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28.01.2016 | 08:01 | Diesel-Skandal 

VW-Rückrufaktion: Erste Autos haben schon Abgas-Update

Wolfsburg - Ein kurzer Tastendruck und es geht los: Millimeter um Millimeter wächst der blaue Balken auf dem Computerbildschirm. In nur knapp zehn Minuten ist der schwarze VW-Amarok fertig, der an der anderen Seite des Kabels steckt.

VW-Rückrufaktion
Aktion 23R7 durchgeführt - Motorsteuergerät NOx». Der erste Wagen hat seine Umrüstung hinter sich im Abgas-Skandal bei Volkswagen - aber schneller als geplant. Der Mammut-Rückruf wird VW lange beschäftigen. (c) proplanta
Es ist ein kleiner Schritt für den Techniker, aber ein großer für Volkswagen. Denn das Update markiert den Auftakt der größten Rückrufaktion in der Konzerngeschichte. Aber damit nicht genug: Zugleich stiftete das Update neue Verwirrung rund um den im Diesel-Skandal steckenden Autobauer. Noch vor dem offiziellen Segen des zuständigen Kraftfahrt-Bundesamtes KBA waren die ersten VW-Amarok am Computer - früher als eigentlich angenommen.

Zur Aufklärung sagte am Mittwochabend ein VW-Sprecher: «In den vergangenen Tagen sind im Unternehmen die organisatorischen Vorbereitungen für den Rückruf des Amarok abgeschlossen worden.» Dazu habe auch das Verschicken von Kundenbriefen gehört. Der Sprecher bestätigte zudem, dass die finale Freigabe vom KBA bei VW an diesem Mittwoch einging - das teilte die Behörde aber erst am frühen Abend mit. Zuvor hatte es von dort stets geheißen, die Freigabe stehe noch aus. Die Freigabe für die weiteren betroffenen Modelle befinden sich derzeit beim Kraftfahrt-Bundesamt noch in der Prüfung, wie es weiter hieß.

Der VW-Sprecher erklärte: «Im Zuge einer so komplexen, umfassenden und markenübergreifenden Rückrufaktion kann es dazu gekommen sein, dass einige wenige Fahrzeuge bereits in den Werkstätten waren.»

Ein Sprecher der Marke VW-Nutzfahrzeuge, zu der der Pick-Up Amarok gehört, hatte am Nachmittag noch gesagt: «Die Umrüstaktion ist offiziell noch nicht angelaufen.» Die Software, die die Werkstätten vom VW-Server herunterladen, steht laut Systemangabe seit dem 25. Januar bereit. Der VWN-Sprecher sagte zudem, Anfang der Woche seien entsprechende Benachrichtigungen für die betroffenen Kunden auch versendet worden. Das war jedoch bis zum Mittwochabend alles andere als klar gewesen.

Im Brief an die Amarok-Kunden heißt es: «Mit diesem Schreiben möchten wir Sie informieren, dass die benötigte Software zur Verfügung steht und Ihr Fahrzeug nun umprogrammiert werden kann.»

In der Werkstatt verlief die Umrüstung ohne Probleme. «Aktion 23R7 durchgeführt - Motorsteuergerät NOx», stand danach im Serviceheft des Amarok in Hannover, dessen Update ein dpa-Fotojournalist begleitete. Das Auto soll nun nicht mehr erkennen können, ob sich ein Auto bei Abgasprüfungen auf dem Teststand befindet oder im Straßenverkehr.

Im Schreiben an die Amarok-Halter wird eine Service-Telefonnummer genannt. Dort sagte man am Mittwoch auf die Frage, ob man als Betroffener denn nun wie aufgefordert auch tatsächlich in die Werkstatt solle oder ob es noch Vorbehalte gebe: «Natürlich geht es los, machen Sie einen Termin, sonst hätten wir Ihnen doch kein Schreiben geschickt.»

Für VW ist es der Startschuss des größten Rückrufs in der Geschichte. Allein hierzulande geht es um 2,4 Millionen Dieselfahrzeuge. Die Rückruf-Aktion soll sich monatelang hinziehen. Mitte September hatte Europas größter Autokonzern eingeräumt, mit einer Software Abgas-Tests bei Dieselfahrzeugen manipuliert zu haben. Dies hatte den Konzern in eine schwere Krise gestürzt. Nun beginnt das «Jahr der technischen Umrüstung», wie es im VW-Aufsichtsrat bereits hieß.

Die jüngste Aufregung ist in der Abgas-Affäre kein Einzelfall: So musste der Autobauer vergangenes Jahr die selbst zuvor erklärte Zahl von bis zu 800.000 Autos mit zu hohen Verbrauchswerten einkassieren.

Immerhin sind es inzwischen maximal nur noch 36.000 Autos. Mitte Januar sorgte Konzernchef Matthias Müller auf der US-Automesse für Schlagzeilen, als er vor der versammelten Weltpresse den Eindruck erweckte, VW habe nicht etwa wissentlich bei den Abgaswerten gelogen und betrogen, sondern nur amerikanische Gesetze falsch ausgelegt.

Kürzlich schoss der mächtige Betriebsratschef Bernd Osterloh quer, als er abermals den Vorstand für Versäumnisse in der Kommunikation kritisierte und Sparziele als zu realitätsfern abtat. Und auch strategisch gab es jüngst einen Dämpfer: Vorstandspläne für einen Einsatz des früheren FBI-Chefs Louis Freeh als US-Sonderbeauftragter liegen auf Eis. Die Arbeitnehmerseite hält ihn schlicht für unnötig.
dpa
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