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07.08.2023 | 00:06 | Getreidehandel 

Ukraine: Stopp des Getreideabkommens bremst die Agrarexporte

Kiew - Mit der Beendigung des Getreideabkommens hat Russland offenbar sein Ziel erreicht, die Agrarexporte der Ukraine empfindlich zu stören.

Agrarexporte
Mit insgesamt 3,7 Millionen Tonnen lag die Ausfuhrmenge im Juli um 29 Prozent unter dem Vormonat - Agribusiness Club gibt sich beim weiteren Ausblick pessimistisch - Ende der Übereinkunft und russische Angriffe auf Hafenanlagen zeigen bereits deutlich Wirkung - Alternativrouten sollen Entlastung bringen. (c) proplanta
Das belegt ein aktueller Bericht, den der Ukrainische Agribusiness Club (UCAB) vergangene Woche vorgelegt hat. Demnach konnte die Ukraine im Juli insgesamt nur 3,7 Mio t an Agrarprodukten außer Landes liefern; das waren 29 % weniger als noch im Juni.

Laut UCAB wurden im vergangenen Monat 2,3 Mio t Getreide exportiert, davon etwa die Hälfte Mais. Im Vergleich zum Juni entsprach das einem Rückgang um 40 %. Gesteigert werden konnten hingegen die Ausfuhren an Ölsaaten, und zwar um 37 % auf insgesamt 330.000 t. Mit 549.400 t lagen die Lieferungen an Pflanzenölen - hauptsächlich Sonnenblumenöl - um 7 % über der Menge des Vormonats.

Der Agribusiness Club führt „die enttäuschenden Exportergebnisse“ direkt auf die Schließung des Getreidekorridors am 18. Juli zurück. Allerdings seien die Exportaktivitäten auch schon vor diesem Datum schwächer gewesen. Negativ habe sich zudem die Zerstörung von Infrastruktur an den Donauhäfen ausgewirkt. „Es muss berücksichtigt werden, dass nicht alle Produkte die Grenze überquert haben und eine beträchtliche Anzahl von Fahrzeugen immer noch in Schlangen auf ihre Ausreise wartet“, heißt es in dem Bericht.

„Die fehlende Möglichkeit, über die Seehäfen zu exportieren, die Zerstörung der Infrastruktur der Seehäfen in der Region Odessa und der Donauhäfen, die Risiken einer Ausweitung des Einfuhrverbots für eine Reihe von ukrainischen Agrarprodukten in die benachbarten EU-Länder - all dies wird sich sehr negativ auf unsere künftigen Exporte auswirken“, so der pessimistische Ausblick des UCAB.

Erneut Donauhäfen angegriffen



Der ukrainische Infrastrukturminister Oleksandr Kubrakow teilte vergangene Woche mit, dass Russland wieder die Häfen an der Donau mit iranischen Drohnen angegriffen habe. Dabei seien fast 40.000 t Getreide in Lagerhäusern und Getreidesilos vernichtet worden. Diese Ware hätte in die Länder Afrikas sowie nach China und Israel geliefert werden sollen, erklärte Kubrakow. Getroffen worden seien genau die Häfen, die eine Grundlage der weltweiten Ernährungssicherheit bildeten.

Hoffnungsschimmer



Unterdessen sehen die USA Anzeichen dafür, dass Moskau wieder an Gesprächen über eine Fortführung des Getreideabkommens teilnehmen könnte. Russland wisse, dass es zu dem Getreideabkommen zurückkehren müsse, wenn es seinen Dünger auf den Weltmarkt bringen wolle, sagte die Ständige Vertreterin der USA bei den Vereinten Nationen (UN), Linda Thomas-Greenfield, auf einer Pressekonferenz in New York.

„Ich hoffe, dass Russland die Bedeutung des Getreideabkommens verstehen wird. Sie haben von diesem Getreidegeschäft profitiert“, so die US-Diplomatin. Auch Papst Franziskus schaltete sich in die Diskussion um die Getreideexporte aus der Ukraine ein. Nach seinem Mittagsgebet auf dem Petersplatz in Rom rief er am vorvergangenen Sonntag (30.7.) Kreml-Chef Wladimir Putin auf, das Schwarzmeer-Abkommen wieder aufzunehmen, damit „Getreide in Sicherheit transportiert werden kann“.

„Hören wir nicht auf, für die gemarterte Ukraine zu beten, wo der Krieg alles zerstört, auch das Getreide. Das ist eine schwere Beleidigung Gottes“, sagte das katholische Kirchenoberhaupt.

Exporte über Kroatien geplant



Um trotz des gekippten Getreideabkommens und der russischen Angriffe genügend exportieren zu können, sucht die Ukraine jetzt den Weg über Kroatien. Bei Gesprächen in Kiew einigten sich der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba und sein Zagreber Amtskollege Gordan Grlić Radman auf die Nutzung der kroatischen Häfen an der Adria und auch der Donau für Getreideausfuhren der Ukraine.

Laut Kuleba sollen das Getreide und andere Agrarprodukte zunächst über die Donau nach Kroatien transportiert werden. Nach dem Umladen auf Eisenbahnwaggons soll es dann auf dem Landweg weiter an die Adriaküste gehen.

„Jetzt werden wir daran arbeiten, die effizientesten Routen zu diesen Häfen zu finden und diese Chance optimal zu nutzen“, erklärte Kuleba. Jeder Schritt zur Steigerung der Getreideausfuhren sei ein wirksamer Beitrag zur Sicherung der globalen Ernährung.

Baltische Staaten bieten Unterstützung



Im Gespräch ist auch eine Alternativroute über das Baltikum. Der lettische Landwirtschaftsminister Didzis Smits sicherte der Ukraine dafür die volle Unterstützung der baltischen Staaten zu. „Wir arbeiten an praktischen Lösungen. Die Umschlagskapazität unserer Häfen lässt dies zu. Die Probleme liegen in den unterschiedlichen Spurweiten begründet“, sagte Smits gegenüber der polnischen Presseagentur PAP.

Derzeit werde nach Möglichkeiten gesucht, die Ware schnell von einem Zug auf den anderen umzuladen. „Dies ist in der Tat kompliziert und teuer, aber wenn es keine anderen Lösungen gibt, ist eine Route durch die baltischen Länder auch eine Möglichkeit“, so der Minister.
AgE
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