Die Prämie solle aus den Einnahmen von Verschmutzungsrechten der Industrie finanziert werden und dem Umbau des Waldes zugute kommen, sagte die Ministerin am Montag bei einer Tagung in Düsseldorf.
Die NRW-Wälder speicherten rund 700 Millionen Tonnen
CO2 im Jahr. «Unsere
Wälder sind Kathedralen des Klimaschutzes», sagte Heinen-Esser. Erlöse aus der Versteigerung von CO2-Emissionsrechten müssten deshalb dort «spürbar ankommen».
Seit 2005 müssen Unternehmen und Stromproduzenten für ihren CO2-Ausstoß zahlen. 2018 hatte der Bund daraus fast 2,6 Milliarden Euro eingenommen. Seitdem haben sich die Preise für die Zertifikate noch deutlich verteuert. Waldbauern hatten vor kurzem eine «Baumprämie» von 125 Euro pro Jahr und Hektar gefordert. Sie begrüßten den Vorstoß der NRW-Ministerin.
Heinen-Esser sagte bei der Tagung unter dem Motto «Der Wald im Klimastress» außerdem, das Land prüfe rechtlich die Einrichtung eines «NRW-Waldfonds». Ein solcher Fonds könnte zugunsten des Waldes Kompensationsbeträge von Unternehmen oder Privatpersonen oder auch öffentliche Gelder aufnehmen.
Der Wald in Nordrhein-Westfalen ist laut Ministerium im schlechtesten Zustand seit Beginn der Untersuchungen 1984. Er leidet neben der
Dürre stark unter Befall durch Borkenkäfer.
Die privaten Waldbauern in NRW hatten zuvor dringend mehr Hilfe vom Land gefordert. Viele
Waldbesitzer im Land stünden kurz davor, die Bewirtschaftung ganz aufzugeben, weil es sich nicht mehr rechne, hatte Heidrun Buß-Schöne, Geschäftsführerin des Waldbauernverbandes NRW, gesagt.
Wenn heimische Waldbauern das Handtuch werfen müssten, werde mehr Holz importiert, das zu schlechteren Umweltstandards im Ausland produziert werde - von den Transport-Lasten ganz abgesehen. Die
Bauern fordern weniger Bürokratie bei Förderanträgen für den Kampf gegen den
Borkenkäfer und auch rückwirkende Bewilligungen.
Heinen-Esser (
CDU) verwies auf bestehende Hilfen wie das 100-Millionen-Euro-Programm zur Wiederaufforstung sowie gut neun Millionen Euro für die akute Schadensbewältigung im laufenden Jahr. Von den bislang beantragten Fördermitteln in Höhe von fast 7,8 Millionen Euro seien bereits gut 7,1 Millionen Euro bewilligt worden, teilte das Ministerium mit.
Die Bewilligung weiterer Mittel hänge auch am Bund. Der hatte auf einem nationalen Waldgipfel Ende September 547 Millionen Euro für die Behebung der Waldschäden angekündigt. Allerdings stehe die
Verteilung auf die Länder noch nicht fest, erklärte das Düsseldorfer Ministerium. Eine Anhebung der Fördersätze in NRW könne erst geprüft werden, wenn der Länderverteilungsschlüssel feststehe.
Der Bund für Umwelt und
Naturschutz Deutschland (BUND) forderte vor kurzem, auf «flächige Wiederaufforstungen» zu verzichten, kranke oder tote Bäume nicht mehr aus dem Wald zu holen und stattdessen der natürlichen
Vermehrung heimischer Baumarten Vorrang zu geben.
«Die beiden letzten Dürresommer haben uns eindrücklich vor Augen geführt, dass Aufforstungen und Plantagen keine ökologische und ökonomische Zukunft haben», sagte der BUND-Landesvorsitzende Holger Sticht laut Mitteilung.
Buß-Schöne warf dem
BUND vor, sich mit solchen Positionen «ökologisch aufs hohe Ross zu setzen».
Umweltschutz höre nicht an den Grenzen auf. Kranke oder tote Bäume gehörten so schnell wie möglich aus dem Wald heraus, damit der Borkenkäfer sich nicht noch weiter fortpflanze.
Ziel müsse es sein, robuste, naturnahe und klimastabile Mischwälder zu entwickeln, sagte Heinen-Esser der Deutschen Presse-Agentur. Dabei müssten alle Funktionen des Waldes - Naturschutz, Erholung und wirtschaftlicher Nutzen - im Auge behalten werden. «Sie gegeneinander auszuspielen, führt nicht zu einer
Waldpolitik mit Zukunft.»
NRW hat mit rund 935.000 Hektar - rund 27 Prozent der Landesfläche - eher wenig Wald; der Bundesschnitt liegt bei 32 Prozent. Die wichtigsten Baumarten in NRW sind
Fichte (30 Prozent), Buche (19 Prozent) und Eiche (17 Prozent). Nach den Hitze- und Trockenheitssommern 2018 und 2019 sind die Schadensmengen durch den Borkenkäfer in NRW explosionsartig in die Höhe geschossen.