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31.05.2022 | 14:58 | Arbeitsmarkt 

Arbeitslosenquote rutscht im Mai unter die Fünf-Prozent-Marke

Nürnberg - Der Konjunkturmotor stottert, der Krieg in der Ukraine-Krise schürt Ängste, auch in der Wirtschaft, die hohe Inflation tut ihr Übriges - aber der Arbeitsmarkt in Deutschland bleibt zumindest vorerst stabil.

Erwerbstätigkeit
Der Ukraine-Krieg verbessert die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt nicht. Aktuell zeigt die Statistik aber noch robuste Werte. Im Mai geht es mit der Arbeitslosigkeit erneut nach unten. (c) proplanta
Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist auch im Mai weiter gesunken. 2,260 Millionen Menschen waren zuletzt ohne Job. Das sind 50.000 weniger als im April und 428.000 weniger als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit am Dienstag mitteilte. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte und liegt erstmals seit Dezember 2019 mit 4,9 Prozent wieder unter der Fünf-Prozent-Marke. Die Bundesagentur zog für ihre Mai-Statistik Datenmaterial heran, das bis zum 12. Mai eingegangen war.

«Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind im Mai erneut gesunken. Die Beschäftigung nimmt weiter zu, und die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften bewegt sich weiterhin auf einem sehr hohen Niveau», sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele. «Der russische Krieg gegen die Ukraine und Lieferengpässe belasten jedoch die Aussichten», fügte er hinzu.

Auf der anderen Seite profitierten Handel und Dienstleistungen vom Ende der coronabedingten Einschränkungen. Vor allem bei körpernahen Dienstleistungen wie Friseuren oder Fußpflegern hatte es zuletzt nach Darstellung von Volkswirten einen erheblichen Konjunkturschub gegeben.

Erstmals seit Beginn des Kriegs in der Ukraine macht sich auch die Flüchtlingsbewegung auf dem deutschen Arbeitsmarkt bemerkbar. «Seit Kriegsbeginn ist die Zahl der Arbeitslosen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft spürbar gestiegen», sagte Scheele. Allein von April auf Mai sei diese Zahl um fast 6.000 nach oben gegangen.

Scheele erwartet für die nächsten Monate einen weiteren spürbaren Anstieg - künftig werden die Ukraine-Flüchtlinge nicht mehr nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, sondern im Sozialgesetzbuch (SGB) II erfasst, also als Hartz-IV-Empfänger. Damit gehen sie auch in die Arbeitslosenstatistik ein - können aber nach Scheeles Darstellung auch leichter qualifiziert und vermittelt werden.

«Mit dem Zugang zum Arbeitsmarkt und dem Rechtskreiswechsel haben wir die notwendigen Voraussetzungen dafür geschaffen», sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). «Wir werden die Integration dieser Menschen in den Arbeitsmarkt weiter mit aller Kraft angehen. Ich bin zuversichtlich, dass wir aus den Ereignissen von 2015 gelernt haben und es gut hinbekommen werden», sagte der Minister mit Blick auf die Erfahrungen der zurückliegenden Flüchtlingskrise.

Denn der deutsche Arbeitsmarkt ist extrem aufnahmefähig - eines seiner größten Probleme ist derzeit der Mangel an Fachkräften. Die Nachfrage nach neuem Personal bewege sich im Mai weiter auf sehr hohem Niveau, hieß es aus Nürnberg. Im Mai waren 865.000 Arbeitsstellen gemeldet, 211.000 mehr als vor einem Jahr. «Insbesondere im Verkehr- und Logistikbereich und im Verkauf wird Personal gesucht», sagte Scheele. Saisonbereinigt hat sich der Bestand der bei der Bundesagentur gemeldeten Arbeitsstellen um 9.000 erhöht.

Ein Problem, das auch in der Politik gesehen wird. «Der weiter ansteigende Fachkräftemangel auf dem deutschen Arbeitsmarkt verstärkt alle derzeitigen Krisen», sagte der Arbeitsmarktexperte der Unionsfraktion im Bundestag, Marc Biadacz. «Der Fachkräftemangel treibt die Preise weiter in die Höhe und fehlende Klimahandwerker bremsen den Ausbau der regenerativen Energien», sagte er. Biadacz forderte von der Bundesregierung eine Fachkräftestrategie, um mit Weiterbildung und qualifizierter Einwanderung entgegenzuwirken.

Die Arbeitsmarktexpertin der Linken im Bundestag, Susanne Ferschl, forderte die Bundesregierung auf, die industrielle Transformation voranzutreiben. «Die Verkehrs- und Energiewende müssen stärker vorangetrieben werden, um Wachstum, Beschäftigung und ökologische Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen», sagte sie.

Von 1. bis 24. Mai hätten Betriebe bundesweit für 77.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt, teilte die Bundesagentur weiter mit, 53.000 weniger als im April. Meist wird jedoch weniger Kurzarbeit in Anspruch genommen, als zunächst vorsorglich angezeigt. Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen bis März 2022 zur Verfügung.

In dem Monat wurden Hochrechnungen zufolge für 553.000 Arbeitnehmer konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt. Das sind 222.000 weniger als noch im Februar. Erstmals seit zwei Jahren wurden damit weniger als zwei Prozent der Beschäftigten mit Kurzarbeitergeld unterstützt. «Vor einem Jahr war dieser Anteil noch fünf Mal so hoch», sagte Scheele. «Wir nähern uns einem normalen Kurzarbeitergeld-Geschehen rapide und in großen Schritten an.»
dpa
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