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23.10.2006 | 14:24 | Agrarmärkte 

Die Märkte für pflanzliche Produkte im November

Bonn - Die Getreideanbieter könnten im November wieder die Intervention nutzen, dieses Instrument zum Marktausgleich dürfte jedoch angesichts des knappen Angebotes und der deutlich über dem Interventionspreis tendierenden Preise wenig Beachtung finden.

Agrarmärkte
(c) proplanta
EU-weit stehen die Getreidemärkte nach wie vor unter dem Einfluss der unterdurchschnittlichen Ernten. Besonders knapp ist das Angebot an Braugerste. So bleibt das Sommergerstenangebot 2006/07 rund zwölf Prozent unter dem Vorjahresumfang und vieles davon ist nur eingeschränkt tauglich für die Mälzereien.

Dagegen ist Futtergetreide, insbesondere Futtergerste, reichlicher verfügbar. Während die aus Interventionsbeständen angebotene Ware bisher nur wenig Entspannung brachte, dürfte von der von Brüssel angekündigten Freigabe für das gesamte in der Intervention befindliche Getreide von gut elf Millionen Tonnen mehr Marktwirkung ausgehen.

Die landwirtschaftlichen Betriebe andererseits werden freie Getreidepartien in der Hoffnung auf weiter steigende Preise nur sehr zögernd anbieten, das gilt vor allem für Braugerste, qualitativ hochwertigen Weizen und Mais.

Auf der Nachfrageseite richtet sich das Interesse der Mühlen an Brotgetreide vorwiegend auf kleinere Partien für den Sofortbedarf. Allerdings ist die Aufnahmebereitschaft in diesem Jahr wegen des insgesamt knapperen Angebotes und der kleineren Anfangsbestände größer als sonst. Das Exportgeschäft verläuft in ruhigeren Bahnen und konzentriert sich auf den innergemeinschaftlichen Handel.

Mischfutterhersteller versuchen, nicht dringend benötigte Käufe zu schieben, auch weil sie auf einen Preisknick im Frühjahr hoffen. Allerdings signalisieren viele Betriebe auch für die Termine November/Dezember noch einige Versorgungslücken.

Im Zuge des kleinen Angebotes und der stetigen Nachfrage wird im November für Brot- und Futtergetreide mit festen Preisen gerechnet. Spürbaren Einfluss nimmt dabei aber auch die Entwicklung an den internationalen Terminmärkten. Schließlich hatten die EU-Getreidepreise durch die US-Weizenhausse kräftige Unterstützung erhalten.

Schwächesignale von dort könnten daher auch bei uns einen Preisrückgang fördern. Viele spricht derzeit aber dafür, dass der weite Abstand der Großhandelspreise für Weizen, Roggen, Gerste und Mais zum Interventionspreis auch im November bestehen bleibt oder sogar noch ausgebaut wird.

Die Preise aller Getreidearten bewegen sich deutlich über dem Vorjahresniveau, besonders ausgeprägt für Brotroggen und Futterweizen. Für diese Rohstoffe tendieren die Erzeugerpreise im Bundesmittel um rund 40 Prozent über der Vorjahreslinie. Während auch bei Braugerste der Abstand zu 2005 beachtlich ausfällt, ist er hingegen bei Futtergerste, Eliteweizen und Körnermais etwas geringer.

Rapsangebot umfangreicher
Die Rapserzeuger bieten aufgrund der höheren Preise wieder umfangreicher Ware an. Dagegen disponieren die Ölmühlen Lieferungen für 2007 verhalten, da das Rapsölgeschäft vor allem auf späteren Terminen sehr unbefriedigend ist. Die aktuellen Angebotsprognosen und der Rohölkurs weisen eher auf eine nach unten gerichtete Preisentwicklung. Davon war bislang im Zuge der steigenden Getreidenotierungen aber nichts zu spüren. Die Rapspreise bewegten sich Mitte Oktober mit rund 242 Euro je Tonne frei Erfasserlager knapp 40 Euro über der Vorjahreslinie.

Mischfutterpreise mit Spielraum nach oben
Die Herstellung von Mischfutter bewegt sich weiterhin in einem normalen Rahmen. Angesichts der kleineren Getreideernte 2006 und hoher Preise wird der Einsatz von Getreide im Futter in den kommenden Monaten keine deutliche Zunahme erfahren.

Allerdings können die Mischfutterhersteller ihre Getreideverarbeitung gegenüber dem Vorjahr nicht in größerem Umfang einschränken, auch wenn Getreide teurer ist. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Produktion getreidehaltiger Futtermittel für Schweine und Geflügel unter dem Einfluss steigender Tierbestände ausgeweitet werden sollte. Raps- und Sojaschrot stehen an den meisten Standorten in ausreichenden Mengen zur Verfügung; allerdings hat sich das Angebot an Importsojaschrot saisonal etwas verringert.

Die Landwirte ordern ihren Mischfutterbedarf meist in saisonüblichen Mengen. Gleichzeitig konzentrieren sich die Hersteller von Mischfutter beim Einkauf der Einzelkomponenten auf kleinere Mengen für den Sofortbedarf. Die Nachfrage nach Sojaschrot wird durch steigende Preise gebremst, zumal Einkäufer in den kommenden Wochen wieder mit rückläufigen Forderungen rechnen. Dagegen bleibt Rapsschrot vor allem im Norden gefragt.

Angesichts der erneut heraufgesetzten Forderungen für Getreide und Einzelkomponenten dürften die Mischfutterpreise im November einigen Spielraum nach oben haben. Bei Weizen- und Roggenkleien deuteten sich zuletzt ebenfalls wieder festere Tendenzen an. Hinzu kommt, dass auch die Kurve der Maiskleberfutterpreise nach oben deutet. Sollten sich am US-Sojamarkt wieder schwächere Einflüsse durchsetzen, dürften die Sojaschrotpreise hierzulande deutlich nachgeben. Dann könnten sich auch bei Rapsschrot wieder etwas schwächere Tendenzen durchsetzen.

Kartoffeln: knappes Angebot – gute Preise
Die Kartoffelernte 2006 ist in Deutschland aber auch in Westeuropa insgesamt nur knapp bedarfsdeckend. Wie hoch das Angebot im November sein wird, hängt von der Lagerqualität ab. Der überwiegende Teil der Marktversorgung wird bei Speisekartoffeln aus Winterlägern kommen.

In Erwartung steigender Preise dürften Landwirte, die sich der Lagerstabilität ihrer Ware sicher sind, sehr zurückhaltend offerieren und auf höhere Preise hoffen. Aufgrund der ungünstigen Kondition vieler Kartoffeln ist jedoch nicht auszuschließen, dass einige Vorräte zeitiger verkauft werden müssen als ursprünglich geplant. Das Angebot in den kommenden Wochen könnte daher von sehr knapp bis gut bedarfsdeckend reichen. Bei Frittenrohstoff dürfte das Angebot im Verhältnis zur Nachfrage auf jeden Fall umfangreicher sein. Eine Angebotsergänzung von Speise- und Verarbeitungskartoffeln aus dem westeuropäischen Ausland wird wohl unterschiedlich ausfallen.

Für Einkellerungsaktionen stand in diesem Jahr nur wenig Ware zur Verfügung. Insofern verfügen nur wenige Verbraucher über Vorräte, die bis in den Winter reichen. Vermutlich werden Speisekartoffeln in Kleingebinden im November stetig vermarktet. Im Übrigen könnten Nachfrageimpulse von der Verarbeitungsindustrie oder dem Ausland kommen; Speisekartoffelsorten mit Fritteneignung wecken bei entsprechenden Kalibern das Interesse der Frittenindustrie.

Kartoffeln aus Lagerbeständen dürften Landwirte im November nur herausgeben, wenn sie dafür entsprechende Aufgelder bekommen. Sollte es wider Erwarten überhaupt keine für die Lagerung ungeeignete Ware mehr geben, könnte der Preisanstieg in der zweiten Novemberhälfte kräftig ausfallen. Bei Frittenrohstoff sind die Preismöglichkeiten infolge eines zu großen lagerkritischen Angebotes zunächst noch etwas eingeschränkt. Schon zuvor gab es einen Kursabstand zur Speiseware von bis zu sechs Euro je 100 Kilogramm. Dieser wird wohl zunächst gehalten.

Gut ausreichendes Obstangebot
Am Markt für Tafeläpfel wird aufgrund der hohen Versorgung der Verbraucher aus den Hausgärten allenfalls in den kommenden Wochen mit einem ähnlichen Absatz wie im Vorjahr gerechnet. Daher dürfte sich die Marktlage kurzfristig nicht entscheidend entspannen.

Dafür ist der Angebotsdruck aus den nördlichen Anbauregionen zu stark. Erst ab Dezember sind die Aussichten für einen angebotskonformen Absatz deutlich besser. Mit Birnen dürften die Märkte gut ausreichend versorgt sein, da EU-weit ein ähnliches Angebot verfügbar ist wie 2005.

Die spanische Zitrusfruchternte erreicht in dieser Saison wieder ein normales Niveau, nachdem es im vergangenen Jahr hohe Ausfälle gegeben hatte. Die Zufuhren Easy Peelern und Orangen an den hiesigen Markt fallen daher wohl höher aus als damals. Bereits Ende Oktober lagen die Preise für die kleinen Zitrusfrüchte niedriger als im Vorjahr.

Wandel im Salatsortiment – reichlich Kohlgemüse
Das Angebot an Freilandsalaten ist in keinem Monat so unvorhersehbar wie im November. Erste Fröste können der Ernte der anstehenden Sätze ein jähes Ende bereiten. Importe dürften daher in wachsendem Umfang das Sortiment ergänzen.

Beim Eissalat steht daher voraussichtlich aus in- und ausländischer Produktion ein reichliches Angebot zur Verfügung. Bei insgesamt wohl steigenden Preisen für Freilandware rücken typische Wintersorten in den Vordergrund: Feldsalat aus dem heimischen Anbau ist aber wohl zunächst eher knapp, die Preise könnten das Vorjahresniveau übersteigen. Die Kampagne mit inländischem Chicorèe setzte mit stabilen Preisen ein. Ergänzt wird das Angebot insbesondere mit französischer Ware.

Nach den Herbstaktionen dürfte sich das Interesse an Weißkohl beruhigen. Dem steht jedoch ein reichliches Angebot, vor allem an großfallender Ware, gegenüber. Die Erzeugerpreise von Ende Oktober werden sich zwar halten lassen, höhere Notierungen sind jedoch wohl nur schwer zu realisieren. Auch für Rotkohl wird nicht vor Mitte November mit steigendem Bedarf und festeren Preisen gerechnet.

Der Möhrenmarkt war im Herbst durch ein stabiles und vergleichsweise hohes Preisniveau gekennzeichnet. Die nur geringfügigen Flächenausweitungen und eher durchschnittliche Erträge lassen bis in den November hinein einen stabilen Marktverlauf erwarten. Ähnlich sieht es bei Knollensellerie aus. Die Preise geben mit steigenden Erntemengen zwar zögernd nach, das Vorjahresniveau dürfte im November aber noch deutlich überschritten werden.

Die aus Erzeugersicht guten Preise für Zwiebeln haben wohl weiter Bestand. Die Ernte fällt EU-weit nach vorläufigen Zahlen wie auch in Deutschland um neun Prozent geringer aus als im Vorjahr. Besonders große Kaliber sind knapp und erzielen deutliche Aufpreise.

Quelle: ZMP Agrarmarkt 23.10.2006
© ZMP 
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