Zudem soll es üblicher werden, in Restaurants kostenlos oder gegen geringe Gebühr Leitungswasser zu bekommen. Beides gehört zu einer Reform der Trinkwasser-Richtlinie, auf die sich nach Angaben von EU-Abgeordneten Vertreter des Europaparlaments und der EU-Staaten in der Nacht zum Donnerstag geeinigt haben.
Die Richtlinie von 1998 wird modernisiert. Dabei werden unter anderem Grenzwerte für Schadstoffe angepasst, wie der Grünen-Abgeordnete Sven Giegold sagte. Demnach wurde der Grenzwert für das gesundheitsschädliche Blei auf fünf Mikrogramm pro Liter halbiert.
Erstmals sei ein Grenzwert für Bisphenol-A festgelegt worden - ein unter anderem in der Kunststoffherstellung eingesetzter Stoff, der im Verdacht steht, Einfluss auf das Hormonsystem zu nehmen und zu Unfruchtbarkeit zu führen.
Die Wasserversorger in Deutschland betonen, dass Trinkwasser das am besten kontrollierte
Lebensmittel sei und bei Verbrauchern hohes Vertrauen genieße. So meldet der Verband kommunaler Unternehmen aus einer Langzeitstudie, dass fast 93 Prozent der Befragten nach eigenen Angaben Leitungswasser trinken. 84 Prozent fänden die Qualität gut oder sehr gut.
Mit der Reform soll der bessere und billigere Zugang zu Trinkwasser verbindlich werden. Leitungswasser sei, was die Umwelt- und Energiebilanz angeht, besser als Mineralwasser, das weitere Transportwege zurücklegen müsse, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der EVP-Fraktion im EU-Parlament,
Peter Liese (
CDU) - Gratis-Trinkwasser in Restaurants ist mit der geplanten Novelle der Richtlinie aber nicht garantiert.
Es sei eine gute Idee, in Restaurants Leitungswasser umsonst oder für einen geringen Preis abzugeben, sagte Liese. «Wir als Europäische Union sollten dies den Restaurantbesitzern aber nicht vorschreiben.»
An vielen öffentlichen Stellen soll es aber bald Trinkwasserbrunnen geben. Nach Angaben Giegolds haben auch in Deutschland rund 500.000 Menschen keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Trinkwasser, vor allem Wohnungslose. Giegold nannte die Einigung einen «Meilenstein für Sauberkeit und öffentlichen Zugang» zu Trinkwasser. Erstmals werde Europa auch Vorgaben machen, gegen Wasserverluste vorzugehen.
Der Kompromiss der Unterhändler muss allerdings noch von den EU-Staaten und vom Parlament bestätigt werden. Dann folgt eine Umsetzungsfrist, so dass die Vorschriften voraussichtlich im Frühjahr 2022 gültig werden.