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07.08.2023 | 04:29 | Entwaldungsfreie Lieferketten 

Brasilien will sich über Mercosur-Abkommen absichern

Brasilia - Die brasilianische Regierung will offenbar das Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den Mercosur-Staaten nutzen, um die heimische Wirtschaft gegen die Vorgaben der europäischen Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten abzusichern.

Handelsabkommen
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Als Gegenleistung für das zusätzliche Nachhaltigkeitsinstrument will das südamerikanische Land als mit geringem Entwaldungsrisiko eingestuft werden - attac Österreich bezeichnet den brasilianischen Gegenvorschlag als „desaströs“ - WWF-Appell an die Amazonas-Länder. (c) proplanta
Das berichtete in der vergangenen Woche der brasilianische Ableger des Nachrichtensenders CNN. Der Sender beruft sich auf das brasilianische Positionspapier, auf dessen Basis der südamerikanische Block eine Antwort auf das von der EU vorgeschlagene zusätzliche Nachhaltigkeitsinstrument diskutiert.

Nach Angaben von CNN Brasil will Brasilien als Gegenleistung für das Zusatzinstrument im Sinne der neuen Verordnung als Land mit geringem Entwaldungsrisiko eingestuft werden. Für diesen Fall sehen die Regelungen eine geringere Kontrolldichte und vereinfachte Sorgfaltsprüfungen vor. Sollten Einfuhren im Zusammenhang mit der Entwaldung beschränkt werden, streben die Südamerikaner einen Ausgleichsmechanismus an.

Konkret wird laut CNN vorgeschlagen, die Exportvolumen anderer Waren im gleichen Umfang nach oben anzupassen. Die Nichtregierungsorganisation attac Österreich bezeichnete den brasilianischen Gegenvorschlag als „desaströs“. Bei einer Umsetzung würden die Wälder in den Mercosur-Staaten noch stärker als bisher unter Druck geraten. Das Abkommen sei ein „Frontalangriff“ auf Klimaschutz, Artenvielfalt und Menschenrechte und dürfe nicht umgesetzt werden.

Amazonas-Gipfel gestartet



Laut attac liegt die Entwaldung in Brasilien auch nach dem Regierungswechsel auf hohem Niveau. Die offizielle Statistik weist für den Zeitraum vom 1. Januar bis zum 30. Juni die landesweite Abholzung von 3.148,63 km2 Regenwald aus; im Vorjahreszeitraum waren es 5.474,24 km2.

Seit dem Amtsantritt von Staatspräsident Lula da Silva ist die Entwaldung damit um etwa 43 % zurückgegangen; allerdings bezieht sich diese Zahl nur auf den Regenwald. In der Feuchtsavanne Cerrado, die für den Artenschutz von großer Bedeutung ist, wurden gemäß den offiziellen Zahlen in der der ersten Jahreshälfte 5.007,01 km2 abgeholzt; das waren 21 % mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres.

Um die fortschreitende Entwaldung des Amazonasgebietes beziehungsweise dessen besseren Schutz dürfte es beim Amazonas-Gipfel geben, zu dem unter anderen die Präsidenten Boliviens, Brasiliens, Kolumbiens, Ecuadors, Guyanas, Perus, Surinams und Venezuelas seit Freitag (4.8.) in Belém do Pará in Brasilien zusammenkommen.

Der World Wide Fund For Nature (WWF) Deutschland appellierte an die Staatschefs, die Entwaldung jetzt zu stoppen, um den Amazonas vor dem Kipppunkt und den dann verheerenden Folgen für das Weltklima zu bewahren. Die Organisation forderte „im Namen aller Menschen der Erde, dass 80 % des Amazonasgebiets unter Schutz gestellt werden“.
AgE
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