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02.05.2012 | 14:00 | Dumpingpreise 

Aldi Süd senkt Milch- und Butterpreise um 10 %

Mülheim - Milch und Butter werden erheblich billiger. Der Discounter Aldi Süd läutete bei einer Reihe von Milchprodukten eine Preissenkungsrunde mit Abschlägen von mehr als 10 Prozent ein.

Milchpreise
(c) proplanta
So reduzierte das Handelsunternehmen am Mittwoch den Preis für Trinkmilch um 6 Cent je Liter und den von Butter um 14 Cent je Stück. Einzelne Konkurrenten reagierten umgehend. Netto Marken-Discount wollte noch am selben Tag ebenfalls die Preise bei etlichen Artikeln verringern. Beim Supermarktriesen Rewe und dessen Discounttochter Penny sind Trinkmilch und Butter der untersten Preislage ab diesem Donnerstag billiger.

Hintergrund des Preisrutsches ist die jüngste Verhandlungsrunde zwischen den einzelnen Molkereien und Handelskonzernen über neue Trinkmilch-Verträge. Die Kontrakte gelten in der Regel für ein halbes Jahr. Bereits im November 2011 war Trinkmilch um etwa 2 bis 3 Cent je Liter billiger geworden. Der erneute Preisrutsch im Einzelhandel fällt letztlich noch stärker aus, als in Erzeugerkreisen befürchtet worden war. In den vergangenen Wochen gab es Berichte, dass erste Abschlüsse in der Preisrunde Abschläge von Molkereien gegenüber Handelsriesen von 4 bis 4,5 Cent je Liter Trinkmilch vorsehen.

Damit wächst die Sorge um die Situation der Milcherzeuger, deren Zahl immer weiter abnimmt. «Es kommt Druck auf alle Milchviehhalter», sagte der Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter, Hans Foldenauer. Das betreffe nicht nur kleine, sondern auch mittlere und große Betriebe. Es sei zwar nicht mit einem exorbitantem Anstieg bei der Aufgabe der Milcherzeugung durch Landwirte zu rechnen. Es sei andererseits aber auch nicht zu erwarten, dass sich die rückläufige Zahl der Milchviehhalter stabilisiere. Die Preisentwicklung gehe für die Erzeuger in die falsche Richtung. Die Landwirte hätten mit stetig steigenden Kosten bei Energie und Futtermittelkosten zu kämpfen.

Der Vorsitzende der Agrarministerkonferenz von Bund und Ländern, Alexander Bonde (Grüne), kritisierte den Preisrutsch bei Milch und Butter. «Dieser unverantwortliche Kampfpreis der Discounter kommt uns teuer zu stehen: Wer Lebensmittel verramscht, ruiniert unsere Bauern und die Landschaften unserer Heimat.» Bonde, der Verbraucherminister Baden-Württembergs ist, rief zum Kauf regionaler Markenprodukte auf.

Die Milchproduktion bewegt sich in Deutschland auf Rekordhöhe. «Tatsache ist, es wird so viel produziert wie noch nie», sagte der Vize-Geschäftsführer der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW, Gerd Krewer. Im Kalenderjahr 2011 sei die Menge um 2,4 Prozent auf 29,3 Millionen Tonnen gestiegen. Die Obergrenze für die Milchmengen in der EU werde bis zum Wegfall 2015 schrittweise erhöht. Der höheren Milchmenge stehe derzeit eine schwächere Nachfrage auf dem Binnen- und dem Weltmarkt gegenüber. Molkereien zahlten an die Milchbauern im bundesweiten Durchschnitt derzeit noch rund 30 Cent je Liter Rohmilch. Der Tiefstand war Mitte 2009 bei 20 bis 22 Cent je Liter.

Im Detail senkte Aldi Süd die Preise für Frischmilch und H-Milch um jeweils 6 Cent pro Liter, wie das Unternehmen in Mülheim an der Ruhr bestätigte. Das entspricht je nach Fettgehalt einer Preissenkung von gut 10 beziehungsweise knapp 12 Prozent. Deutsche Markenbutter verbilligte sich um 14 Cent beziehungsweise knapp 16 Prozent auf 75 Cent je 250-Gramm-Stück. Auch Schlagsahne wurde deutlich billiger.

Die großen Supermarktketten orientieren sich in ihrer untersten Preislage mit Eigenmarken (Edeka «Gut & Günstig», Rewe «Ja») traditionell an den Aldi-Preisen. Bei den Edeka-Supermärkten gab es am Mittwoch keine unmittelbare Reaktion: «Aktuell gibt es noch keine Preisveränderung», hieß es in der Edeka-Zentrale. Allerdings gehört der Discounter Netto Marken-Discount zu Edeka. Ein Sprecher des zweitgrößten deutschen Lebensmittelhändlers Rewe sagte, man vollziehe die Marktpreis-Entwicklung nach. Die Preissenkung von Rewe und Penny bei Butter der untersten Preislage gelte zunächst für einen Monat. (dpa)
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