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03.09.2010 | 14:45

Aigner warnt Lebensmittelbranche vor überzogenen Preiserhöhungen

Berlin - Agrar- und Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) hat die Lebensmittelbranche vor übertriebenen Preiserhöhungen gewarnt.

Aigner warnt Lebensmittelbranche vor überzogenen Preiserhöhungen

Die Bundesregierung könne zwar keinen Einfluss auf Marktpreise nehmen. «Ich kann den Handel und den Verbänden aber nur raten, die Verbraucher nicht mit überzogenen Preissteigerungen zu verschrecken», sagte Aigner am Freitag bei Vorlage der Erntebilanz. Mit Blick auf die Preisexplosion an den internationalen Getreide- und Nahrungsmittelmärkten in Folge auch von Spekulationen im Rohstoffhandel sprach sich Aigner für ein gemeinsames Vorgehen der wichtigsten Wirtschaftsnationen (G20) aus. Nahrungsmittel dürften nicht Gegenstand reiner Finanzspekulation sein.

Sorge bereite, wenn Kapitalanleger und Indexfonds in Rohstoff- und Agrarmärkte massiv einsteigen und wenn auf kurzfristige Profite spekuliert werde. Berlin setzt sich für mehr Transparenz und eine Begrenzung der Preisschwankungen auf den Rohstoffmärkten ein. Frankreich hat angekündigt, in seiner G20-Präsidentschaft ab November die Preisschwankungen auf den Rohstoffmärkten anzugehen. Paris plädiert für schärfere Vorgaben und eine internationale Kontrolle.

Aigner warnte vor Schnellschüssen und einfachen Antworten. «Wir sollten nicht in die alten Fehler der staatlichen Marktregulierung zurückfallen.» Für den Handel mit Finanzprodukten aus dem Rohstoff- Bereich sollten aber die Anforderungen gelten, die für andere Finanzprodukte gelten. Hier sei auch die Finanzaufsicht gefragt. Aigner zufolge gibt es weltweit zwar eine leicht schlechtere Erntebilanz, aber keine besorgniserregenden Engpässe. Die Weltgetreideernte dürfte 2010/11 auf hohem Niveau rund zwei Prozent hinter der Vorjahresproduktion zurückbleiben.

«Es gibt keine Versorgungsnotlage auf den Weltagrarmärkten», sagte Aigner. Die wichtigsten Exportländer verfügten über hohe Bestände. Die Getreidepreise an den Warenterminmärkten seien allerdings explosionsartig gestiegen. Vergleiche mit der Lebensmittelkrise 2007 und 2008 - vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern - wolle sie aber entschieden widersprechen, sagte Aigner. Der Preis für Weizen stieg in den vergangenen zwei Monaten an den internationalen Börsen von 130 auf bis zu 230 Euro je Tonne. Gründe sind auch weltweite Wetterkapriolen und die Jahrhundert-Dürre in Russland in diesem Sommer. Unter anderem in Mosambik - einem der ärmsten Länder der Welt - hat die Ankündigung höherer Preise für Brot und Grundnahrungsmittel Hunger-Revolten mit mehreren Toten ausgelöst.

Bereits vergangene Woche war bekanntgeworden, dass die Getreideernte in Deutschland in diesem Jahr mit rund 44 Millionen Tonnen um knapp 12 Prozent niedriger ausgefallen sei als im Rekordjahr 2009. Allerdings liegt die Erntemenge laut Aigner nach wie vor deutlich über den Erträgen von 2003 und 2007. Ursache sei neben den extremen Witterungsbedingungen ein Rückgang der Anbaufläche. Für Bauern bringe die Ernte-Entwicklung höhere Erzeugerpreise. Nach Ansicht des Bauernverbandes ist die magere Ernte kein Grund für höhere Brot- und Brötchenpreise.

Das Bäckerhandwerk hatte moderate Preiserhöhungen angekündigt und dies mit steigenden Personalkosten und höheren Getreidepreisen begründet. Auch Aigner stellte klar, die angekündigten Preiserhöhungen bei Grundnahrungsmitteln ließen sich derzeit nicht mit den gestiegenen Preisen bei Brotgetreide begründen. Der Anteil der Erzeugererlöse der Landwirte an Verbraucherausgaben sei bei den meisten Lebensmitteln gering, bei Brot und Backwaren im Schnitt nur vier bis fünf Prozent. (dpa)

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