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15.01.2017 | 10:05 | Agrarwende 
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Volksbegehren gegen Massentierhaltung zieht positive Zwischenbilanz

Potsdam - Ein Jahr nach dem erfolgreichen Volksbegehren gegen Massentierhaltung in Brandenburg hat das Aktionsbündnis Agrarwende eine positive Bilanz gezogen.

Gegen Massentierhaltung
Jahrelang hat ein Aktionsbündnis gegen riesige Tiermastanlagen in Brandenburg gekämpft. Nach einem erfolgreichen Volksbegehren vor einem Jahr wurden nun Maßnahmen gestartet - die Initiative sieht erste Erfolge. (c) proplanta
«Wir haben dank der Unterstützung von knapp 104.000 Brandenburgern einen Paradigmenwechsel in der Brandenburger Agrarpolitik erreicht», sagte Bündnis-Sprecher Michael Wimmer der Deutschen Presse-Agentur.

Ziel der Initiative war es, die öffentliche Förderung von Riesenmastanlagen für Rinder, Schweine und Geflügel einzuschränken und mit einem Tierschutzplan für eine artgerechtere Haltung der Tiere zu sorgen. Zudem soll ein Tierschutzbeauftragter über die Einhaltung der Regeln wachen und gegen Missstände in den Ställen vorgehen.

Die Auftaktveranstaltung für die Aufstellung des Tierschutzplans im Dezember mit 200 Teilnehmern der Initiative, der Behörden und Verbände war auch aus Sicht des Landwirtschaftsministeriums ein Erfolg. «Wichtig war vor allem, dass sich alle Seiten darauf verständigt haben, dass sie den Tierschutzplan wollen», sagte Ministeriumssprecher Jens-Uwe Schade.

Denn zuvor hatte der Landesbauernverband und der für Familienbetriebe zuständige Bauernbund heftig dagegen protestiert, dass der Landtag im Frühjahr die meisten Forderungen der Initiative angenommen hatte. Die Landwirte befürchteten neue Vorschriften und Verbote, die die Produktion und Investitionen in neue Anlagen ausbremsen könnten.

«Es gibt bei uns immer noch Stimmen, die gerne einen Volksentscheid gesehen hätten und die heute nicht zufrieden sind. Dennoch ist der erreichte Kompromiss schon ein strategischer Erfolg auf dem langen Weg zur Agrarwende, die nur mit allen Akteuren gemeinsam erreicht werden kann», sagte Wimmer.

Zwar hatte die Initiative darauf verzichtet, dass Tierschutzverbände ein Klagerecht erhalten. «Dafür ist uns die Landesregierung an anderer Stelle entgegengekommen und hat mit der Ausarbeitung des Tierschutzplanes inklusive dem Aufbau von Demonstrationsbetrieben ein neues Kapitel aufgeschlagen», so Wimmer.

Beim Tierschutzplan gehe es in erster Linie darum, das Verbot umzusetzen, Geflügel die Schnäbel und Schweinen die Schwänze abzuschneiden. Dafür seien aber umfangreiche Änderungen beim Stallbau und beim Füttern der Tiere notwendig.

«Das ist ein hochkomplexes Thema», betonte Wimmer. Die Aufstellung des Tierschutzplans wird daher vom Leibnitz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie wissenschaftlich begleitet. Ab Februar sollen Arbeitsgruppen die Beratungen zu den einzelnen Tierarten aufnehmen.

Zudem soll der Tierschutzbeauftragte im Frühjahr seine Arbeit im Verbraucherschutzministerium aufnehmen. «Auf die Ausschreibung gab es zahlreiche Bewerbungen aus ganz Deutschland im zweistelligen Bereich», sagte Ministeriumssprecherin Maria Strauß.

Das Bewerbungsverfahren solle bis zum Frühjahr abgeschlossen werden. Der Tierschutzbeauftragte könne mit zwei Mitarbeitern sehr unabhängig arbeiten, betonte Strauß. «Er untersteht jedenfalls nicht der Weisungsbefugnis des Ministers.»

Der Präsident des Landesbauernverbandes, Henrik Wendorff, äußerte sich zurückhaltend. Die Bauern seien zum Dialog bereit. «Mehr Tierwohl geht nur mit den Bauern», sagte er. «Die Bauern wollen den Prozess mittragen, nur sagt ihnen keiner, wie das finanziert werden soll.»

Deutlich unzufrieden äußerte sich der landwirtschaftspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Landtag, Benjamin Raschke. Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger (SPD) «bremst das Ganze eher, als die Umsetzung des Kompromisses voranzutreiben», kritisierte er.

«Ein Widerspruch gegen die Genehmigung der Schweinemastanlage in Haßleben wurde kurz nach Zustandekommen des Kompromisses abgelehnt, andere Anlagen wurden genehmigt.» Hin zu einer tierschutz- und umweltgerechten Landwirtschaftspolitik sei es für die rot-rote Landesregierung noch ein langer Weg, monierte Raschke.
dpa/bb
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Kommentare 
Roland schrieb am 16.02.2017 19:29 Uhrzustimmen(23) widersprechen(19)
Umdenken muss im Kopf eines jeden Einzelnen geschehen; aber man darf nicht müde werden immer und immer wieder auf diese Missstände hinzuweisen das es in immer mehr Köpfen ankommt ... vor allem in denen der Politik!
Direktzahler schrieb am 17.01.2017 10:40 Uhrzustimmen(47) widersprechen(27)
eine Anlage nach der Anderen wird gebaut skupellos,bis in die Schutzgebiete hinein einfach mal ins Brandenburger Amtsblatt schauen
EPetras schrieb am 16.01.2017 17:15 Uhrzustimmen(24) widersprechen(21)
Ich hofe, dass hier wirklich etwas für die Tiere erreicht wird, denn sie haben es nötig!
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