Nach neuesten Informationen handele es sich nicht nur um drei Millionen, sondern zehn Millionen Eier, sagte Meyer am Freitag im ZDF. «Ich glaube, in Deutschland weitet es sich weiterhin aus.» Der Höhepunkt dieses Gifteier-Skandals sei noch nicht erreicht. Bislang gebe es aber noch keine Hinweise, dass auch von Hühnerfleisch eine
Gesundheitsgefahr ausgeht. «Aber wir untersuchen auch das jetzt.» Produkte, in denen Eier verarbeitet wurden, würden ebenfalls unter die Lupe genommen.
Auch NRW-Agrarministerin rechnet mit deutlich mehr belasteten EiernDer Skandal um giftbelastete Eier wird sich nach Einschätzung der nordrhein-westfälischen
Agrarministerin Christina Schulze Föcking (CDU) noch ausweiten. «Stand heute müssen wir von sehr viel mehr belasteten Eiern ausgehen, da aus den Niederlanden täglich neue Meldungen auftauchen», sagte sie der «Rheinischen Post» (Freitag).
Am vergangenen Wochenende hatte ihr Ministerium mitgeteilt, es seien 875.000 Eier in den NRW-Handel gelangt, danach waren bereits weitere belastete Chargen in Packstationen entdeckt worden. «Wir erwarten, dass die Niederlande ihre Untersuchungen in Kürze abschließen und uns dann endlich eine komplette Liste mit Nummern vorlegen», sagte die Ministerin weiter.
Inzwischen sind nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums zwölf Bundesländer betroffen. Eine Schlüsselrolle haben demnach Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Ein Ursprung des Skandals sind Fipronil-belastete Eier aus den Niederlanden, die auch in Deutschland in den Handel gelangten.
Giftbelastete Eier auch in Rheinland-PfalzAuch in Rheinland-Pfalz sind mit Fipronil belastete Eier aufgetaucht. Das sagte eine Sprecherin des Landesuntersuchungsamtes in Koblenz am Freitag auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur. Mehr Informationen würden in Kürze bekanntgegeben. Zuvor waren mit dem Insektizid belastete Eier bereits in zahlreichen anderen Bundesländern entdeckt worden. Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike
Höfken (Grüne) hatte am Donnerstag mitgeteilt: «Unsere Behörden sind für den Fall, dass belastete Eier auch nach Rheinland-Pfalz geliefert wurden, vorbereitet».
Branche: Keine Fipronil-Eier mehr in niederländischen SupermärktenAus den niederländischen Supermärkten sind nach Angaben des Handels alle mit dem Insektizid Fipronil belasteten Eier entfernt worden. Das erklärte ein Sprecher des Verbandes des Lebensmittelhandels am Freitag im niederländischen Radio. Bis zur Öffnung der Geschäfte am Freitagmorgen seien die Regale geräumt worden.
Am Vorabend hatte die Lebensmittelkontrollbehörde NVWA die Liste aller Prüfnummern von belasteten Eier veröffentlicht. Danach bleiben die
Betriebe von 138 Geflügelhaltern gesperrt. Das sind etwa 20 Prozent aller niederländischen Legebetriebe. Tests der NVWA hatten Spuren des Insektizids in den Eiern nachgewiesen.
In einem bereits früher bekanntgewordenen Fall war die Konzentration so hoch, dass die Behörde von einer akuten Gesundheitsgefahr gewarnt hatte. In 59 Fällen sollten Kinder die Eier der Charge nicht essen. In den meisten Fällen lagen die Werte nach Angaben der NVWA deutlich unter den zugelassenen Grenzwerten und gebe es kein Gesundheitsrisiko.
Niederländische Geflügelzüchter klagen über Eier-VerkaufsstoppDer Verband der niederländischen Geflügelzüchter hat den Verkaufsstopp von niederländischen Eiern in deutschen Supermärkten kritisiert. «Alle niederländischen Eier, die nun in den Handel kommen, sind garantiert frei von Fipronil», sagte der Vorsitzende des Verbandes, Eric Hubers, am Donnerstag im niederländischen Radio. Am Vorabend hatten der Lebensmittelhändler
Rewe und seine Discounttochter Penny angekündigt, wegen des Skandals um das Insektengift alle Eier aus den Niederlanden aus dem Verkauf zu nehmen. Hubers nannte die Maßnahmen und Warnungen auch der Behörden im eigenen Land für überzogen. «Das ist Panikmache, denn man weiß, dass es keine Risiken gibt.»
Bislang waren in den Niederlanden in 28 Betrieben mit Fipronil belastete Eier entdeckt worden, in Deutschland geht in einem. Insgesamt 180 Betriebe wurden in den Niederlanden gesperrt, bis die Testergebnisse vorliegen. Sie alle hatten ihre Ställe mit einem Anti-Läusemittel gereinigt, dem das für
Nahrungsmittel verbotene Insektizid beigemischt war. Die
Züchter erwarten wegen der Affäre große Einkommensverluste. 60 bis 70 Prozent der niederländischen Eier werden exportiert, vorwiegend nach Deutschland.
Eierbetriebe in Belgien bleiben vorerst gesperrtIn Belgien bleiben nach Angaben der Lebensmittelsicherheitsbehörde FASNK weiter Betriebe gesperrt. Zur Zahl wollten sich mit Verweis auf laufende Ermittlungen weder die Staatsanwaltschaft noch die Behörde äußern. Die Betriebe sollen erst wieder Eier ausliefern dürfen, wenn bei Prüfungen kein Fipronil in ihren Erzeugnissen feststellt wird. Geschäfte sind gehalten, Eier aus den betroffenen Betrieben aus dem Verkehr zu ziehen. Belastete Eier werden zerstört.
Einen Aufruf an Verbraucher, bestimmte Chargen nicht zu nutzen, gibt es in Belgien bislang nicht. Der Fipronil-Gehalt in den beanstandeten Eiern liege «weit unter den auf europäischer Ebene vereinbarten Obergrenzen», teilte die FASNK am Donnerstagabend in Brüssel mit.
Minister: Frühwarnsystem bei Gift-Eiern funktioniertIm Skandal um Gift-Eier hat Brandenburgs Verbraucherschutzminister Stefan Ludwig (Die Linke) das europäische Frühwarnsystem gelobt. Die Information über möglicherweise belastete Eier sei «sehr schnell» weitergegeben worden, sagte Ludwig am Freitag im RBB-Inforadio. Zudem gebe es im Internet aktuelle Informationen. Auch der Handel habe sehr «akkurat reagiert» und die Eier aus dem Verkauf genommen, noch bevor staatliche Maßnahmen angeordnet werden mussten.
Mit Fipronil verseuchte Eier waren auch in Brandenburg nachgewiesen worden. Sie wurden aber nur an ein Großlager geliefert und nicht flächendeckend im Land verteilt. Eine eigene Warnung habe Brandenburg daher nicht aussprechen müssen, erklärte der Minister. Fipronil wird in Ställen zur Bekämpfung von Schädlingen eingesetzt. Die belasteten Eier stammen aus den Niederlanden.
Der
Discounter Aldi hat mittlerweile deutschlandweit sämtliche Eier aus den Verkauf genommen. Es handele sich um eine «reine Vorsichtsmaßnahme», hieß es. Es könne weiter von keiner gesundheitlichen Beeinträchtigung ausgegangen werden.