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20.06.2021 | 14:27 | Illegale Ware  

1.200 Tonnen verdächtige Pflanzenschutzmittel beschlagnahmt

Den Haag/Brüssel - Europäische Behörden haben seit Jahresbeginn wieder große Mengen an illegalen Pflanzenschutzmitteln beschlagnahmt.

Verdächtige Pflanzenschutzmittel
(c) proplanta
Wie Europol in Den Haag mitteilte, wurden im Rahmen der Operation „Silver Axe VI“ im Zeitraum zwischen dem 13. Januar und dem 25. April insgesamt 1.203 t illegale Ware im Gesamtwert von rund 80 Mio. Euro konfisziert. Nach Angaben der Polizeibehörde waren bei der Operation alle 27 Mitgliedsländer sowie acht Drittstaaten eingebunden, darunter das Vereinigte Königreich, die USA, die Schweiz, die Ukraine und Brasilien. Es habe insgesamt zwölf Festnahmen gegeben.

Während der Operation hätten die Strafverfolgungsbehörden den Verkauf von Fälschungen, von verbotenen Produkten und nicht-regulierten Importen ins Visier genommen, und zwar sowohl online als auch offline, berichtete Europol. Die Behörden hätten Kontrollen an Land- und Seegrenzen, auf Marktplätzen, bei Paketdienstleistern und auf Online-Marktplätzen durchgeführt.

Besonders ins Visier genommen wurde der europäischen Polizeibehörde zufolge der in der EU nicht mehr zugelassene Insektizidwirkstoff Chlorpyrifos. Während Asien und Südasien nach wie vor die wichtigsten Herkunftsregionen für illegale Pestizide seien, sei eine Zunahme des Online-Verkaufs festgestellt worden. Die beteiligten deutschen Behörden beschlagnahmten im Zuge der Operation gut 70 t an verdächtigen Pflanzenschutzmitteln.

Transit im Blick

Europol wies darauf hin, dass der Handel mit und die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln stark reguliert seien. Die Nutzung von billigeren, illegalen und minderwertigen Produkten könne zur Verwüstung von Feldern und anderen Ökosystemen führen und den wichtigsten Bestäubern, den Bienen, schweren Schaden zufügen. So sei bei einem Einsatz im Rahmen von „Silver Axe IV“ der illegale Einsatz von Neonikotinoiden festgestellt worden. Dieser habe zum Tod der in der betreffenden Gegend gezüchteten Bienen geführt.

Das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) stellte ergänzend fest, dass Pflanzenschutzmittel mit hier nicht mehr zugelassenen Wirkstoffen nichtsdestoweniger das Gebiet der EU durchqueren dürften, wenn sie für andere Märkte bestimmt seien. Pestizide, die zum Beispiel aus China, Indien und Großbritannien kämen, könnten in einem EU-Mitgliedstaat in den Transit gebracht und für den weiteren Export deklariert werden.

In einigen Fällen verblieben diese Produkte jedoch in der EU, wo sie auf dem Schwarzmarkt verkauft würden, erklärte OLAF. Deshalb würden verdächtige Bewegungen solcher Produkte überwacht und dann den nationalen Behörden gemeldet und von den Zoll- und Pflanzenschutzbehörden kontrolliert.

Wettlauf mit den Kriminellen

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) berichtete zu der Operation, dass in Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen mehrere Importe mit vermutlich gefälschten Pflanzenschutzmitteln hätten festgesetzt werden können. Ohne die Hinweise von OLAF wären die über kleine Zollämter fernab von den EU-Außengrenzen abgefertigten Lieferungen wahrscheinlich unentdeckt geblieben, erklärte Dr. Nils Kurlemann vom BVL in Braunschweig.

Die Produkte stammten von einer im Vereinigten Königreich ansässigen Firmengruppe, die seit Jahren dadurch auffalle, dass sie gefälschte Produkte in Deutschland unter dem Deckmantel des Parallelhandels in Verkehr bringe. Es sei wie bei allen kriminellen Handlungen ein Wettlauf zwischen den Strafverfolgern und den professionellen Fälschern, konstatierte Kurlemann.

Nicht abschätzbare Gefährdung

Der Industrieverband Agrar (IVA) begrüßte den Erfolg bei der Fahndung nach illegalen Pflanzenschutzmitteln und der Bekämpfung der organisierten Kriminalität im Handel mit gefälschten Produkten „außerordentlich“. Damit werde die Sicherheit für die Anwender und die Umwelt erhöht, betonte IVA-Hauptgeschäftsführer Frank Gemmer. Viele Fälschungen seien gefährlich und falsch oder mangelhaft gekennzeichnet.

Nicht zugelassene Pflanzenschutzmittel seien nicht getestet und stellten eine nicht abschätzbare Gefährdung dar, gab Gemmer zu bedenken. Landwirte sollten nur zugelassene Pflanzenschutzmittel von seriösen Vertriebspartnern kaufen. Zugleich forderte der IVA-Hauptgeschäftsführer weitere Anstrengungen zur Kontrolle, damit nur behördlich zugelassene Mittel zur Anwendung kommen.
AgE
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