Daher bin ich sehr dafür, die Bewahrung des Erbguts alter Pflanzen als Auftrag der AGES im Gesundheits- und Ernährungssicherheitsgesetz (GESG) zu verankern“, betonte Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich beim Besuch der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) an deren Linzer Standort.
Im Zuge der Diskussion um den Klimawandel, den Anbau von in Vergessenheit geratenen Arten und Sorten für eine breitere Ernährungsbasis und -vielfalt ist auch das Thema der pflanzengenetischen Ressourcen zu Recht in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. „Der
Klimawandel ist eine riesige Herausforderung für die Landwirtschaft, im Zusammenhang mit den Nutzungsmöglichkeiten der Pflanzengenetischen Ressourcen aber auch eine große Chance, die wir nützen wollen“, betonte Landwirtschaftsminister Berlakovich.
"Die AGES ist die Hüterin dieses Schatzes von genetischen Grundlagen und Informationen der verschiedenen landwirtschaftlichen Kulturpflanzen einschließlich von Heil- und Gewürzkräutern“, so AGES-Geschäftsführer Url. Diesen Schatz gilt es für die Zukunft zu erhalten im Sinne der Ernährungssicherung, damit er nicht unwiederbringlich verloren geht und für die Nutzung, Forschung und Züchtung zur Verfügung steht. Denn im Zuge des Klimawandels werden viele genetische Eigenschaften wie beispielsweise Hitze-, Kälte-, Trockentoleranzen, aber auch Krankheitsresistenzen etc. künftig verstärkt gefragt sein.
Institutsleiter Paul Freudenthaler zeigte dem Landwirtschaftsminister daher die AGES-"Genbank“, die neben den Erhaltungs-, Erneuerungs- und Versuchstätigkeiten am Standort Linz ein Aushängeschild“ der AGES sei. In der Genbank lagern rund 5.000 Muster von landwirtschaftlich genutzten Pflanzenarten, die als Samen auch bei Temperaturen von minus 20°C langfristig gesichert werden. Gewürz- und Heilkräuter bzw. vegetativ erhaltene Arten werden auch in extra angelegten Parzellen angebaut. Die bekanntgegebenen nationalen „Muster“ finden sich im Katalog unter www.genbank.at
Sie bilden einen wesentlichen Bestandteil des österreichischen Beitrags zum ‚Internationalen Vertrag über pflanzengenetische Ressourcen’ für Ernährung und Landwirtschaft, da sie weltweit zur Verfügung stehen. Erst durch die Bestärkung der nationalen Arbeiten auf diesem Gebiet kann auch der „International Treaty“ seinen Sinn erfüllen. Im Rahmen dieses Vertrags der Welternährungsorganisation
FAO nimmt auch Österreich am erleichterten Austausch von Pflanzengenetischen Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft teil. Dieser steht sozusagen an der Schnittstelle“ von Landwirtschafts-, Umwelt- und Handelspolitik.
"Klares Ziel der österreichischen Landwirtschaft ist die Versorgung der Bevölkerung mit sicheren, gesunden und leistbaren Lebensmitteln sowie mit agrarischen Energierohstoffen. Die AGES im Allgemeinen und der landwirtschaftliche Standort Linz im Besonderen - mit seinen Expertinnen und Experten sowie der Genbank - liefern dazu einen essentiellen Beitrag“, so Berlakovich.
Für die Landwirtschaft ist der AGES-Standort Linz auch in anderen Bereichen ein wichtiges Standbein. Das landwirtschaftliche Versuchswesen in Oberösterreich liefert wertvolle Informationen über den Pflanzenbau bzw. die Eignung von Sorten in diesem Klimagebiet. Für Dünge- und Futtermittel werden in Linz spezielle Untersuchungen wie die Elementanalytik und Untersuchungen auf Mykotoxine und mikrobielle Erreger durchgeführt. Dies ist ein Beitrag für die Ernährungssicherheit bzw. die Produktion gesunder Lebensmittel. „Die Ernährungssicherheit ist ein hohes Gut. Genau hier übernimmt die AGES eine zentrale Rolle. Daher möchte ich Ihnen meinen Dank für die ausgezeichnete Arbeit aussprechen, denn diese wir allgemein sehr geschätzt“, betonte Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich, der gerade auch auf das Thema Kunst- bzw. Analogkäse verwies.
Als AGES-Eigentümer sei ihm die künftige Finanzierung der Gesundheit und Ernährungssicherheit sehr wichtig. „Ich weiß, dass die AGES seit ihrer Gründung unterfinanziert war.“ In der jetzigen budgetären Situation müsse man neue Lösungen andenken. „Ich will hier keine schnell, schnell Lösung, sondern wir müssen neue Einnahmequellen erschließen. Dafür müssen wir uns aber die Zeit nehmen, jenen, die künftig einen Beitrag zahlen sollen, zu erklären, warum dieser auch in ihrem Interesse ist.“ Und um irgendwelchen Gerüchten vorzubeugen, so der Minister, „der Standort Linz steht jedenfalls nicht zur Debatte“. Für eine moderne Landwirtschaft sei es wichtig, in wissenschaftliche Organisationen wie die AGES zu investieren, sagte Berlakovich abschließend. (AGES)