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23.06.2011 | 07:00 | Agrarhaushalt 

EU-Parlament muss Agrarsubventionen stärker an Umwelt- und Tierschutz binden

Brüssel/Berlin - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat die Abgeordneten des EU-Parlamentes aufgefordert, Streichungen beim Ökolandbau und anderen Umweltprogrammen im Agrarhaushalt eine klare Absage zu erteilen.

Euro-Scheine
(c) proplanta
Die von Europas Bürgern aufgebrachten Steuergelder für Agrarsubventionen müssten stattdessen endlich konsequent an Umwelt- und Tierschutz gekoppelt werden. Wenn das Parlament morgen über Reformansätze für den größten EU-Haushaltsposten, die Agrarsubventionen, abstimme, müsse es den Kurs von Agrarkommissar Dacian Ciolos und seine Vorschläge für eine umweltgerechtere Verteilung der knapp 60 Milliarden Euro jährlicher Agrarförderung unterstützen. Angeblichen Plänen von Kommissionspräsident José Manuel Barroso, ausgerechnet bei den Agrarumweltprogrammen zu sparen, müsse eine klare Absage erteilt werden.

BUND-Agrarexpertin Reinhild Benning: „Allein die Stickstoffüberdüngung aus der Landwirtschaft verursacht Umweltkosten von rund 150 Milliarden Euro pro Jahr. Das entspricht rund 300 Euro pro Kopf, die zusätzlich zu den Agrarsubventionen aufgebracht werden müssen. Wenn das Parlament dem Druck der Agrarindustrie folgt, kommt das alle Europäer teuer zu stehen." Die intensive Agrarwirtschaft sei Hauptverursacher für die Nitratbelastungen in Gewässern und für Ammoniakemissionen in die Luft. Der ökologische Landbau hingegen sei die wirksamste Methode, diese Umweltbelastungen zu senken und damit erhebliche Kosten zu sparen.

Leider sei das EU-Parlament bisher viel zu zögerlich, wenn es darum gehe, die Agrarsubventionen an konkrete Umweltleistungen zu binden, sagte Benning. Allein wenn sie die geltenden Gesetze einhielten, bekämen die Agrarbetriebe Direktzahlungen überwiesen. Stattdessen sollte dringend der Anbau von Eiweißpflanzen verpflichtend in die Fruchtfolge integriert werden. Dies sorge für eine gesunde Abwechslung in der Fruchtfolge, helfe die Importe von zumeist gentechnisch veränderter Soja zu reduzieren und verringere die Abhängigkeit europäischer Bauern von schwankenden Futtermittelpreisen auf dem Weltmarkt.

Derzeit würden fast 80 Prozent des Eiweißfutters in den Futtertrögen Europas importiert, vorwiegend aus Regenwald- und Entwicklungsregionen des Südens. „Europa kann und muss mit verbindlichen Vorgaben zur hiesigen Eiweißerzeugung endlich die schlimmsten Auswirkungen der intensiven Tierhaltung auf Umwelt und Entwicklung in südlichen Ländern reduzieren."

Benning forderte außerdem eine Integrierung des Tierschutzes in die Agrarreform. Bisher geschehe dies praktisch nur über die Ökolandbauförderung. Auch deshalb müssten die ökologische Landwirtschaft entschieden gestärkt und besonders artgerechte Tierhaltung vom Parlament als Förderziel festgeschrieben werden. (bund)
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