Agrarministerin Julia Klöckner führe die Bürger zudem an der Nase herum: «Natürlich gibt es Alternativen, die längst von Wissenschaftlern, Tier- und Verbraucherschützern anerkannt sind - zum Beispiel die
Kastration unter Narkose. Die
Fleischindustrie stemmt sich gegen die tierschutzgerechten Lösungen, in erster Linie um Kosten zu sparen», sagte Hofreiter der Deutschen Presse-Agentur.
«Frau Klöckner darf sich nicht länger zur Anwältin einzelner Billigfleischhersteller machen, sondern muss sich endlich für den Tierschutz einsetzen.»
Die Koalition hatte sich darauf verständigt, die Kastration von Ferkeln ohne Betäubung zu verbieten. Die Unionsfraktion hat nun aber mitgeteilt, dass es am Freitag eine Verständigung auf einen
Gesetzentwurf gegeben habe, mit dem die
Übergangsfrist bis zum vollständigen Verbot um zwei Jahre verlängert wird.
Unionsfraktionsvize Gitta Connemann erklärte am Samstag: «Ohne ein Handeln des Gesetzgebers würden gerade die kleinen Höfe ab dem kommenden Jahr vor einem unlösbaren Problem stehen.» Es gebe derzeit keine marktgängige oder praktikable Alternative zur betäubungslosen Ferkelkastration.
Erforderliche
Tierarzneimittel seien noch nicht zugelassen, alternative Verfahren würden bislang von Handel und Verbrauchern nicht akzeptiert. «Ein Verbot ohne Alternative würde viele
Sauenhalter zur Aufgabe zwingen», sagte sie. Die Folge wäre die
Abwanderung der
Ferkelerzeugung ins Ausland.
Auch die Verbraucherorganisation
Foodwatch kritisierte den Aufschub. «Das ist einer modernen, aufgeklärten Demokratie unwürdig», sagte Kampagnendirektor Matthias Wolfschmidt der dpa.
«Die blutige und schmerzliche Tortur könnte Millionen von männlichen Ferkeln sofort durch die Immunokastration erspart werden - ohne Risiken und Nebenwirkungen für aufgeklärte Verbraucherinnen und Verbraucher.»
Bei der Immunokastration wird mit einer Art Impfstoff die Bildung der Geschlechtshormone von vornherein verhindert; die Wirkung kommt einer Kastration gleich.