Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
25.12.2015 | 14:49 | Früherer Brotkorb Afrikas 

Landreform in Simbabwe trägt Früchte

Mazowe / Harare - Der Farmer Baldwin Mazango sprüht geradezu vor Stolz, wenn er Besuchern in Simbabwe seinen Betrieb zeigt.

Hirse
Simbabwes Präsident Robert Mugabe steht schon lange in der Kritik. Mit seiner umstrittenen Landreform hat er die Wut weißer Bauern auf sich gezogen - denn die wurden schlichtweg enteignet. Aber inzwischen trägt die Reform Früchte, vor allem für die schwarze Bevölkerung. (c) proplanta
Mais und Kartoffeln wachsen in sauberen Reihen, Gurken reifen in drei Gewächshäusern, auch Zwiebeln und Sojabohnen gedeihen. Zudem züchtet der 30-Jährige Rinder, Ziegen und Hühner, die vor einer grünen Hügelkette weiden.

Das Szenario in Mazowe etwa 30 Kilometer nördlich der Hauptstadt Harare ist idyllisch - die Geschichte, die dahintersteht, ist es nicht.

Mazango ist einer von zahlreichen schwarzen Bauern, die von der umstrittenen Landreform in dem Staat im südlichen Afrika profitiert haben. Der ebenso umstrittene Präsident Robert Mugabe hatte die Reform 1980 angeordnet, um insgesamt 13 Millionen Hektar Land, das von 6.000 weißen Farmern bewirtschaftet wurde, unter 260.000 schwarzen Familien aufzuteilen. Durch die Reform haben viele Weiße ihr gesamtes Lebenswerk verloren, weil sie oftmals gewaltsam enteignet wurden.

Gleichzeitig führte Mugabes Wirtschaftspolitik die ehemalige britische Kolonie zeitweise an den Rand des Ruins, denn statt erfahrener Landwirte standen plötzlich Menschen auf den Feldern, die noch nie Gemüse gepflanzt oder Tiere aufgezogen hatten.

Die Regierung schickte zwar manchmal Berater, einen Traktor, Samen, Dünger und Unkrautvernichtungsmittel - aber dann waren die Leute auf sich allein gestellt. Von 1999 bis 2008 schrumpfte die Wirtschaft Simbabwes um die Hälfte: Der frühere Brotkorb Afrikas musste nun selbst die meisten Lebensmittel importieren.

Die schwarzen Jungbauern freuten sich derweil über ihren neuen Besitz. «Ich schäme mich nicht, auf dieser Farm zu sein», erklärt Mazango. «Dies hier war unser Land, bevor wir damals vertrieben wurden.» Tatsächlich scheint sich die Geschichte zu wiederholen - nur umgekehrt. Denn Anfang der 1930er Jahre hatte die weiße Verwaltung der damaligen Kolonie Südrhodesien ein Landgesetz eingeführt, wonach der Besitz der fruchtbarsten Ländereien den Briten vorbehalten war.

Nach der Unabhängigkeit Simbabwes 1980 kündigte der Ministerpräsident und Hoffnungsträger Mugabe an, die schwarze und weiße Bevölkerung sollten Simbabwe gemeinsam entwickeln. Die Landreform wurde geboren, um das Agrarland gleichmäßiger zwischen der weißen Minderheit und der schwarzen Mehrheit aufzuteilen.

Aber mit der Jahrtausendwende nahm die Reform immer radikalere Züge an. Weiße Bauern wurden brutal enteignet, etwa zehn von ihnen getötet. Nur ganz selten habe es Entschädigungen gegeben, sagt der Vizepräsident des Bauernverbandes CFU, Peter Steyl. Zudem monieren Kritiker, dass sich Parteikollegen Mugabes von der ZANU-PF die besten Ländereien angeeignet hätten, statt armen Menschen eine Chance zu geben. «Die Reform war ein Werkzeug politischer Vetternwirtschaft», sagt Obert Gutu von der Oppositionspartei MDC.

Derweil haben Mazango und manche seiner Kollegen das Farmerhandwerk erlernt und die Produktion einiger landwirtschaftlicher Erzeugnisse wieder fast auf den Stand gebracht, die sie vor der Landreform hatte. Manche übersteigen die frühere Produktion sogar. Erfolge verbuchten vor allem die Tabak-, Zucker- und Hirseindustrie, sagt Sam Moyo vom Afrikanischen Institut für Agrarstudien. Erbsen und Zuckermais werden nach Angaben der nationalen Farmervereinigung nach Europa exportiert.

«Wir hatten viele Rückschläge, aber wir haben daraus gelernt», betont Mazango. Er beschäftigt mittlerweile sechs Mitarbeiter, hat ein Bewässerungssystem installiert und besitzt ein Haus und ein Auto.

Heute gibt es laut CFU noch etwa 300 weiße Farmer, von denen einige weiterhin dazu gedrängt würden, ihre Höfe zu verlassen. Allein in den vergangenen fünf Monaten habe ein halbes Dutzend von ihnen das Handtuch geworfen.

Einer, der geblieben ist, erläutert seine Beharrlichkeit: «Wenn man mich vertreibt, dann wird meine Familie alles verlieren, wofür wir gearbeitet haben, und meine Angestellten werden ohne Dach über dem Kopf und arbeitslos sein.» Seinen Namen will der weiße Großfarmer vorsichtshalber nicht nennen - und auch nicht öffentlich machen, wo sich seine Ländereien befinden. Aber wie viele andere hofft er, dass der Druck nachlässt, wenn der greise Mugabe seine Macht an die nächste Generation abgibt.
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Dürre im südlichen Afrika: Simbabwe erklärt Katastrophenzustand

 Warnungen vor Handelshürden bei Start neuer Brexit-Kontrollen

  Kommentierte Artikel

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet