Große Handelsketten stellen sich auf Verbot von Kükentötung einDie großen Lebensmittelhändler stellen die Weichen für den Ausstieg aus der Kükentötung und die entsprechende Umstellung ihres Warensortiments. Bei einer
Umfrage der Deutschen Presse-Agentur berichteten Edeka, Rewe,
Aldi, Lidl und Kaufland, ihre Vorbereitungen auf das geplante gesetzliche Verbot des millionenfachen Tötens männlicher Küken bei der Legehennenzucht ab Anfang 2022 liefen auf Hochtouren. Der
Bundestag sollte am Donnerstagabend über den
Gesetzentwurf von
Agrarministerin Julia Klöckner (
CDU) abstimmen.
Die Rewe-Gruppe, zu der neben den Rewe-Supermärken auch der
Discounter Penny gehört, sieht sich als Vorreiterin. Bereits im November 2018 hatte der Händler erste Eier «ohne Kükentötung» auf den Markt gebracht. Inzwischen hätten
Rewe und Penny zusammen bereits «weit mehr als eine halbe Milliarde Eier verkauft, für die kein männliches Küken der Legehennenrassen gestorben ist», berichtete das Unternehmen. Angestrebt werde bis Ende das Jahres, das gesamte Frischei-Eigenmarkensortiment umzustellen.
Beim Discounter Aldi Süd hieß es, er habe schon vor einem halben Jahr damit begonnen, verstärkt Eier «ohne Kükentöten» in die Läden zu bringen. «Bereits die Hälfte des Sortiments ist umgestellt.» Auch das Schwesterunternehmen Aldi Nord bietet seit Anfang des Jahres erste Eier «ohne Kükentöten» an. 2022 wollen beide Billiganbieter die Umstellung auf Kükentöten-freie Lieferketten abgeschlossen haben.
Auch Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka betonte, er sei auf das gesetzliche Verbot der Kükentötung gut vorbereitet. «Wir starten bereits jetzt mit der Umstellung aller Eigenmarken-Eier von Edeka und Netto Marken-Discount aus Bio-Haltung. Bis September folgen nach und nach auch alle Eigenmarken-Eier aus konventioneller Freiland- und Bodenhaltung», betonte der Marktführer.
Der Discounter Lidl verkauft nach eigenen Angaben bereits seit März bundesweit
Bio-Eier ohne Kükentötung und will die Umstellung rasch vorantreiben. Ähnlich ist es beim Schwesterunternehmen Kaufland.
Das Kükentöten steht seit Jahren in der Kritik. In Deutschland werden jährlich mehr als 40 Millionen männliche Küken kurz nach dem Schlüpfen routinemäßig getötet, weil sie keine Eier legen und bei der
Aufzucht nicht schnell genug Fleisch ansetzen. Doch soll es damit nach dem Gesetzentwurf von Klöckner ab 1. Januar 2022 vorbei sein.
Um das Kükentöten zu vermeiden, setzen Einzelhandelsketten zwei Strategien ein: die Geschlechterbestimmung im Ei und das «Bruderhahn-Konzept». Bei der Geschlechterbestimmung im Ei wird in den Brütereien bereits frühzeitig das Geschlecht festgestellt. Ausgebrütet werden dann nur noch Eier, aus denen Hennen schlüpfen. Die übrigen Eier werden zu Tierfutter verarbeitet.
Daneben setzen Edeka, Rewe und Co. auf «Bruderhahn»-Projekte. Hier werden nicht nur die Legehennen, sondern auch ihre Brüder - als Masthähne - aufgezogen. Das ist eigentlich unüblich, weil unrentabel. Denn die Brüder der Legehennen setzen bei der Aufzucht längst nicht so viel Fleisch an wie speziell dafür gezüchtete Rassen.
Das Bundesverwaltungsgericht hatte 2019 entschieden, dass Tierschutzbelange schwerer wiegen als wirtschaftliche Interessen und die Praxis des Kükentötens nur noch für eine Übergangszeit für zulässig erklärt. Der
Tierschutzbund betonte zuletzt, dass auch das nun geplante Verbot nicht der letzte Schritt seien dürfe. Nur die Abkehr von der Hochleistungszucht und die Förderung von Zweinutzungshühnern - bei denen die Hennen Eier legen und die Hähne zur Mast aufgezogen werden - bringe ein echtes Mehr ans Tierschutz.