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14.07.2016 | 09:42 | Milchkrise 

Kieler Minister fordert schnelle Begrenzung der Milchmenge

Kiel - Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Robert Habeck dringt darauf, den Bauern in Europa ein zeitlich befristetes Mengenlimit für die Milchproduktion vorzuschreiben.

Milchmarkt aktuell
Die Milchkrise beschleunigt überall das Höfesterben. Mit jedem Liter, den sie melken, verlieren die Bauern Geld. Da sie die Produktion nicht drosseln, fordert der Kieler Minister Habeck ein verordnetes Mengenlimit. Dies soll die Bundesregierung in Brüssel durchsetzen. (c) proplanta
«Das ist ein harter Schritt, aber er ist der Ignoranz und Untätigkeit des letzten Jahres geschuldet», sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur angesichts der seit 2014 anhaltenden Milchpreiskrise.

Die Wirtschaft zeige keine Bereitschaft, freiwillig die Menge zu reduzieren. Eine vorübergehende entschädigungslose Mengenbegrenzung müsse spätestens im September greifen. Nun müsse die Sonderkonferenz der Agrarminister an diesem Freitag in Brüssel ein starkes Signal für die Tagung des EU-Agrarrats am Montag geben, forderte Habeck.

Nach seiner Ansicht gehen der Bund und die EU die Ursache der Milchkrise, nämlich die zu großen Milchmengen, bisher nicht an. «Beide haben zu lange blind dem freien Spiel des Marktes vertraut», sagte Habeck. Die Minister der von den Grünen geführten Agrarressorts in Deutschland hätten etliche konkrete Vorschläge gemacht, wie es gehen könne. Dies reiche von Bonusprogrammen über eine Kopplung der Liquiditätshilfen an eine Mengenreduzierung bis hin zu einer Reform der Lieferbeziehungen zwischen Milcherzeugern und Meiereien.

Zwar habe auch Bundesminister Christian Schmidt (CSU) erklärt, Hilfen an eine Mengenreduktion binden zu wollen, sagte Habeck. «Aber das ist nicht mit konkreten Maßnahmen unterlegt.» Für die angekündigte Hilfen von mindestens 100 Millionen Euro habe die Bundesregierung kein abgestimmtes Konzept, ob und wie das Geld gezahlt wird.

Die Forderung des Bauernverbandes nach finanziellen Ausstiegshilfen für Betriebe seien der falsche Weg, sagte Habeck. «Es darf nicht darum gehen, die Zahl der Bauernhöfe zu reduzieren, sondern die Menge der Milch muss runter, um so den Milchpreis zu erhöhen.» Die Betriebe bräuchten eine Perspektive und müssten aus der Schuldenfalle herauskommen können.

In Schleswig-Holstein nahm die Milchproduktion seit 2007 kontinuierlich zu, während die Zahl der Erzeuger stark sank. Im letzten Jahr hat sich das Höfesterben dabei stark beschleunigt. Nach Angaben der Landwirtschaftskammer wurden bis 2007 gut zwei Jahrzehnte lang im Norden jährlich rund 2,35 Millionen Tonnen Milch erzeugt.

Die Zahl der Milchkuhhalter fiel von 16.000 im Jahr 1984 über gut 7.500 im Jahr 1999 auf nunmehr deutlich unter 4.000. Im Juni des laufenden Jahres lieferten noch 3696 Höfe Milch an eine Meierei, nachdem es vor einem Jahr 3.988 waren. Damit gaben binnen eines Jahres rund 100 Betriebe mehr auf als im Zehn-Jahre-Schnitt. Die Experten der Kammer befürchten, dass im Jahr 2020 weniger als 3.000 Milcherzeuger übrig bleiben werden.
dpa/lno
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