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07.05.2014 | 13:48 | Umweltministerkonferenz 

Niedersachsen will Einschränkung für Herbizid Glyphosat

Hannover - Seit 40 Jahren wird das Unkrautbekämpfungsmittel Glyphosat in der Landwirtschaft eingesetzt. Trotz dieser langen Zeit sind sich Experten nicht einig, welche Gefahren sich für Mensch und Natur ergeben. Zum Schutz fordert Niedersachsen nun höhere Grenzwerte.

Glyphosat
(c) proplanta
Niedersachsen will sich bei der anstehenden Umweltministerkonferenz in Konstanz für strengere Grenzwerte beim Einsatz des umstrittenen Unkrautbekämpfungsmittel Glyphosat einsetzen. «Wir fordern eine Einschränkung, da es noch keine belastbaren Forschungsergebnisse zu gesundheitsschädlichen Wirkungen gibt», sagte Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Hannover.

Die Umweltminister von Bund und Ländern treffen sich an diesem Mittwoch zu ihrer zweitägigen Konferenz am Bodensee.

Die Erkenntnisse aus den Untersuchungen zu dem Totalherbizid seien widersprüchlich, insbesondere mit Blick auf Fehlbildungen bei Embryonen (Teratogen) und Darmerkrankungen (Dysbiose). Glyphosat gehört seit seiner Markteinführung 1974 zu den weltweit am häufigsten eingesetzten Herbizidprodukten. Das erste Glyphosat-haltige Herbizid wurde unter dem Handelsnamen «Roundup» auf dem Markt eingeführt.

Mittlerweile wird der Wirkstoff in Hunderten Pflanzenschutzmitteln unter verschiedenen Handelsnamen weltweit vertrieben. In Europa werden auf Glyphosat basierende Herbizide hauptsächlich dazu benutzt, Unkräuter vor oder nach dem Anbau von Feldfrüchten, in Obst- oder Weinanlagen zu bekämpfen. Einige europäische Länder, darunter Deutschland, setzen die Herbizide auf etwa einem Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flächen ein.

«Die Gesamtschau der Daten ergibt zumindest begründete Hinweise, dass Glyphosat eine teratogene Wirkung haben könnte», betonte Wenzel. Die eindeutige Aussage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), bei Glyphosat handele es sich nicht um einen Stoff mit teratogener Wirkung, sei strittig. «Aus Vorsorgegründen sehen wir daher bis zur endgültigen Klärung dieser Frage weiteren Untersuchungsbedarf.»

Nach Ansicht einiger Experten ist Glyphosat längst über Umwege zum Menschen gelangt. Anfang 2014 wiesen Wissenschaftler der Universität Leipzig das Mittel sowohl bei Rindern als auch bei Menschen im Urin nach. Die erlaubte Tagesdosis beträgt 0,3 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag.

«Aus Vorsorgegründen werden wir der Konferenz daher empfehlen, die Grenzwerte zu verschärfen und die Zulassung des Wirkstoffs zu befristen», betonte Wenzel. In der Landwirtschaft solle zudem das «Totspritzen» zur Abreifebeschleunigung von Getreide untersagt werden. Einige Bauern spritzen bislang ihr Getreide mit Glyphosat, um die Ähren für die Ernte gleichmäßig abreifen zu lassen.

Kritiker von Glyphosat attestieren dem Mittel auch massive Schäden an allen nicht resistenten Pflanzen und beim Grundwasser im Umfeld der Felder. Darüber hinaus soll sich der Pilzbefall erhöhen und Tiere, die mit behandelten Pflanzen in Kontakt kommen, gefährden. (dpa)
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