Die Auswirkungen des russischen Krieges treffen auch die wichtige Landwirtschaft der Ukraine hart. Der deutsche Minister reist zum zweiten Mal in das Land und bekräftigt die anhaltende Unterstützung. (c) proplanta
Man lasse es nicht zu, dass der russische Präsident Wladimir Putin Hunger als Waffe einsetze, sagte der Grünen-Politiker nach einem Treffen mit seinem Amtskollegen Mykola Solskyi am Donnerstag in der Ukraine. Die beiden Ressortchefs eröffneten nach deutschen Ministeriumsangaben ein ausgebautes Labor für Lebensmittelsicherheit und Veterinärmedizin, das die Abfertigungskapazitäten für Agrarausfuhren erweitern soll.
Özdemir sagte, Exporte über das Schwarze Meer blieben auf absehbare Zeit mit großen Risiken behaftet. «Wir helfen, alternative Exportwege zu etablieren, damit die Ukraine ihr Getreide dorthin bringen kann, wo es dringend gebraucht wird - nämlich in den Ländern des globalen Südens.» Deutschland engagiere sich auch gemeinsam mit der EU, um Güterverkehrskorridore und Terminalkapazitäten auszubauen. Das Labor wurde den Angaben zufolge für 2,7 Millionen Euro erneuert. Finanziell beteiligten sich an dem Vorhaben der Welternährungsorganisation FAO demnach auch die Ukraine, Deutschland, die EU und Japan.
Özdemir betonte: «Unser Interesse ist es, dass die Ukraine ihre Souveränität umfassend gegen den russischen Aggressor verteidigen kann.» Dafür sei sie auf ihre Wirtschaftskraft angewiesen, zu der die Landwirtschaft einen wichtigen Beitrag leiste. Russland verstärke mit der Zerstörung von Feldern, Höfen, Getreidesilos und Verkehrswegen den Hunger in der Welt. «Ukrainisches Getreide ist für viele Menschen überlebenswichtig und trägt zu stabilen Märkten bei.» Der ukrainische Minister Solskyi dankte den Angaben zufolge für die Unterstützung. Das Labor ermögliche Lieferungen von Produkten in andere Länder, wofür die Qualität des Getreides sichergestellt sein müsse.
Özdemir war im Zuge einer Westbalkan-Reise zu dem Besuch in die Ukraine gekommen. Aus Sicherheitsgründen wurden dazu keine nähere Angaben gemacht. Der Grünen-Politiker war bereits im Juni 2022 zum ersten Mal in die Ukraine gereist. Er betonte: «Die Ukraine hat nach wie vor unsere volle Unterstützung und Solidarität.» Er habe auf dem Weg sehen können, wie Russland alles unternehme, um das Land zu destabilisieren und den Export von Agrarprodukten zu erschweren.
Europäische «Solidaritätskorridore» als Alternative für die Route über das Schwarze Meer sollten daher weiter ausgebaut werden, machte Özdemir deutlich. Wie das Ministerium erläuterte, wird besonders der Transport über die Donau immer wichtiger. Nach Schätzungen des ukrainischen Agrarministeriums könnte die Kapazität dieser Route potenziell um bis zu 800.000 Tonnen monatlich gesteigert werden.