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20.06.2012 | 15:38 | Schuldenkrise 

IWF erhält mehr Geld für Krisenfälle von G20

Los Cabos - Die G20 rüsten ihre Finanz-Feuerwehr auf: Die stärksten Volkswirtschaften der Erde überweisen dem Internationalen Währungsfonds (IWF) deutlich mehr Geld, um rund um den Globus strauchelnden Staaten beizuspringen.

Finanzkrise
(c) proplanta
Das gab IWF-Chefin Christine Lagarde am Montagabend (Ortszeit) am Rande des G20-Gipfels im mexikanischen Badeort Los Cabos bekannt. Insgesamt erhöht sich der IWF Schutzwall durch zusätzliche Zusagen auf mehr als eine Billion US-Dollar.

Allerdings ist Europa im Kampf gegen die Schuldenkrise zuallererst selbst gefordert.

Die Gruppe der 20 (G20) fordern in der Abschlusserklärung, die der Nachrichtenagentur dpa als Entwurf vorlag, dass die Eurozone in der Pflicht ist, die Finanzmärkte zu beruhigen, Vertrauen zurückzugewinnen und Wachstum zu schaffen.

Für Irritationen sorgte zum Abschluss des ersten Arbeitstages die Absage des wichtigen Treffens von US-Präsident Barack Obama mit seinen Kollegen aus Europa. Ob eine Verstimmung oder protokollarische Gründe dahinterstanden, blieb zunächst offen.

Aus den Delegation verlauteten verschiedene Versionen. Es habe keinen Gesprächsbedarf mehr gegeben, sagten europäische Diplomaten.

Das offizielle Programm habe sich sehr verzögert, so dass es schlicht zu spät gewesen sei, verlautete aus der US-Delegation. Möglicherweise wollte die Runde am Dienstag doch noch zusammenkommen.

Zwischen den USA und den Europäern gibt es weiter Streit über den richtigen Weg, die Schuldenkrise einzudämmen. Die USA dringen seit Monaten auf eine rasche Lösung - notfalls auch mit Milliarden-Ausgaben. In der EU sperrt sich vor allem Deutschland gegen überhastete Lösungen, die nur auf Kredit finanziert werden können.

Insgesamt tat sich der Gipfel schwer, zumindest grobe Linien für ein gemeinsames Handeln in der Euro-Schuldenkrise abzustecken. Die G20 suchte vergeblich den Schulterschluss - stattdessen gab offen ausgetragenen Streit.

Die Abschlusserklärung, die am Dienstag verabschiedet werden sollte, ging über meist bekannte Absichtserklärungen kaum hinaus.

Die Staaten der Eurozone sagten zu, sich weiter anzustrengen. Im Entwurf der Abschlusserklärung versicherte sie, alles nur Nötige zu tun, um ihre Finanzen in Ordnung zu bringen.

Zum Auftakt des Treffens an der Pazifikküste gab es gegenseitige Schuldzuweisungen. Die USA, China, Indien und Südkorea zeigten sich tief beunruhigt, dass die Schuldenkrise weiter schwelt und schlimmstenfalls die Weltwirtschaft bedroht. Bei allem Verständnis für die Lage der Europäer gab es viele kritische Töne.

Einseitige Schuldzuweisungen wies Bundeskanzlerin Angela Merkel entschieden zurück. Die Schuldenkrise sei eben nicht allein Problem der Europäer, auch andere Wirtschaftsmächte stünden in der Pflicht, sagte sie. «Hier wird jeder Kontinent seinen Beitrag leisten müssen.»

Schwer verärgert war EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso: «Wir lassen uns hier von niemandem belehren.» Die Krise sei nicht von Europa ausgelöst worden, sondern habe in den USA ihren Ausgang genommen.

Um der Kritik zu begegnen, wollten die Euro-Länder in der Abschlusserklärung eine Garantie abgeben. «Die Mitglieder der Eurozone in der G20 werden alle notwendigen politischen Maßnahmen ergreifen, um die Integrität und Stabilität des Währungsraums zu sichern.»

Die G20 fordern, dass die Euro-Länder mit der neuen Regierung in Griechenland zusammenarbeiten müssten, um das Land am Rande des Bankrotts auf Reformkurs und in der Währungsgemeinschaft zu halten. Die von Spanien geplante Banken-Rekapitalisierung im Umfang von bis 100 Milliarden Euro wird begrüßt.

Der IWF rechnete vor, dass nach der Zusage weiterer Länder die Mittel um insgesamt 456 Milliarden US-Dollar aufgestockt.

Im Frühjahr waren zunächst zusätzliche bilaterale Kredite von Mitgliedern in Höge von insgesamt 430 Milliarden US-Dollar versprochen worden. Davon schultern die Euro-Länder umgerechnet 150 Milliarden Euro.

Deutschland steuert über die Bundesbank rund 41,5 Milliarden Euro bei. Die USA lehnen eine Mittelaufstockung bisher strikt ab.

Nach Angaben von Lagarde haben zwölf weitere Mitgliedsländer Zusagen gemacht. Damit erhöhe sich die Zahl der Länder, die frische Mittel beitragen, auf insgesamt 37.

Es ist der siebte G20-Gipfel seit November 2008, als die Staats- und Regierungschefs erstmals zusammengekommen waren, um das Weltfinanzsystem nach der Pleite der US-Investbank Lehman Brothers vor dem Zusammenbruch zu bewahren.

Hilfsorganisationen beklagten weiter, dass die G20 zu wenig zur Sicherung der Nahrungsmittelversorgung in armen Ländern machten.

Wichtige Themen kämen im Entwurf der Abschlusserklärung auf gar nicht vor, beklagte Oxfam-Sprecher Jörn Kalinski. Dazu zählten ein Ende der Förderung von Bio-Benzin als Treiber der Nahrungsmittelpreise oder mehr Investitionen in kleinbäuerliche Landwirtschaft. (dpa)
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