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26.11.2010 | 07:49 | Mangel an Lebensmitteln 

«Milchkrieg» bringt in Serbien leere Supermarktregale

Belgrad - Seit Monaten müssen die Serben früh aufstehen, um in den Supermärkten doch noch den einen oder anderen Liter Milch zu ergattern. Meist sind die Regale aber leer.

leerer Einkaufswagen
Es gibt auch keine Sahne und keinen Käse sowie manchmal auch kein Speiseöl. Jetzt beschuldigen sich die Ministerien für Handel, Landwirtschaft und Wirtschaft gegenseitig, für den «chronischen Mangel an Grundnahrungsmitteln» verantwortlich zu sein. Die regierungskritische Zeitung «e-novine» spricht schon vom «Milchkrieg».

Das Fehlen der Lebensmittel hat vor einigen Tagen selbst den Staatschef auf den Plan gerufen. «Der Mangel an Milch und Öl ist besonders beunruhigend, weil er die Bürger an die nahe Vergangenheit erinnert», schimpfte der Präsident. In den 90er Jahren waren wegen internationaler Strafsanktionen und wegen der Bürgerkriege Lebensmittel oft nur krümel- oder tröpfchenweise zu bekommen. Als nächste Mangelware bezeichnen die heimischen Experten das Fleisch.

Das Handelsministerium will Milch aus Deutschland und Österreich einführen, um die örtlichen Produktionsmonopole zu brechen. Die Monopolisten halten Milch zurück, um höhere Preise zu erzwingen. Das Wirtschaftsministerium lehnt die verlangte Reduzierung von Zöllen auf Importmilch ab. «Eine Schande, dass Serbien als Agrarland Milch einführt», heißt es hier. Das Landwirtschaftsministerium müsse die in den letzten Jahren um drei Viertel reduzierten Beihilfen für Milchbauern wieder erhöhen. Dafür sei kein Geld da, resigniert das Agrarministerium.

Der Milch-Großproduzent «Imlek» ist als erstes Unternehmen in Serbien vor kurzem vom Gericht als Monopolist gebrandmarkt worden, der seine Marktdominanz missbraucht. Doch geschehen ist seitdem nichts. «Imlek» selbst behauptet, der Milchmangel sei auf die schwindende Zahl der Kühe zurückzuführen. Allein in den letzten zwei Jahren hätten die serbischen Bauern 100.000 Kühe geschlachtet, weil sich die Milchproduktion nicht mehr rechne.

Doch das Problem mit den Lebensmitteln ist noch viel größer. Wegen rapide fallender Durchschnittseinkommen bei gleichzeitig stark wachsenden Preisen können sich viele nicht mehr ausreichend ernähren. «Die Serben sind hungrig und sauer aufs System», titelte die Belgrader Zeitung «Press». 23 Prozent der Menschen hätten in den letzten zwei Monaten nicht genügend Geld in den Taschen gehabt, um alle benötigten Lebensmittel zu kaufen. Da viele Nahrungsmittel inzwischen teurer als in Westeuropa sind, die Löhne aber deutlich niedriger ausfallen, klagen viele Bürger: «Westliche Preise aber afrikanische Löhne». (dpa)
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