Deutschland, die EU und Gen-Soja (nicht nur) aus den USA
Berlin - Der Vorschlag lässt aufhorchen: US-Präsident Donald Trump zeigt sich bereit, Industriezölle abzubauen, wenn die EU dafür unter anderem mehr
Sojabohnen aus den USA importiert. Der
Bauernverband positioniert sich klar. Speziell bei Sojabohnen sehe man keinen Handlungsspielraum, da Ölsaaten-Einfuhren aus den USA bereits von Zollschranken befreit seien. Und sonst? Ein Überblick über die Lage aus Sicht der Bauern und Umweltschützer:
Die Importe, Stand jetzt - Die USA exportieren bereits Sojabohnen in die EU. Von Juli 2017 bis Juli 2018 waren es mit 4,6 Millionen Tonnen rund ein Drittel der EU-Sojabohnen-Importe, nur aus Brasilien (41 Prozent) kamen mehr. Anders sieht es beim Sojamehl aus, da kommen mehr als 85 Prozent aus Argentinien und Brasilien, nur zwei Prozent aus den USA.
Insgesamt importierten die EU-Länder 13,6 Millionen Tonnen Sojabohnen und 18 Millionen Tonnen Sojamehl. Mit dem US-Soja gebe es ein Problem, erklärt Bauernverbands-Präsident Joachim Rukwied: Die dort angebauten Sorten seien teilweise nicht mit dem EU-Gentechnikrecht und den Kennzeichnungspflichten vereinbar. «Das ist das Haupthindernis für US-Sojaimporte.»
Gensoja als Normalfall - In den USA werden auf mehr als 90 Prozent der Soja-Anbaufläche gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut. Auch weltweit liegt der Anteil bei rund 90 Prozent, heißt es beim Bauernverband. Diese Bohnen dürfen in die EU und nach Deutschland importiert und verfüttert werden. Allerdings steige die Nachfrage nach gentechnikfreien Sojabohnen, sagt BUND-Expertin Silvia Bender.
Tofu-Hersteller etwa griffen auf gentechnikfreie Bohnen zurück, weil pflanzliche
Lebensmittel mit
Gentechnik gekennzeichnet werden müssten und das Kunden abschrecke. Produkte von Tieren, die Gensoja-Futter bekommen, müssen dagegen nicht gesondert gekennzeichnet werden. Als gentechnikfrei kann Fleisch sogar gelten, obwohl Jungtiere oder ihre Mütter Futtermittel mit Gensoja bekamen.
Soja-Anbau in Deutschland - Die EU und auch Deutschland wollen den Anbau von Hülsenfrüchten stärken, auch um unabhängiger von Importen zu werden. In Deutschland spielt das bisher aber nur eine Nebenrolle - 2017 wurden auf 19.200 von insgesamt 11,7 Millionen Hektar
Ackerfläche Sojapflanzen angebaut.
Bauernverbandspräsident
Rukwied sieht darin derzeit auch keinen großen Wachstrumsmarkt. «Für Weizen sind wir weltweit gesehen ein Hochertrags-Standort in Europa, bei Sojabohnen liegen wir eher im Schnitt. Das heißt, ökonomisch gesehen ist in Europa der
Getreideanbau im Vorteil.»
Die Sicht der Umweltschützer - Für Umweltschutzverbände ist der Import von Soja als Tierfutter generell ein Problem, gegen das nur weniger Tierhaltung und
Fleischkonsum helfen. «In den USA wird der Regenwald zwar nicht dafür abgeholzt wie in Südamerika, aber die intensive Landwirtschaft ist auch dort klimaschädlich», sagt BUND-Expertin Bender.
Die gentechnischen Veränderungen dienten ja dazu, eine möglichst intensive Landwirtschaft mit großem Einsatz von Unkrautgiften - insbesondere
Glyphosat - zu ermöglichen. Das sei sowohl in den USA als auch in Brasilien und Argentinien so. Der Bauernverband macht deutlich: «Wir können im Moment auf Eiweiß-Importfuttermittel nicht verzichten.»