Vergangene Woche sind die ersten Vorschläge von EU-Agrarkommissar Dacian
Ciolos durchgesickert. Hier zeichnen sich beträchtliche Kürzungen und zusätzliche bürokratische Auflagen für die bayerischen Bauern ab. Von Seiten der Wissenschaft gibt es beachtliche Argumente, warum die Direktzahlungen für die Landwirtschaft existenziell wichtig sind.
Drei Institute, das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg, das Landbauökonomische Institut in Wageningen (NL) und das Europäische Zentrum für Umweltforschung in Tilburg (NL) zeigen auf, welche Folgen eine Kürzung der Agrarbeihilfen und ein Ende des Außenschutzes haben würden: In benachteiligten Regionen würde die Landaufgabe drohen, die Umweltsituation würde sich verschlechtern. Die Bauernfamilien würden über die landwirtschaftliche Produktion kein ausreichendes Einkommen mehr erzielen können. In Osteuropa müssten etwa 40 Prozent der Bauern und in den alten EU-Mitgliedstaaten rund 25 Prozent der Betriebe aufgeben.
Gut 60 Prozent machten im letzten Wirtschaftsjahr die EU-Direktzahlungen in Bayern aus, bei dem ohnehin sehr niedrigen Bruttomonatseinkommen von 1.700 Euro im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Die 200-seitige Studie der
EU-Kommission kommt zu dem Ergebnis, dass allein schon bei einer deutlichen Reduzierung der Direktzahlungen auch in Bayern jeder vierte Betrieb die landwirtschaftliche Erwerbstätigkeit aufgeben müsste.
Es geht um sehr viel, für die Bauern und für die gesamte Gesellschaft.
Agrarpolitik ist Gesellschaftspolitik. Die europäischen Bürger müssen sich fragen, welche Landwirtschaft sie in Zukunft wollen. Wenn die Bürger auch künftig sichere heimische Lebensmittel, einen Beitrag zur
Energieversorgung und eine schöne, flächendeckende Kulturlandschaft haben wollen, brauchen wir auch in Zukunft eine starke, europäische Agrarpolitik auf einem soliden finanziellen Fundament“, sagt der Generalsekretär des Bayerischen Bauernverbandes, Hans Müller. (bbv)