Der Außenwirtschaftsexperte des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Ilja Nothnagel, sagte der «Welt» (Samstag), er beobachte den Konflikt zunehmend mit Sorge. «Momentan sieht es so aus, als würde jeder auspacken, was er schon lange in der Schublade liegen hat», sagte der Experte. «Die Geschwindigkeit, mit der gerade ein Thema nach dem anderen auf den Tisch kommt, lässt Zweifel aufkommen, ob beide Seiten wirklich noch das Ziel haben, Handelsschranken abzubauen.»
Die
EU-Kommission hatte am Dienstag beschlossen, dass in den nächsten zwei Monaten vorläufige Strafzölle auf Einfuhren von chinesischen Billig-Solarmodulen und deren Komponenten von durchschnittlich 11,8 Prozent fällig werden, um sie dann ab 6. August zu erhöhen, falls keine Verhandlungslösung erfolgt. China hatte prompt reagiert und Strafzölle auf europäische Weine angegedroht. Auch auch aus der Autobranche, die vom Boom in China stark profitiert, waren Befürchtungen vor möglichen Sanktionen zu hören.
Anton Börner, der Präsident des Außenhandelsverbands BGA, fordert von der europäischen Politik, im Gespräch mit China eine Lösung zu finden. Börner sagte der «Welt»: «Ich hoffe weiter, dass man auch in Brüssel zur Vernunft zurückkehrt und nicht den letzten verbleibenden Konjunkturmotor in und für Europa abwürgt. Angesichts der fragilen konjunkturellen Lage sollte niemand weiter Sand ins Getriebe der Weltwirtschaft streuen.» Auch DIHK-Experte Nothnagel mahnt die europäische Politik zu einer pragmatischen Verhandlungsführung: «Beide Seiten müssen das Zeitfenster, das jetzt offen steht, nutzen, um grundsätzlich darüber zu verhandeln, wie China und die EU künftig miteinander Handel treiben wollen.»