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11.07.2009 | 01:56 | G8-Gipfel  

Bauern in armen Ländern dürfen auf 20 Milliarden Dollar hoffen

L'Aquila - Die führenden Industrie- und Schwellenländer wollen Bauern in den ärmsten Ländern der Welt mit 20 Milliarden Dollar unter die Arme greifen.

Geldscheine
(c) proplanta
Dieses Paket schnürten die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen und Russlands (G8) sowie weiterer Staaten am Freitag zum Abschluss des G8-Gipfels in L'Aquila.

Sie leiteten damit einen Strategienwechsel im Kampf gegen den dramatisch um sich greifenden Hunger auf der Welt ein. Statt Nahrungsmittel in Hungergebiete vor allem in Afrika zu liefern und so lokale Märkte kaputt zu machen, soll die einheimische Landwirtschaft wieder in Schwung gebracht und wettbewerbsfähig gemacht werden. Allerdings handelt es sich bei den 20 Milliarden Dollar (14,38 Milliarden Euro) nur zum Teil um «frisches Geld».

Die ärmsten Länder, insbesondere in Afrika, leiden massiv unter der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise. Laut Welternährungsorganisation überschreitet die Zahl der Hungernden aufgrund der Krise in diesem Jahr erstmals die Milliarden-Schwelle. Die Finanzhilfen sollen innerhalb von drei Jahren fließen. Die Initiative wird maßgeblich von den USA, Japan und der EU getragen. US-Präsident Barack Obama betonte in der Gipfel-Runde nach Angaben des Weißen Hauses allerdings auch die Mitverantwortung Afrikas für die Probleme auf dem schwarzen Kontinent. So habe er auch auf die weit verbreitete Korruption und den Mangel an effizienter Verwaltung verwiesen.

Hilfsorganisationen werteten den Gipfel-Beschluss als einen ersten wichtigen und längst überfälligen Schritt. Das Geld reiche aber noch nicht aus. Zugleich warfen die Organisationen den G8-Staaten vor, Entwicklungshilfe-Zusagen nicht einzuhalten. Der Chef der Organisation «Global Call for Action Against Poverty» (GCAP), Kumi Naidoo, sprach sogar von unterschwelligem Rassismus einiger G8-Staaten, weil die Notleidenden vor allem Schwarze seien. Für die Rettung von Banken gebe es Geld, aber nicht für die Armen, sagte er.

In dem Gipfel-Dokument bekennen sich die G8-Staaten und andere Länder dazu, gemachte Zusagen an die armen Länder einzuhalten und die Entwicklungshilfe-Zahlungen wie angekündigt zu erhöhen. Die Tendenz, die Zahlungen zurückzufahren, müsse umgekehrt werden, heißt es. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte zum Abschluss des Gipfels, die Industrieländer wollten trotz Wirtschaftskrise die Entwicklungshilfe nicht kürzen. Die G8 stünden zu ihren Verpflichtungen, betonte sie. Italien hatte seine Zahlungen allerdings zuletzt deutlich gekürzt.

Beim G8-Gipfel 2005 im schottischen Gleneagles hatten die G8-Staaten versprochen, die Entwicklungshilfe allein für Afrika bis 2010 um 25 Milliarden Dollar im Jahr zu erhöhen. Bis zum Jahr 2015 wollen sie 0,7 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Entwicklungshilfe zur Verfügung stellen. Dieses Ziel hatten die G8-Staats und Regierungschefs schon am Mittwoch zum Auftakt des dreitägigen Gipfels noch einmal bekräftigt. Am Freitag berieten sie mit ihren Kollegen aus wichtigen afrikanischen Staaten, darunter auch Libyen, das derzeit den Vorsitz der Afrikanischen Union innehat.

Nach Angaben von entwicklungspolitischen Organisationen sind die G8-Staaten allerdings dabei, ihre Entwicklungshilfe-Zusagen klar zu brechen. «Die Versprechen von Gleneagles werden nicht eingehalten, darüber kann auch die Milliarden-Dollar-Hilfe für die Bauern in den armen Ländern nicht hinwegtäuschen», sagte Jörn Kalinski von Oxfam. Er betonte zudem, dass es sich bei den 20 Milliarden Dollar nur zu einem Teil um «frisches Geld» handle. Die G8 dürften die Öffentlichkeit nicht verschaukeln, warnte der Entwicklungs-Experte. (dpa)
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