Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
14.08.2023 | 08:17 | Nutztierhaltung 

EU-Tierschutzgesetzgebung: Frankreich will Wettbewerbsverzerrungen angehen

Paris / Brüssel - Nach Konsultationen mit den relevanten Interessengruppen hat sich die französische Regierung zur erwarteten Überarbeitung der europäischen Tierschutzgesetzgebung positioniert.

Nutztierhaltung in der EU
Die französische Regierung drängt hinsichtlich der Überarbeitung der europäischen Tierschutzgesetzgebung auf eine stärkere Harmonisierung des Binnenmarktes - Heimische Standards auch bei Importen anwenden - Mehrkosten auf alle Schultern verteilen. (c) proplanta
Wie das Landwirtschaftsministerium vergangene Woche mitteilte, wurden auf Basis des Dialoges Vorschläge erarbeitet, die jetzt der EU-Kommission zugeleitet wurden. Demnach sieht Paris die Brüsseler Behörde insbesondere in der Pflicht, auf eine stärkere Harmonisierung des Binnenmarktes hinzuarbeiten, um Wettbewerbsverzerrungen zwischen den Mitgliedstaaten abzubauen.

Eng verbunden ist damit für die französische Regierung die Anwendung europäischer Standards auch auf Importe aus Drittstaaten. Vorgeschlagen wird, diese „Spiegelklauseln“ in den neuen Rechtstexten zu verankern. Ebenfalls im Kontext des innereuropäischen Wettbewerbs dürfte die Forderung nach einer Verbesserung der Haltungs- und Transportbedingungen von Nutztieren zu verstehen sein.

In diesem Zusammenhang drängt Paris auf ein Verbot des Kükentötens, Vorgaben zur Schmerzbehandlung beziehungsweise -ausschaltung bei Eingriffen wie der Ferkelkastration sowie die Pflicht zur Ernennung eines Tierschutzbeauftragten in den Betrieben, wie es in Frankreich bereits Praxis ist.

Besonderes Augenmerk sollte aus französischer Sicht auch den zu erwartenden Mehrkosten geschenkt werden. Diese müssten von allen Akteuren der Wertschöpfungskette bis hin zum Verbraucher getragen werden, heißt es. Hinsichtlich einer Tierwohlkennzeichnung spricht sich Frankreich für eine Lösung auf freiwilliger Basis aus.

Übergang langfristig gestalten



Grundsätzlich angemahnt wird von Paris ein langsamer Übergang. Die Umstellung der Systeme könne nicht unmittelbar erfolgen und müsse in einer langfristigen Übergangslogik gedacht werden, betont das Ministerium. Berücksichtigung finden müssten zudem neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, alternative Produktionsmethoden sowie Folgenabschätzungen.

Scharfe Kritik an Frankreichs Position übte die Stiftung der Schauspielerin Brigitte Bardot. Aus Sicht der Tierrechtsorganisation fehlt es der Regierung an dem Willen, die Bedingungen in der Nutztierhaltung ernsthaft zu verbessern. Frankreich bremse Veränderungen auf europäischer Ebene aus und befürworte lediglich kosmetische Änderungen.

EU-Kommission am Zug



Die Vorschläge der EU-Kommission zur Überarbeitung der europäischen Tierschutzgesetzgebung werden in der zweiten Jahreshälfte erwartet. Ursprünglich angepeilt worden war der Zeitraum Juli bis September. Allerdings sind wichtige Vorschläge zuletzt mit einiger Verzögerung vorgelegt worden.

In Mai und Februar hatte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Stellungnahmen zur Verbesserung des Tierwohls bei verschiedenen Nutztieren abgegeben, die in die Überarbeitung einfließen sollen.
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 33 Rinder verendet - Zwei Jahre Bewährung für Landwirt

 Großbrand in Schweinemastanlage - Polizei schließt Brandstiftung aus

 Räumungsklage gegen Schlachthof Aschaffenburg Mitte Mai vor Gericht

 Rund 1.000 Landwirte beantragen 11,25 Millionen Euro für mehr Tierwohl

 Bio-Branche für sichere Finanzierung zum Umbau der Tierhaltung

  Kommentierte Artikel

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger