In einem Schreiben an den für lebensmittelrechtliche Fragen zuständigen EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis weist die Ministerin darauf hin, dass immer mehr Verbraucher ihre Kaufentscheidung auch bei verarbeiteten
Lebensmitteln mit Ei als Zutat in Kenntnis der
Haltungsform treffen wollten. Sie forderten diese Transparenz beispielsweise für gefärbte Ostereier, eihaltige Backwaren und Nudeln ebenso ein. Einige Lebensmittelunternehmen würden bereits freiwillig auf die
Haltungsbedingungen derLegehennen hinweisen.
Eine einheitliche europäische Lösung wäre laut Klöckner für alle Beteiligten aber am sinnvollsten. Das hatte sie auch bereits bei der Verbraucherschutzministerkonferenz (VSMK) im Mai betont. Eine EU-Regelung würde eine Zersplitterung des europäischen Rechts vermeiden und ein reibungsloses Funktionieren des Binnenmarktes ermöglichen, so die Ministerin.
Die CDU-Politikerin weist darauf hin, dass eine große Zahl der Bundesländer sie in dieser Forderung unterstütze. Bislang hat sich die EUKommission jedoch zurückhaltend gegeben. Das gilt auch für etliche Mitgliedstaaten, insbesondere die osteuropäischen, wo die Haltung von Legehennen in ausgestalteten Käfigen noch einen relativ hohen Anteil an der
Eierproduktion einnimmt.
Von der Kommission ist zumindest in den nächsten Monaten keine konkrete Aussage oder Entscheidung zu diesem Thema zu erwarten. Fest steht, dass der bisherige Gesundheitskommissar Andriukaitis aus Altersgründen seinen Posten abgeben und dem neuen Kollegium nicht mehr angehören wird. Zudem werden die neuen Kommissare und damit auch der potentielle Nachfolger des Litauers frühestens Ende Oktober ihr Amt aufnehmen.
Keine weitere Zeit verlierenDerweil begrüßte die auch für Ernährungsfragen zuständige rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike
Höfken den Vorstoß Klöckners zur EU-weiten Kennzeichnung eihaltiger Produkte. Rheinland-Pfalz setze sich bei der Bundesregierung schon seit Jahren für ein solches Labeling analog zur Frischeikennzeichnung ein; auch die
Geflügelhalter unterstützten dies. Es gelte, den heimischen, tiergerecht erzeugten Eiern durch die Kennzeichnung und die Transparenz den Marktzugang zu erleichtern, betonte Höfken. Wichtig sei es, keine weitere Zeit zu verlieren.
Sei eine EU-weite Umsetzung nicht zeitnah möglich, müsse Klöckner im Sinne des Tierschutzes schnell eine bundeseinheitliche Lösung vorlegen, so die Grünen-Politikerin. Daher fordere sie parallel dazu die Erarbeitung einer nationalen Regelung.
Für im
Lebensmitteleinzelhandel angebotene Frischeier gilt die Haltungskennzeichnung bereits seit Anfang 2014: Dabei steht die 0 für Bio, die 1 für Freiland-, die 2 für Boden- und die 3 für Käfighaltung. Anschließend folgt der Ländercode, der besagt, woher das Ei stammt.
Jüngsten Schätzungen zufolge wird in Deutschland gut die Hälfte aller Eier von den privaten Haushalten als Schaleneier gekauft; der Anteil über Großverbraucher und der Außer-Haus-Verzehr beläuft sich auf etwa 17 %. In Form verarbeiteter Produkte gelangen rund 30 % aller in Deutschland verbrauchten Eier über die
Lebensmittelindustrie zum Konsumenten.