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01.08.2012 | 14:50 | Milchmarkt 

Milchpreise tendieren schwächer

Schwäbisch Gmünd - Weltweit steigt die Milcherzeugung weiter stark an. Gegenüber knapp 2 % jährlichem Wachstum in den letzten Jahren werden 2012 vom USDA aufgrund der hohen Milchpreise im Jahr 2011 weltweit 2,6 % mehr Milch erwartet.

Milchmarkt
(c) proplanta
Am Weltmarkt wurden für Magermilchpulver im Juli wieder 2,78 $/kg erzielt, gegenüber 2,56 $/kg im Mai. Verbunden mit der Euroschwäche hat dies zu 13 % besseren Exportpreisen geführt, entsprechend stiegen die EU-Drittlandexporte bis Mai um 22 %.

Die deutschen Notierungen konnten sich wieder auf 2,52 €/kg für Lebensmittel- und 2,21 €/kg für Futterware erholen.

Die Milchkuhbestände in den wichtigsten Erzeugungsländern sollen nach +1,3 % in 2011 um weitere 1,4 % in 2012 wachsen. In Neuseeland wurde 2011/12 10 % mehr Milch erzeugt. In den USA wurden im Mai 2,0 %, in Australien 3,9 % mehr Milch angeliefert.

In der EU wird nach Schätzung der EU-Kommission 2012 eine Steigerung von 1,5 % und 2013 von 0,7 % erwartet. Bis Mai wurden 2,8 % mehr angeliefert. Im laufenden Milchwirtschaftsjahr zeigt sich Osteuropa (Baltikum, Polen, Ungarn, Tschechien und die Slowakei) weiter z.T. zweistellig expansiv. Italien liegt dagegen 6 % unter Vj.

In Deutschland ist die expansive Tendenz vorerst gestoppt. In KW 28 wurde gg. Vj. nur 0,3 % mehr Milch geliefert. Offenbar zeigten die gesunkenen Milch- und die höheren Kraftfutterpreise Wirkung. Auch in Benelux und Frankreich gehen die Anlieferungen aktuell zurück.

Entsprechend konnten sich Preise am Spotmarkt nach dem Tiefpunkt Anfang Mai wieder kräftig erholen. In den Niederlanden stiegen diese von 22,5 ct/kg Anfang Mai auf 33,5 ct/kg in KW 29 (bei 4,4 % Fett, frei Molkerei). In Süddeutschland wurde Rohmilch Mitte Juli wieder für 29 ct/kg gehandelt. Auch Versandmilch nach Italien erzielt wieder feste Preise.

Am Weltmarkt ist in den letzten Wochen eine Bodenbildung des zyklischen Preisabschwungs erkennbar. Beim Global Dairy Trade Tender in Neuseeland hat sich der Preisrückgang abgeschwächt. Mitte Juli gingen dort die Preise nur noch um 0,9 % zurück, wobei Mager- und Buttermilchpulver sogar etwas zulegen konnten, während Vollmilchpulver verlor.

EU-weit tendieren die Erzeugerpreise seit Jahresbeginn schwächer, im Mai wurden im Mittel 31,3 ct/kg ausbezahlt.

In Deutschland geben die Milcherzeugerpreise seit Dezember nach. Im Mai wurden noch geschätzte 30,3 ct/kg (-4,3 ct/kg gg. Vj.) ausbezahlt. In Baden-Württemberg wurden im Juni noch geschätzte 29,8 ct/kg ausbezahlt. Seit Januar liegen keine verlässlichen Zahlen mehr vor, da die Erhebung bei der BLE umgestellt wird.

Die Preise für Bio-Milch sind im Juni weiter leicht gesunken und lagen bei 4,2 % Fett bei durchschnittlich 40,9 ct/kg (-0,5 ct/kg gg. Mai). Der Auszahlungspreis baden-württembergischer Bio-Molkereien lag bei 42,2 ct/kg (-0,2 ct/kg gg. Mai).

Der Kieler Rohstoffwert, der die Eckverwertung in Form von Butter und Magermilchpulver abbildet, war seit März 2011 rückläufig und lag im Mai noch bei 23,9 ct/kg (bei 4,0 % Fett), gegenüber 34,8 ct/kg im Mai 2011. Im Juni und Juli konnte sich der Preis wieder auf 26,8 ct/kg erholen.

Bei Butter haben sich die Weltmarktpreise nach dem Einbruch auf 3,1 $/kg im Juli stabilisiert. Durch den schwachen Euro konnten die EU-Drittlandexporte nach schwachem Jahresbeginn im Mai fast 50 % über Vj. gesteigert werden.

Die niedrigen Verbraucherpreise in Deutschland haben auch in der Ferienzeit eine überraschend gute Nachfrage zu Folge. Allerdings liegen derzeit 37 % mehr Butter in der privaten Lagerhaltung als 2011.

Der Käsemarkt war vom Abschwung der letzten Monat nicht ganz so stark betroffen. Eine umfangreichen Nachfrage und höhere Drittlandexporte wirkten hier stützend. Auch Südeuropa importiert saisonbedingt wieder mehr. Für Gouda und Edamer wurden zuletzt 2,86 €/kg erlöst. Insgesamt zeigt sich der Markt fest.

Auf Unverständnis stoßen im aktuellen Marktumfeld die jüngsten Preissenkungen der Discounter bei Joghurt, Joghurtdrinks und Eiscreme.

Nach der Saisonspitze und bei erstaunlich guter Nachfrage im In- und Ausland zeigt sich der Markt derzeit entspannt. Mit dem schwachen Euro bleiben gute Exportmöglichkeiten. Offen bleibt, wie weit sich die globale Angebotsausdehnung auswirken wird.

Bei der Milchquote hat sich die erwartete deutsche Überlieferung von 200.000 t auf 39.000 t reduziert. Entsprechend fiel nur eine Abgabe von 1,45 ct/kg an. Ursachen sind in den fehlenden Daten der BLE und der schwerer kalkulierbaren Fettkorrektur zu suchen. Die Preis der letzten Quotenbörse lag in Westdeutschland bei 14 ct/kg.

Quelle: LEL Schwäbisch Gmünd
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