung für die Ernährungssicherung - Bundesregierung „verlässlicher Partner“ in der Transformation. (c) dbv
„Landwirtschaft ist ein Geschäftsmodell, das funktionieren muss“, sagte der Regierungschef bei einem Festakt zum 75-jährigen Bestehen des Deutschen Bauernverbandes (DBV) am Donnerstag (21.9.) in Berlin. Scholz würdigte die strategische Bedeutung der heimischen Landwirtschaft für die Ernährungssicherung und bescheinigte der Branche Verlässlichkeit auch in Zeiten tiefgreifender Umbrüche. Dafür verdiene sie Respekt und Hochachtung.

Bauernpräsident Joachim Rukwied betonte den Beitrag der Landwirtschaft zu gesellschaftlicher und politischer Stabilität in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie habe sich als Garant für die sichere Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln erwiesen und damit einen maßgeblichen Beitrag für Frieden und Wohlstand geleistet. Diese Aufgabe werde sie auch in Zukunft erfüllen und zugleich Anforderungen im Umwelt-, Klima- und Tierschutz gerecht werden, um immer nachhaltiger zu produzieren. Rukwied legte erneut ein Bekenntnis zu „Demokratie und Mitte“ sowie zu Europa ab: „Wir sind überzeugte Europäer.“

Präsidenten und Minister

An dem Festakt nahmen mehrere hindert Persönlichkeit aus Verbänden, Wirtschaft und Politik sowie zahlreiche Medienvertreter teil. Zu den Gästen zählten DBV-Ehrenpräsident Gerd Sonnleitner, eine Vielzahl von aktuellen und früheren Landesbauernverbandspräsidenten, eine Reihe ehemaliger hauptamtlicher Bauernverbandsmitarbeiter sowie die Spitzen weiterer Verbände des Agrarsektors.

Die Politik war unter anderem mit den früheren Bundesministerinnen Julia Klöckner und Renate Künast sowie Ex-Ressortchef Christian Schmidt vertreten. Der aktuelle Minister Cem Özdemir konnte aus terminlichen Gründen nicht dabei sein, hatte aber seine Parlamentarischen Staatssekretärin Dr. Ophelia Nick geschickt. Aus dem Bundestag nahmen zahlreiche Abgeordnete aus dem Agrar- und Ernährungsbereich sowie zum Teil die Fraktionsspitzen an dem Festakt teil.

Gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Der Kanzler versicherte, man werde die Landwirtschaft, die auch künftig aufgrund sich ändernder Umweltbedingungen und wachsender gesellschaftlicher Anforderungen einem hohen Anpassungsdruck unterliegen werde, nicht sich selbst überlassen. Beim notwendigen Transformationsprozess werde die Bundesregierung „ein verlässlicher Partner“ sein, betonte Scholz. Das gelte sowohl für die konventionelle als auch für die ökologische Landwirtschaft. Er verwies auf den Konsens der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) und der von ihr erarbeiteten gemeinsamen Perspektive. Diese beruhe auf der Einsicht aller Beteiligten, dass die Zukunft der Landwirtschaft eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei.

Hohe Innovationskraft

Nach den Worten des SPD-Politikers müssen die landwirtschaftlichen Betriebe in ihrer Entwicklung auch „neue Möglichkeiten nutzen und was ausprobieren dürfen“. Scholz bescheinigte der Landwirtschaft „eine hohe Innovationskraft“. Sie sei auf einem guten Weg, die Klimaschutzziele für 2030 zu erreichen. Beim Umbau der Tierhaltung seien mit der Einführung des Tierhaltungskennzeichens sowie baurechtlichen Erleichterungen für Stallumbauten zu Tierwohlzwecken erste wichtige Schritte gemacht worden. Die finanzielle Unterstützung sei mit 1 Mrd Euro gestartet. Laut Scholz können die Menschen zu Recht Vertrauen in die Arbeit der Landwirtinnen und Landwirte haben. Der DBV hat sich nach den Worten des Bundeskanzlers in seiner 75-jährigen Geschichte als Stabilitätsfaktor im Wandel und verlässlicher Ansprechpartner für die Politik erwiesen.

Die Menschen ernst nehmen

DBV-Präsident Rukwied mahnte mit Blick auf die aktuelle politische Lage mehr Pragmatismus und Augenmaß seitens der Politik an: „Die derzeitige Politik läuft Gefahr, den Wirtschafts- und Landwirtschaftsstandort Deutschland zu schwächen und das Vertrauen der Menschen zu verlieren. Rukwied riet den politisch Verantwortlichen, den Diskurs mit den Menschen in den ländlichen Räumen und in der Landwirtschaft zu suchen und sie ernst zu nehmen. Es sei an der Zeit, dass die Regierung Perspektiven für die Landwirtschaft und die Menschen in den ländlichen Räumen aufzeige

Dabei müsse gelingen, Politik, Wirtschaft und Bevölkerung wieder näher zusammenzubringen und Vertrauen sowie Planungssicherheit zu schaffen. Dies sei essenziell für eine Branche wie die Landwirtschaft, die vom Generationengedanken geprägt sei. Rukwied verwies auf die Begeisterung vieler junger Menschen für Landwirtschaft. Ihnen müsse ermöglicht werden, Innovationen und technischen Fortschritt für eine nachhaltigere Lebensmittelerzeugung zu nutzen und Vertrauen in verlässliche politische Rahmenbedingungen zu gewinnen.

Teil der Lösung

Nach den Worten des Bauernpräsidenten ist die Landwirtschaft bereit, sich aktiv den großen Herausforderungen der Zeit zu stellen: „Wir sind Teil der Lösung beim Klima-, Umwelt- und Artenschutz.“ Diese Krisen werde man aber nicht mit pauschalen Auflagen, Verboten oder mehr Bürokratie bewältigen. Stattdessen müsse man ihnen mit Innovationen, Technologieoffenheit und Unternehmergeist begegnen.

Hierfür benötigten die Betriebe die passenden politischen Rahmenbedingungen sowie die Bereitschaft der Gesellschaft, die vielfältigen Leistungen der Familien auf den Höfen zu honorieren. Besonderes Augenmerk legte Rukwied auf die Leistungen der Landwirtinnen und Landwirte: „Eine sichere Versorgung mit Lebensmitteln ist der Garant für Frieden und Wohlstand in unserer Gesellschaft.“ Dabei seien es die Bäuerinnen und Bauern, die zuverlässig die Ernährung sichern, und das mit so sicheren und qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln wie nie zuvor

„Landwirtschaft ist systemrelevant und muss auch in Deutschland eine Zukunft haben“, forderte Rukwied. Gerade auf diesem Feld dürfe sich das Land nicht in einseitige Abhängigkeiten von instabilen Weltregionen begeben. Die Bauernfamilien stünden für Stabilität in den ländlichen Räumen Europas, auch weil sie dort überdurchschnittlich stark ehrenamtlich engagiert seien.
AgE
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