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16.10.2013 | 06:33 | Welternährungstag 2013 

Bäuerliche Familienbetriebe sollten bessere Förderung erhalten

Aachen / Abidjan / Berlin - Anlässlich des Welternährungstages (16. Oktober) fordern der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), die afrikanische Nichtregierungsorganisation INADES und MISEREOR die künftige Bundesregierung zu einem Kurswechsel in ihrer ländlichen Entwicklungspolitik auf.

Welternährung sichern
(c) proplanta
Statt auf symbolische Partnerschaften mit dem Agribusiness zu setzen soll die neue Bundesregierung mindestens 10 Prozent ihrer Entwicklungsgelder in bäuerliche Landwirtschaft investieren. Derzeit kommt nur ein geringer Teil der ländlichen Entwicklungsförderung Kleinbauerinnen und Kleinbauern unmittelbar zugute.

Francis Ngang, Hauptgeschäftsführer von INADES, betont: „Forschung und Politik sind sich in der Theorie einig. Die Basis für eine gesicherte Versorgung mit Lebensmitteln in allen Regionen der Welt sind bäuerliche Familienbetriebe. Kleinbäuerinnen und Kleinbauern wurde das Wirtschaften in den vergangenen 30 Jahren aber massiv erschwert. Ihre Märkte wurden durch Handelsliberalisierungen mit Produkten aus dem Ausland überschwemmt, Forschung und Beratung wurden privatisiert und der Zugang zu Lagerhaltung und fairen Krediten erschwert.“

Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Dachverbandes der Bio-Branche in Deutschland, BÖLW, betont: „Stabile Ernährungssysteme, ganz egal ob in Afrika oder hier in Europa, entstehen ohne die teuren Produkte der Agrarchemie. Sie erfordern Investitionen in lokale Infrastrukturen und in die Köpfe der Bauern selbst. In afrikanischen Ländern haben über 10 Millionen Bauern durch partizipative Forschung in agrar-ökologische Intensivierung ihre Erträge mehr als verdoppelt.“ Da werde gezielt in bäuerliche Produktivität investiert. Was fehle, sei ein umfassender Ansatz, der von Regierungen unterstützt wird.

Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerks für Entwicklungszusammenarbeit MISEREOR, erläutert: „Die scheidende Bundesregierung hatte in ihrem Konzept zur ländlichen Entwicklung das „Primat der Förderung kleinbäuerlicher Landwirtschaft“ angedacht. Die neue Regierung muss dieses Denken weiterentwickeln und neue Impulse setzen, indem sie 10 Prozent der Entwicklungsgelder gezielt in bäuerliche Betriebe und lokale Marktstrukturen investiert. Gerade gegenüber den afrikanischen Regierungen wäre dies ein starkes Zeichen.“ Vor 10 Jahren hat sich die afrikanische Staatengemeinschaft verpflichtet, 10 Prozent ihrer Staatshaushalte in die Landwirtschaft zu investieren. Von 40 beteiligten Staaten sind dem bislang nur 8 Regierungen nachgekommen.

„Während die Zahl der hungernden Menschen, die nicht in der Lage sind, ihren Kalorienbedarf zu decken, laut FAO leicht auf 842 Millionen zurückgegangen ist, leiden 2 Milliarden Menschen täglich unter Vitamin- und Mineralstoffmangel. Das zeigt: Einfach mehr Nahrungsmittel zu produzieren ist nicht die Lösung. Wir brauchen vielfältige, gesunde Ernährungssysteme vor Ort, um das zu ändern“, ergänzt Francis Ngang. „Das kommende Jahr haben die Vereinten Nationen aus gutem Grund zum „Internationalen Jahr der Familiären Landwirtschaft“ ausgerufen. Die deutsche Regierung kann sich mit einer ambitionierten Agenda an die Spitze der Bewegung stellen.“

Hintergrund
  • Gegenwärtig veranschlagt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit mehr als 700 Millionen Euro zwar ca. 11 Prozent des Entwicklungsetats für die ländliche Entwicklung. Jedoch kommt nur ein kleiner Teil dieser 11 Prozent der kleinbäuerlichen Landwirtschaft unmittelbar zugute.
  • Das BMZ-Strategiepapier „Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft“ findet sich unter http://www.bmz.de/de/publikationen/reihen/strategiepapiere/Strategiepapier327_03_2013.pdf
Die von Felix Prinz zu Löwenstein zitierte Studie findet sich unter http://www.tandfonline.com/doi/pdf/10.3763/ijas.2010.0583 (bölw)
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