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25.08.2016 | 13:51 | Glyphosat-Debatte 
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Glyphosat oder kein Glyphosat: Das ist hier die Frage

Neubrandenburg - Die Wiederzulassung von Glyphosat erhitzt seit Monaten die Gemüter. Vertreter der Glyphosatgegner lancieren Pressemeldungen geradewegs so, als würden Landwirte oder das Landwirtschaftsministerium falsche Angaben zum Glyphosat-Einsatz auf Ackerflächen machen und stellen Behauptungen auf, die einer Überprüfung nicht standhalten.

Glyphosat-Einsatz
(c) proplanta
Dabei wurde die Verwendung bereits eingeschränkt. Beispielsweise wurde früher die Wirkung von Glyphosat dazu benutzt, um einzelne, unreife Getreideähren kurz vor der Ernte noch reifen zu lassen. Das ist heute verboten.

Vorwurf: Glyphosat würde häufiger eingesetzt, als behauptet

Wenn sehr viel Unkraut in Raps und Getreide wächst, was die Ernte erschweren oder komplett verhindern kann, darf Glyphosat eingesetzt werden. Das war in diesem Jahr aufgrund der schlechten Wetter- und Erntebedingungen stärker der Fall als sonst. Das Pflanzenschutzamt Mecklenburg-Vorpommern kontrollierte beispielsweise knapp 100 Äcker. Auf einem Viertel von ihnen wurde Glyphosat zur sogenannten Sikkation eingesetzt.

Die Sikkation wird von Verbrauchern kritischer wahrgenommen als der Einsatz nach der Ernte, wo Glyphosat gar nicht erst mit Getreide oder Raps in Berührung kommt. Das Pflanzenschutzamt hatte nur diesen Anwendungsfall kontrolliert – und nur darauf bezieht sich die Mitteilung. Die Behörde konnte im Sommer, als das Getreide noch stand, gar nicht überprüfen, ob Landwirte Glyphosat nach der Ernte einsetzen. Die Untersuchungsergebnisse in diesem Jahr zeigen, wie wichtig es ist, dass das Mittel auch für den oben beschriebenen Einsatzzweck zur Verfügung steht.

In der Pflanze wird vom Wirkstoff eine Aminosäure blockiert, die nur in Pflanzen, Pilzen und Bakterien vorkommen, aber nicht in Menschen und Tieren. Deswegen kann Glyphosat diese Wirkung nicht beim Menschen erzielen. Dass Glyphosat nur eine geringe toxische Wirkung hat, haben zahlreiche wissenschaftliche Studien in den letzten 40 Jahren bestätigt – so lange wird der Stoff schon eingesetzt.
 
Behauptung: Glyphosat bedrohe die Artenvielfalt

Auch die Behauptung, Glyphosat würde sich negativ auf die Artenvielfalt auswirken, also beispielsweise ganze Pflanzenarten ausrotten, kann so nicht standhalten. Zwar ist es Sinn des Mittels, andere Pflanzen, wie beispielsweise Kornblumen oder Mohnblumen in Getreidefeldern zurückzudrängen. Doch jeder kann mit bloßem Auge erkennen, dass daraus nicht der Umkehrschluss gezogen werden kann, diese Pflanzen würden gänzlich verschwinden. An Feldrändern, Straßenrändern und den von Landwirten angelegten Blühstreifen gibt es auch nach 40 Jahren Glyphosat-Einsatz Kornblumen, Kamille, Mohnblumen und Kräuter – und nicht nur dort.

Dürften Landwirte kein Glyphosat mehr einsetzen, müssten sie ihre Felder wieder mehr pflügen. Das hätte ebenfalls zum Ergebnis, dass weniger Unkraut in der Getreidekultur ist, erhöht dabei aber die Erosionsgefahr durch Wind und Wasser. Pflügen erhöht den Arbeitseinsatz mit schweren Landmaschinen. Der Treibstoffverbrauch und der CO2-Ausstoß würden sich erhöhen und damit das Getreide teurer machen.

Behauptung: Jede dritte Fläche ohne Notwendigkeit behandelt

Es wird plakativ dargestellt, dass „ein Viertel der kontrollierten Gerstenflächen mit dem Wirkstoff behandelt worden ist, jede dritte ohne Notwendigkeit.“ Klingt das nach viel? In Zahlen ausgedrückt, fand das Pflanzenschutzamt acht Äcker, auf denen laut Amt die erlaubten Behandlungsflächen überschritten wurden. Wie genau diese Überschreitung aussah, dazu liegen derzeit keine Informationen vor.
Fest steht aber: Die meisten Landwirte handeln verantwortungsvoll und haben schon allein aus Kostengründen kein Interesse daran, mehr Glyphosat auszubringen als nötig. Jeder Quadratmeter Land, der zusätzlich behandelt werden muss, kostet Geld für den Arbeitseinsatz und das Mittel selbst.

„Die Ideologen disqualifizieren sich wieder einmal in der Glyphosat-Debatte. Sie versuchen beim Verbraucher Ängste gegen den Landwirt zu schüren, der das Getreide für sein und unser tagtägliches Brot anbaut. Noch nie wurden Menschen in Deutschland so alt wie heute. Nie gab es hier so wenige Mangelerscheinungen. Und ich würde sogar behaupten, dass nirgends in der Welt noch hochwertigere und sicherere Lebensmittel hergestellt werden als in Deutschland. Das ist ein Verdienst der Landwirtschaft und es sollte der Beweis dafür sein, dass die Landwirte an den Berufsschulen, Fachschulen, Hochschulen und Universitäten eine ebenso gute Bildung erhalten, wie andere Berufsgruppen, z. B. die berühmten deutschen Ingenieure und Naturwissenschaftler“, sagt Detlef Kurreck, Präsident des Bauernverbandes M-V.
Pd
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Kommentare 
Robert schrieb am 26.08.2016 17:30 Uhrzustimmen(58) widersprechen(94)
Die unangemeldete und ‘erstmalige’ Kontrolle von Glyphosat wurde auch längst fällig, denn wenn 25 von 100 Bauern Glyphosat zur Sikkation einsetzen, klingt das nicht nach Ausnahmefällen, sondern nach gängiger Praxis, vor allem wenn man sich die letzten Wetterkapriolen und die zukünftige Wetterentwicklung anschaut. Und wenn man sich die Meldung genau anschaut, wird dort auch gesagt, dass 8 Sikkationen mit Glyphosat, also 33% der Fälle, gar nicht notwendig gewesen wären und das Ministerium jetzt erst intensive Betriebskontrollen durchführen will. Und wenn man dann noch weiß, dass zwar jedes Jahr zwar 5 Mio Lebensmittel auf landwirtschaftliche Pestizide untersucht werden, aber nur 1.200 davon auf Glyphosat ist das fahrlässig. Denn Glyphosat wird auf 40% der Ackerfläche als von 100.000 Landwirten eingesetzt, wie im ZDF WISO Magazin erklärt wird ab 4:20: http://www.zdf.de/wiso/glyphosat-im-honig-44206590.html Kein Wunder also, dass bei 75% der 2000 untersuchten deutschlandweiten Urinproben Glyphosatrückstände gefunden wurden. Und wer bei diesen Fakten behauptet, dass unsere Lebensmittel sicher seien, muss dafür erstmal die Kontrollen verschärfen. Denn es gibt hunderte Studien von internationalen Wissenschaftlern, die belegen, dass Glyphosat Darmbakterien bei Menschen und Tieren tötet, Allergien schon bei Kindern fördert, in den Hormonhaushalt eingreift, Zellen schädigt und Missbildungen fördert: Wie Studien belegen wird Glyphosat sogar über die Plazenta an die ungeborenen Föten von Schweinen übertragen, denn schon in den Organen von totgeborenen und missgebildeten Ferkeln wurden Glyphosatrückstände gefunden. 
http://www.ackergifte-nein-danke.de/news/68-glyphosatwerte-in-den-organen/view.html 
Und das Glyphosat krebserregend ist, wurde ebenfalls in zahlreichen Studien bewiesen. 
 http://www.umweltinstitut.org/images/gen/aktionen/Roundup/Studien-Glyphosat.pdf Selbst die geheimen Studien von Monsanto aus den 80er Jahren, die 2015 dank einer US Senatsbeschluss offengelegt werden mussten, haben gezeigt, dass Glyphosat krebserregend ist und diese Ergebnisse von Monsanto vertuscht wurden. 
 http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/krebs/vorbeugung/geheime-studien-aufgetaucht-us-forscher-erzwingen-herausgabe-geheimer-studien_id_5140118.html Und wenn man sich dann noch den Deutschen Bauernverband anschaut, der geleitet wird von den Vorstandsmitgliedern, Michael Heß, der eigentlich Vizepräsident von BASF ist und Dr. Helmut Schramm, der Geschäftsführer bei Bayer Crop Science ist, sollte jeder Landwirt und Verbraucher skeptisch werden. Denn sowohl BASF als auch BAYER produzieren Glyphosat Herbizide und verdienen Milliarden mit Medikamenten gegen Krebs, Allergien und Diabetes. Und auch der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter ist zahlendes Mitglied des Bauernverbandes, der wiederum die Interessen seiner Mitglieder vertritt, nämlich die der Glyphosathersteller:
Monsanto, Bayer, Syngenta und Co. Und wer behauptet, dass Glyphosat nicht die Artenvielfalt einschränkt, sollte Beweise vorlegen oder sich diese wissenschaftliche Studien durchlesen, die belegen, wie Glyphosat z.B. die Bienen beeinflusst: 
 https://www.mellifera.de/ueber-uns/presse/mitteilungen/glyphosat-beeintraechtigt-das-orientierungsverhalten-der-bienen.html Die Regenwürmer: http://www.agrarheute.com/news/studie-naehrstoffverluste-weniger-regenwuermer-glyphosat Wie Glyphosat die Biodiversität bedroht, erklärt hier der Experte für Pflanzenschutzmittel beim Bundesumweltamt, Jörn Wogram: 
http://www.dw.com/de/glyphosat-zerstört-artenvielfalt/a-19245865 Denn es geht nicht nur um Glyphosat sondern auch um das noch giftigere Abbauprodukt AMPA:
 https://www.testbiotech.org/sites/default/files/Basistext_Glyphosat_Testbiotech__0.pdf Und Glyphosat tötet im Gegensatz zu den Studien von Monsanto, auch Wurzelmasse, Blätter, Regenwürmer und bindet z.B. Mangan, Magnesium und Eisen, also die Nährstoffe, die die Pflanze braucht um Sonne in Energie umzuwandeln. Aber gut, dass BAYER, BASF und Co genau diese Dünger auch im Sortiment haben, wie Bio-Landwirt Felix Prinz zu Löwenstein erklärt: http://www.fr-online.de/rhein-main/felix-prinz-zu-loewenstein--um-gut-zu-essen--muss-man-nicht-mehr-ausgeben-,1472796,34489160.html Daher würde ich mich freuen, wenn ein Fachmagazin wie ProPlanta auch seine Quellen für die in den Artikeln getätigten Behauptungen angibt, denn im Internetzeitalter werden die Landwirte und Verbraucher zu mündigen Bürgern, die nachprüfen können, was die Experten uns erzählen.
cource schrieb am 26.08.2016 09:16 Uhrzustimmen(92) widersprechen(46)
warum liefert die bauernschaft immer wieder solche steilvorlagen, Zitat: "Noch nie wurden Menschen in Deutschland so alt wie heute. Nie gab es hier so wenige Mangelerscheinungen. Und ich würde sogar behaupten, dass nirgends in der Welt noch hochwertigere und sicherere Lebensmittel hergestellt werden als in Deutschland." das gegenteil ist leider der fall: nur die kriegs- und nachkriegsgeneration erreichte, wegen der hungerjahre, ein alter von 80ig bis 100 jahren, die nachfolgenden generationen wurden schon gemästet und erreichen nur noch durch die künstliche lebensverlängerung wie dialyse und herzkatheter, ein alter bis durchschnittlich 85 Jahre und die babyboomer leiden unter allen möglichen krankheiten die die kriegsgenrationen kaum kannten---die landwirtschaft mästet nicht nur die tiere sondern auch den menschen damit er vorzeitig das zeitliche segnet---den löffel abgibt
felix schrieb am 25.08.2016 16:36 Uhrzustimmen(69) widersprechen(99)
Mit beinahe allem einverstanden, ausser mit der präsidialen Behauptung (Zitat): ..." dass nirgends in der Welt noch hochwertigere und sicherere Lebensmittel hergestellt werden als in Deutschland". Da wurde das Nachbarland Schweiz vergessen mit höchstem Tierschutz, schärfsten Auflagen im Pflanzenschutz, stärkstem Kulturland- und Waldschutz, vorallem aber mit tatsächlicher Umsetzung der erlassenen Vorschriften, scharfen Kontrollen und drakonischen Strafen bei Verstössen.
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