Das ist nur ein Beispiel, wie wir alle, durch die Wiederholung der immer gleichen Begriffe, vorgeprägt werden und uns kaum noch trauen, uns dem allgemeinen Mainstream entgegenzusetzen. Offensichtlich ein Ergebnis der Massenmenschhaltung. Was mich daran so aufregt?
Bestimmten Interessensgruppen ist es gelungen, den Wortzusatz
Gen negativ zu besetzen. Dabei sind Gene der Ursprung des Lebens. Alle Lebewesen enthalten Gene. Doch wir reagieren reflexartig mit Ablehnung, wenn wir Begriffe wie Gen-Food, Gen-Pflanzen, Gen-Fleisch oder Gen-Saatgut hören. Details interessieren dann nicht mehr. Sachliche Aufklärung wird sofort als Verteidigung des Bösen interpretiert.
Gentechnik ist aber nur dann schlimm, wenn sie grün ist. Gentechnik in der Medizin (rote Gentechnik) ist erlaubt und anerkannt. Weiße, graue und blaue Gentechnik kennt kein Mensch. Aber dazu schreibe ich auch noch mal was… :-)
Manipulation: Das Wort stammt aus dem Lateinischen (manus, plere) und bedeutet übersetzt „etwas in der Hand haben“. Er wird heute aber allgemein als unlautere Beeinflussung verstanden. Dabei haben wir Menschen unsere Umwelt seit der Steinzeit ständig manipuliert, zu unserem persönlichen Vorteil verändert. Und um es noch deutlicher zu sagen: Unsere Existenz beruht auf dem ewigen Kampf des Menschen
gegen die Natur! Sonst würden wir heute noch in mit Gras gedeckten Hütten im Wald hocken und Beeren sammeln.
Was aber gut ist, ist
frei von. Frei von Gluten, Lactose, Cholesterin, Kalorien und- natürlich – Gentechnik. Es ist bedauerlich, dass es Menschen gibt, die unter Intoleranzen leiden und es ist ein Segen, dass es dafür spezielle Nahrungsmittel gibt. Aber kann mir ein Mensch erklären, warum die ständig wachsende Zahl der Produkte, die von irgendetwas frei sind, besser oder gesünder sein sollen? Warum deren Absatz geradezu explodiert? Ich habe manchmal den Eindruck, als würde sich Ernährung zu einer Art Ersatzreligion entwickeln, in der der Glaube eine größere Rolle spielt als die Tatsachen.
Noch ein schöner Begriff:
verseucht. Unser Grundwasser ist verseucht, unser Boden ist verseucht, ja fast alles ist verseucht. Eine Seuche ist eine ansteckende Infektionskrankheit. Was soll also dieser Begriff bei Wasser, Boden oder Luft? Hier geht es doch nur darum, in den Köpfen der Leser Bilder zu erzeugen, die Angst machen. Aber zum Glück gibt es ja
Experten: Von der Definition her sind dies Menschen, die „langjährig auf einem Fachgebiet gearbeitet, sich so einen großen Überblick verschafft und wissenschaftliche Ergebnisse veröffentlicht haben“. Wer sich öffentlich über Lebensmittel äußert und Soziologie, Politologie oder Theologie studiert hat, ist definitiv kein Experte. Jedenfalls nicht in Bezug auf Lebensmittel. Und laut Wikipedia. „handelt es sich bei den
Tierrechtlern vorwiegend um Philosophen und nicht Juristen“. Welche „Gesetze“ sie anwenden und wer die Verbrecher sind, bestimmen sie allein. Meist sind es wir Landwirte.
Dass Bio nicht immer gut ist zeigt der Begriff der
Bioenergie. Vor nicht einmal 10 Jahren als die Rettung der Menschheit beschworen, ist es jetzt des Teufels. Neue Schlagworte machen die Runde und erklären, warum die Konkurrenz um Teller, Trog und Tank kritisch zu sehen ist und agrarische Rohstoffe möglichst nur auf dem Teller landen sollten. Wenn man schon die drei „T“ nennt, gehört das vierte „T“ auch noch dazu: Die Tonne, die Abfalltonne. Denn wir Landwirte produzieren auch das, was weggeworfen wird. Wenn es um die Verunglimpfung der Bioenergie geht, werden auch neue Begriffe erfunden: die
Vermaisung der Landschaft, verantwortlich für
„massenhaftes Artensterben“. Die gleichen Leute, die die Entwicklung der Bioenergie einst politisch befürwortet und gefördert haben, wollen heute nichts mehr davon wissen.
Ökologie ist die „Lehre vom Haushalt“ (griechisch) und ist ursprünglich ein Teilgebiet der Biologie, „welche die Beziehungen der Lebewesen untereinander und mit ihrer unbelebten Umwelt erforscht“. Der Begriff wurde 1866 von Ernst Haeckel (Zoologe und Philosoph) geprägt, der die Abstammungslehre von Charles Darwin weiter ausbaute. Heute wird dieser wissenschaftliche Begriff bzw. die Kurzform
Öko sehr einseitig interpretiert. Wer aber kennt die Beziehungen der Lebewesen untereinander und mit ihrer Umwelt besser als der Landwirt? Und zwar jeder Landwirt!
Und dann haben wir ja noch die
Schützer! Tierschützer, Umweltschützer, Artenschützer. Deren Geschäftsmodell besteht oft darin, mit dem bisher genannten Vokabular Angst zu machen. Sie rufen zu Aktionen auf und lassen eine Petition nach der anderen los. Und sammeln erfolgreich Spenden. Dazu das Zitat eine Journalisten:
„NGO genießen bei uns Journalisten in vielen Fällen ein beinahe grenzenloses Vertrauen.
Greenpeace, der
BUND, der
NABU, Attac, PeTA oder wie sie sonst alle heißen, haben extrem kurze Drähte zu den Medien. Sie retten die Welt, die Tiere, die Umwelt, beschützen uns vor den finsteren Machenschaften der Kapitalisten und haben selbstverständlich nie eigene Interessen, die es zu hinterfragen gelten könnte.“
Warum ich das schreibe? Weil wir Landwirte diesem Bombardement der Schlagworte jeden Tag ausgesetzt sind. Uns ständig die in Stein gemeißelten Vorurteile anhören müssen. In den Medien überwiegend negativ erwähnt werden, ohne dass man uns selbst zu Wort kommen läßt. Wir versuchen aufzuklären, versuchen zu erklären aber niemand will es hören. Und dann habe ich festgestellt, dass ich damit nicht allein bin, weil ich folgenden Satz gefunden habe:
„Der Präsident der Royal Society, Biochemiker und Nobelpreisträger 2001, Paul Nurse, hat die politische Rede gegen unpopuläres Wissen kürzlich als einen Mangel an Führungsstärke bezeichnet. Es ist mehr: es ist die Feigheit vor den Fakten und die Kapitulation vor der Demagogie. Eine Bankrotterklärung der Aufgeklärten.“
Danke Sir Paul Nurse. Ich wollte euch das nur mal aus einer anderen Perspektive zeigen. Ganz wertfrei, ohne Ideologie, nur zum Nachdenken… (auch wenn ich dafür keinen Literaturpreis bekomme) (bauerwilli)