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12.11.2011 | 07:33 | Handelsabkommen 

Freihandelsabkommen mit China -oder- David gegen Goliath

Brugg - Der ferne Osten lockt. Die Schweiz befindet sich in Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit China. Bereits heute florieren die Exporte in diesen gigantischen Markt.

Handelsabkommen
Der Schweizerische Bauernverband (SBV) hat die damit verbundenen Chancen und Gefahren für die Schweizer Landwirtschaft in einer Arbeit analysiert. Die Bedrohung ist enorm, vor allem wenn man davon ausgeht, dass die Mängel in der chinesischen Lebensmittelqualität bald der Vergangenheit angehören. Der SBV fordert daher von der Schweizer Verhandlungsdelegation, die einheimische Landwirtschaft vor der chinesischen Übermacht zu schützen.

Seit Anfang Jahr verhandeln die Schweiz und China über ein Freihandelsabkommen. Zwei Verhandlungsrunden haben bereits stattgefunden, eine weitere ist bis Ende Jahr geplant. Die Schweizer Regierung erhofft sich davon einen verbesserten Zutritt zum gigantischen und wirtschaftlich aufstrebenden chinesischen Markt. Der gemeinsame Handel verzeichnet bereits heute ein enormes Wachstum und dürfte durch ein Freihandelsabkommen in beiden Richtungen zulegen.

Für die Schweizer Landwirtschaft birgt das Abkommen jedoch eine grosse Gefahr. Aufgrund seiner Grösse kann China alles produzieren, was die Schweizer Bauern anbieten. Nur viel günstiger und in bedeutend grösseren Mengen.

Um das Gefahrenpotenzial abschätzen zu können, hat der Schweizerische Bauernverband (SBV) die Lage und mögliche Auswirkungen analysiert. Die Resultate versprechen durchaus Vorteile für die Schweizer Ernährungswirtschaft. So gibt es einige verarbeitete Lebensmittel wie Wein, Milchpulver und eventuell sogar Käse, die auf dem chinesischen Markt ein Verkaufspotential haben. Auf der anderen Seite sind die Lebensmittelimporte aufgrund von Mängeln hinsichtlich Qualität und Sicherheit noch sehr beschränkt.

Der SBV macht sich aber keine Illusionen. Die chinesische Landwirtschaft ist durchaus fähig, ihre Produktion innert kürzester Zeit anzupassen und die gewünschte Qualität zu besten Konditionen zu liefern. Besonders für die Lebensmittelverarbeitung und im Gastrokanal könnten diese schnell sehr bedeutsam werden. Der einzige Schutz für Frischprodukte bliebe die grosse Distanz zwischen den beiden Ländern.

Da China für die Schweizer Wirtschaft ein bedeutender Markt ist, befürchtet der SBV bei den Verhandlungen viel Konzessionsbereitschaft von Seiten der offiziellen Schweiz. Zugeständnissen im Agrar- und Lebensmittelbereich, die über bestehende WTO-Kontingente hinaus gehen, sind nicht auszuschliessen. Um eine Öffnung für Lebensmittel zu erreichen, könnte China beispielsweise den Bankenbereich blockieren.

Der SBV verlangt, dass die Landwirtschaft vom Abkommen ausgenommen wird oder sich dieses zumindest auf Produkte beschränkt, die in der Schweiz nicht hergestellt werden. Alles andere wäre mittelfristig eine Existenzfrage für die einheimischen Bauern, die unter ganz anderen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und gesetzlichen Voraussetzungen wirtschaften müssen. (sbv)
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