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28.02.2009 | 07:45 | Anbauverbote 

Weiterhin Empörung über drohende GVO-Verbotsaufhebung

Wien - Nach gescheiterten Anläufen in den vergangenen Jahren versucht die EU-Kommission nun bereits zum dritten Mal, die österreichischen Anbauverbote für die beiden gentechnisch veränderten (GV-) Maissorten MON810 und T25 zu kippen.

GVO-Verbotsaufhebung
(c) proplanta
Falls es am 02.03. im Umweltministerrat zu keiner qualifizierten Mehrheit gegen den Antrag der Kommission kommt, kann und wird Österreich aufgefordert werden, seine Anpflanzungsstopps aufzuheben. Auch über das ungarische Anbauverbot wird am 02.03. abgestimmt, die entsprechenden Regelungen von Griechenland und Frankreich stehen wenige Wochen später auf der Tagesordnung.

"Die EU-Politik wäre gut beraten, dem Wunsch der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung und vor allem auch der Bauern als Bewirtschafter von Grund und Boden Rechnung zu tragen und die Gentechnik-Freiheit in Österreich beim Anbau zu akzeptieren", betonte der Präsident der LK Oberösterreich, Hannes Herndl. Auch die Mitglieder der Österreichischen Bergbäuerinnenvereinigung (ÖBV-Via Campesina Austria) zeigten sich empört über die Vorgangsweise der Kommission. "Es kann nicht sein, dass die Kommission so lange abstimmen lässt, bis das Ergebnis passt. In demokratiepolitischer Hinsicht stellt sich die Kommission damit selbst ein Armutszeugnis aus", erklärt Irmi Salzer von der ÖBV-Via Campesina.


EU-Kommission in Koexistenzfrage säumig

Immer wieder werde das Selbstbestimmungsrecht der Länder und Regionen betont, die Realität sehe oft etwas anders aus, so Herndl. "Die kritische Frage darf gestellt werden, warum Bäuerinnen und Bauern, die keinen gentechnisch veränderten Mais anbauen wollen, damit "zwangsbeglückt" werden sollen. Solange die Fragen der Koexistenz, der möglichen Pollenverbreitung, der Beeinflussung unterschiedlicher Produktionsweisen nicht hinlänglich geklärt sind, sollte man auf der vorsichtigen Seite bleiben.

Die EU-Kommission, die sich sonst nicht scheut, viele Details europaweit zu regeln, ist in der Frage der Koexistenz säumig. Es kann nicht sein, in einer so wichtigen Frage lediglich unverbindliche Leitlinien zu erlassen und die Konsequenzen dann in den Regionen ausstreiten zu lassen", so Herndl.


Imageschaden für die Saatgutwirtschaft befürchtet

Selbst wenn die Kommission die Anbauverbote kippen sollte, rechnet der Landesrat nicht mit einem Anbau. "Nach wie vor gilt, dass die aktuelle Generation der GVO-Sorten keinen Vorteil bietet", so Herndl. Zudem gebe es Vorkehrungen wie Gentechnik-Vorsorgegesetze. Außerdem würde durch einen GVO-Anbau ein Imageschaden für die Saatgutwirtschaft entstehen.

"In der Gentechnikdiskussion wäre auf EU-Ebene etwas mehr Sensibilität für die Wünsche der Regionen notwendig. Das Wichtigste ist jedoch, dass sich unsere Bäuerinnen und Bauern ihrer Verantwortung auch gegenüber den Konsumenten bewusst sind. Gegen den ausdrücklichen Wunsch der Bevölkerung und der meisten Bäuerinnen und Bauern wird der Gentechnikanbau nicht kommen. Da kann Brüssel beschließen, was es will", so Herndl.


Ernährungssicherheit in Europa auch ohne Gentechnik möglich

"Der Anbau von gentechnisch verändertem Saatgut gefährdet die Biolandwirtschaft existenziell. Wir bekennen uns zu Europa und wollen mit unseren Biobäuerinnen und Biobauern das Selbstbestimmungsrecht der Regionen für eine gentechnikfreie Landwirtschaft einfordern", betonte Rudi Vierbauch, Obmann von Bio Austria, zu seinen Beweggründen, die österreichischen Biobauern zur Teilnahme an der für kommenden Samstag angesetzten Demonstration der "Initiative Gentechnikverbot" vor dem Ballhausplatz aufzurufen.

"Europa kann Ernährungssicherheit für seine Bürger auch ohne Gentechnik sicherstellen. Wir Biobauern wollen eine Modernisierung der Landwirtschaft in Europa, die Ernährungssouveränität durch Unabhängigkeit in der Produktion und ökologische Verträglichkeit in den Regionen sicherstellt", so Vierbauch.


GVO-kontaminierte Bienenprodukte nicht zu vermarkten

Doch auch die Imker sprechen sich klar gegen einen Anbau von gentechnisch veränderten Organismen aus. Eine Koexistenz zwischen natürlicher Bienenhaltung und GVO in der Landwirtschaft sei nicht möglich, da ein Bienenvolk auf einer Fläche von etwa 78 km2 Pollen sammle.

"Honig, der als das Naturprodukt schlechthin gilt, wird als erstes Lebensmittel ungewollt mit GVO belastet sein. Das Auftreten von gentechnisch veränderten Substanzen im Honig wird vom Kunden jedoch abgelehnt und zu einem drastischen Absatzrückgang führen", betonten die österreichischen Bienenzuchtverbände und Imker. "Beim Ausbringen von gentechnisch veränderten Organismen ist die Kontamination von Honig und Bienenprodukten nicht zu verhindern. Derartig kontaminierte Ware ist jedoch nicht zu vermarkten", so die Verbände, die einen massiven Schaden für die österreichische Bienenhaltung befürchten. (aiz)
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