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02.06.2022 | 00:02 | Schweinepreise 

Angespannte Lage am Schlachtschweinemarkt

Schwäbisch Gmünd - Im Januar und Februar führten Personalausfälle durch Corona-Infektionen in den Schlachtbetrieben zu stark eingeschränkten Schlachtkapazitäten und erschwerten die Vermarktung.

Schlachtschweine
(c) contrastwerkstatt - fotolia.com
Auch die Absatzmöglichkeiten für Schweinefleisch waren aufgrund der saisonal schwachen Nachfrage noch ziemlich eingeschränkt. Die hohen Gefrierhausbestände verstärkten den Angebotsdruck zusätzlich. Im Februar zeichnete sich dann eine erste Entspannung der Corona-Lage in den Schlachthöfen ab.

Die deutschen Schlachtungen legten bis KW 07 wieder auf knapp 850.000 Schweine/Woche zu. Gleichzeitig stieg der Optimismus bezüglich der Belebung des Fleischmarkts durch saisonale Impulse und die bevorstehenden Lockerungen der Corona-Maßnahmen. Mit zunehmendem Außer-Haus-Verzehr und wieder möglichen Großveranstaltungen im April sowie steigender Grillaktivität erwartete man eine anziehende Fleischnachfrage.

Auf der Angebotsseite machten sich allmählich die im letzten Jahr deutlich zurückgegangenen Einstallungen und Bestandsabstockungen bemerkbar. Das Angebot an schlachtreifen Schweine fiel im Verhältnis zur anziehenden Nachfrage der Schlachtunternehmen zunehmend knapper aus. Diese Marktverhältnisse erhöhten den Spielraum der VEZG für Preisanhebungen. So konnte der Vereinigungspreis in Rekordschritten von 1,20 € in KW 06 im auf 1,95 € bis zur KW 13 angehoben werden.

Die wöchentlichen Preissprünge von teilweise +25 ct/kg SG erhöhten allerdings das Ungleichgewicht im europäischen Schweinehandel und führten dazu, dass die Schlachtunternehmen teilweise auf belgische und niederländische Schweineimporte zurückgriffen. Zudem wurde deutlich, dass im Lebensmitteleinzelhandel deutlich weniger Fleisch verkauft wurde.

Die Verbraucher reagieren auf die steigende Inflation mit einer preissensiblen und zurückhaltenden Nachfrage. Auch der zunehmende Verzicht auf Fleisch führt derzeit zu einem unbefriedigenden Geschäft im Fleischhandel.

Wegen des stockenden Fleischabsatzes nahm der Angebotsdruck soweit zu, dass ein Abschlag von 15 ct in der ersten Maiwoche nicht mehr zu verhindern war.

Seither stagniert VEZG-Preis bei 1,80 €/kg SG. Druck am deutschen und europäischen Fleischmarkt entsteht auch durch spanisches Schweinefleisch. Dort fehlt vor allem Mais aus der Ukraine, weshalb die Schweinehalter Mühe haben, ihre Schweine mit ausreichend Futter zu versorgen und diese teilweise sogar schon leichter geschlachtet werden.

Gleichzeitig ist die Nachfrage Chinas nach europäischem Schweinfleisch im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 62 % eingebrochen, was besonders Spanien als Chinas Hauptimportland für Schweinefleisch zu spüren bekommt. Nach Japan (+62 %) und in die Philippinen (+22 %) konnten die EUAusfuhren dagegen deutlich gesteigert werden.

Der aktuelle Fall der Afrikanischen Schweinepest in einem kleinen Hausschweinebestand in einem Betrieb mit Freilandhaltung im Landkreis Emmendingen scheint nach jetzigem Stand ein Einzelfall zu sein. Vermutlich erfolgte der Seucheneintrag über Saisonarbeitskräfte. An der generellen Marktlage ändert sich dadurch nichts, denn Deutschland ist bereits seit dem ersten ASP-Fall im September 2020 für den Schweinefleischexport in viele Drittländer gesperrt.

Insgesamt bleibt die aktuelle Lage am Schlachtschweinemarkt weiterhin angespannt. Das Angebot an schlachtreifen Schweinen ist zwar rückläufig, reicht für die schwache Nachfrage der Schlachtunternehmen jedoch immer noch gut aus. Im Fleischhandel hofft man auf belebende Impuls durch grilltaugliches Wetter während der Pfingstfeiertage. Andererseits werden durch den Feiertag die Schlachtaktivitäten erneut ausgebremst.

Die kurzfristige Entwicklung dürfte davon abhängen, inwiefern Grillartikel witterungsbedingt in den nächsten Wochen stärker nachgefragt werden. Das Schlachtschweineangebot dürfte in den kommenden Wochen weiter zurückgehen und zu einer Marktentlastung beitragen.

In Baden-Württemberg wirken sich die verschiedenen Qualitäts- und Regionalprogramme positiv auf die Schlachtschweineerlöse aus. In KW 20 lag der Preis für Schlachtschweine Hkl. E mit 1,90 €/kg SG um 6 ct/kg SG über dem deutschen Durchschnittspreis.

Die Erzeugerpreise für Bio-Schlachtschweine sind im letzten Quartal weiter gestiegen und auch die Verbraucherpreise ziehen an. Gleichzeitig führen die allgemeinen Kostensteigerungen zunehmend zu Kaufzurückhaltungen und sinkender Nachfrage nach Bio-Schweinefleisch. Bio-Schlachtschweine (E) erlösten im März in Deutschland 4,20 €/kg SG gegenüber 3,82 €/kg SG im Vorjahr. Im Durchschnitt aller Klassen wurden 4,11 €/kg SG erreicht (Vorjahr 3,71 €/kg SG).
LEL Schwäbisch Gmünd
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