(c) proplanta Erstmals sollen krebserregende, erbgut- und fortpflanzungsschädigende Pestizide nicht mehr zugelassen werden. Eine Premiere sei auch das Verbot von Wirkstoffen, die giftig für das Immun- oder Nervensystem sind und das Hormonsystem angreifen, sagte die deutsche Berichterstatterin der Grünen, Hiltrud Breyer, am Dienstag in Straßburg. Der Gesetzentwurf, für den noch eine zweite Lesung erforderlich ist, könnte ab 2009 in Kraft treten.
Breyer nannte das Ergebnis der Abstimmung eine «Sternstunde» für den Gesundheits- und Verbraucherschutz in der EU. «Die Abgeordneten haben sich nicht von der Panikmache der Chemie- und Agrarlobby anstecken lassen», sagte sie. Im Vorfeld der Abstimmung hatte der deutsche Bauernverband vor überzogenen Auflagen gewarnt.
Christdemokraten konnten sich mit der abschwächenden Forderung durchsetzen, Pestizide nur zu verbieten, wenn ihre Gefährlichkeit für den Menschen nachgewiesen sei. Nach Schätzungen der EU-Kommission sind etwa fünf bis sechs Prozent aller Pflanzenschutzwirkstoffe in der EU von dem Verbot betroffen.
In und um Parks, Schulen und Kinderspielplätzen dürfen dem Gesetzentwurf zufolge keine Pestizide versprüht werden. Mit großer Mehrheit einigten sich die Parlamentarier auch auf einen «Pestizid- Pass», mit dem im Groß- und Einzelhandel zurückverfolgt werden kann, wann welches Pesitizid eingesetzt wurde. Zurückstecken mussten die Grünen beim Schutz der Anwohner. Zwar ist ihr Informationsrecht vor der Verbreitung von Pflanzenschutzmitteln im Text verankert, doch bleibt den Mitgliedsländern die Entscheidung darüber überlassen.
Nach Zahlen der Grünen sind in Deutschland 230 Pflanzenschutzwirkstoffe zugelassen, die in 850 Produkten zu finden sind. Im Jahr 2005 enthielten nach Breyers Angaben 64 Prozent der Proben pflanzlicher Erzeugnisse in Deutschland Pestizidrückstände.
Die Lebensmittelkontrolleure der Länder entdeckten 2006 bei ausgewählten Proben, dass in Paprika, Trauben, Eichblattsalat, Rucola und grünem Tee häufig die Höchstmengen für Rückstände von Pflanzenschutzmitteln überschritten wurden.
In einer jüngsten Untersuchung eines Supermarktes im EU-Parlament in Brüssel haben Chemiker des Pesticides Action Network in acht Obstsorten, darunter Erdbeeren, Aprikosen, Orangen, Äpfeln, Birnen und Weintrauben, Rückstände von 28 Pestiziden entdeckt. Alle Mittel seien für den Menschen langfristig schädlich. Die Rückstände in Aprikosen und Orangen überschritten gar die erlaubten Werte. Die Lebensmittel hätten damit gar nicht verkauft werden dürfen. (dpa)
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