Der 60-Jährige bekam bei seiner Wiederwahl am Mittwoch in Stuttgart 522 von 538 gültigen Stimmen. Das entspricht 97 Prozent Zustimmung. Bei seiner Wahl vor drei Jahren hatte
Sonnleitner 94,7 Prozent der Stimmen eingefahren. Das deutliche Votum gilt als Überraschung, weil es in den vergangenen Wochen von kleineren Verbänden, aber auch aus den eigenen Reihen Kritik an seinem Kurs vor allem in der Milchpolitik gab. Sonnleitner steht seit 1997 an der Spitze des Verbandes. Dem
DBV gehören rund 90 Prozent der Agrarbetriebe in Deutschland an.
Sonnleitner forderte erneut ein staatliches Konjunkturprogramm speziell für Bauern. Die Landwirtschaft leide wie andere Branchen auch unter der Wirtschaftskrise. «800 Millionen Euro verlieren wir derzeit jeden Monat», sagte der Bauernpräsident. «Der Dampf im Kessel ist groß.» Wie Autohersteller und Handwerk bräuchten auch die Bauern ein Konjunkturprogramm, um den Absatz der Produkte anzukurbeln.
Vor allem die Preismisere auf dem
Milchmarkt könnte aus seiner Sicht damit behoben werden. «Gibt es mehr Nachfrage, steigt automatisch der Preis», sagte Sonnleitner. Die Milchbauern bekommen derzeit rund 25 Cent für einen Liter Milch. Nötig wären nach Branchenangaben etwa 40 Cent. Vor dem
Bauerntag mahnten Landwirte auf Transparenten: «Billigpreise bremsen uns aus.» Auf einem Heißluftballon über dem Veranstaltungsgebäude stand: «Faire Preise fallen nicht vom Himmel.» Proteste gab es am Mittwoch auch vor den Staatskanzleien in München und Hannover.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), SPD-Chef Franz Müntefering und der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle sollten auf dem Verbandstag als Gäste zu den Bauern sprechen. «Ich erwarte, dass die Politik Charakter zeigt und sich auch nach der
Bundestagswahl für die Bauern einsetzt», betonte Sonnleitner.
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) - ein Zusammenschluss von Kleinbauern - sprach von einem Schaulaufen der Politik. Die Milch-Überschüsse müssten vom Markt, indem die geplante Steigerung der Produktionsquoten eingefroren werde, sagte AbL- Vorsitzender Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf.
Sonnleitner verteidigte die zahlreichen Proteste der Bauern in den vergangenen Wochen. «Demonstrationen zum richtigen Zeitpunkt waren und sind unerlässlich», betonte der 60-Jährige. «Wir sind als
Bauernverband aber keine Krawallmaschine.» (dpa)