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23.04.2016 | 19:05
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Zehntausende demonstrieren gegen TTIP

Freihandelsabkommen mit den USA
In Hannover protestieren Zehntausende gegen das geplante Handelsabkommen von EU und USA - eine lautstarke Botschaft an US-Präsident Obama, der dort am Sonntag Kanzlerin Merkel trifft. (c) proplanta

Hannover trommelt zu buntem TTIP-Protest vor Obama-Besuch



Der Protestzug ist fantasievoll und bunt, aber die Botschaft eindeutig: An dem umstrittenen transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP lassen Zehntausende Demonstranten in Hannover am Samstag kein gutes Haar.

Mit einem Meer aus Fahnen und Transparenten protestieren sie am Vortag des Besuchs von Barack Obama. Der Grund ist die Erwartung, dass der US-Präsident in Hannover gemeinsam mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Pflöcke auf dem Weg zu dem Abkommen einschlagen will. Ökologische und soziale Standards sehen die Demonstranten in Gefahr, Großkonzerne erhielten Allmacht zu Lasten nationaler Parlamente, warnen etliche Redner.

«TTIP + CETA go home», steht auf dem Plakat, dass Jörn Deecke mit einer Bekannten in die Luft hält. «Augenwischerei» nennt der 74-Jährige aus Hannover die angeblich neu geschaffene Transparenz bei den Vertragsvorbereitungen: «Abgeordnete dürfen nur unter Aufsicht in einem kleinen Raum Einblick nehmen in ein 1.000-seitiges Pamphlet in Wirtschaftsenglisch.»

Die 15-jährige Sophia hat sich in der Schule mit TTIP beschäftigt und ist mit ihren Klassenkameraden aus Kassel angereist: «Ich hoffe, dass heute viele mitmachen; dass die Bundesregierung endlich mal merkt, dass TTIP Mist ist!», schimpft sie. «Das geht mir alles viel zu sehr in Richtung freie Marktwirtschaft!» Ihr Kumpel David (15) äußert eines der häufigen Bedenken gegen das Abkommen: «Wir wollen nicht, dass durch TTIP Umweltstandards gesenkt werden.»

Von Jugendlichen bis hin zu Rentnern reicht das Publikum des Demonstrationszuges, der nach einer Auftaktkundgebung friedlich, aber lautstark durch die City zieht. «Das ist ein bürgerliches Spektrum, da befürchten wir keine Krawalle», meint einer der zahlreichen Polizeibeamten, die das Geschehen im Blick behalten.  Mit seiner Einschätzung behält er Recht, denn der Protest verläuft bis zum Ende nach Behördenangaben vollkommen friedlich.

Zunächst ohne Erfolg versuchen Greenpeace-Aktivisten, an einem Baukran gegenüber der Oper in schwindelnder Höhe ein Transparent zu entrollen. «Stoppt das Trojanische Pferd», steht am Boden auf einem großen Aufblaspferd - «TTIP ein Trojaner» heißt es auch auf einem riesigen Holzpferd, das auf einem Anhänger mit im Demo-Zug fährt. «Buchhandel statt Freihandel», steht auf einem anderen Transparent, kurz und bündig «nee» heißt es auf dem Schild eines niederländischen Demo-Teilnehmers.

Dass es nicht um Anti-Amerikanismus geht, machten die Organisatoren gleich zum Start der Kundgebung von der Bühne aus klar. Und auch US-Bürger haben sich in den Protestzug eingereiht und halten ein Schild «Amerikaner gegen TTIP» in die Luft.

Aus ganz Deutschland sind Demonstranten nach Hannover angereist. Schilder verkünden unter anderem «TTIP-freie Zonen» in Schwerin, Landkreis Cochem-Zell, Aschaffenburg, München, Bremen oder Nordfriesland. Auch ein Schweizer aus Genf hat sich angeschlossen. Am Ende des zweistündigen Protests berichten die Veranstalter von rund 90.000 Teilnehmern, die Polizei dagegen spricht von einer «vollen Stadt» und 35.000 Demonstranten. Andreas (65) ist für den BUND aus Berlin angereist und zieht eine positive Bilanz: «Das war eine engagierte, kämpferische Stimmung hier: Toll!»
dpa
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Kommentare 
MilchbauerAusLeidenschaft schrieb am 24.04.2016 12:49 Uhrzustimmen(99) widersprechen(82)
Wenn unsere Qualitäts - und Umweltstandarts sowie kennzeichnungspflicht zugunsten der US -Konzerne verringert wird BEGEHT HOCHVERRAT AM VOLK
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