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17.09.2014 | 00:08 | Volkswirtschaften 

Ebola bremst Westafrikas Wirtschaft aus

Berlin - Eigentlich war es doch wieder aufwärts gegangen. Nach Bürgerkriegen in den 90ern legten westafrikanische Länder wie Liberia und Sierra Leone in den vergangenen Jahren wirtschaftlich wieder ordentlich zu.

Außenwirtschaft
(c) Sven Hoppe - fotolia
Das armutsgeplagte Sierra Leone zum Beispiel konnte noch 2012 ein BIP-Wachstum von stolzen 15,2 Prozent vorlegen. Nun wütet die Ebola-Epidemie in der Region. Rund 2.300 Menschen sind bereits gestorben, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürchtet in den kommenden Monaten 20.000 Infizierte.

Die Seuche lähmt laut Experten die Volkswirtschaften von Sierra Leone, Liberia und Guinea - und könnte ihren Schatten auf den Rest des Kontinents werfen. «Die Wirtschaft kommt nach und nach zum Zusammenbruch», warnt Christoph Kannengießer, Geschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft.

Fluggesellschaften wie Air France oder British Airways kappen Verbindungen nach Westafrika, Grenzübergänge werden dicht gemacht. Auch die Häfen der Hauptstädte Conakry, Monrovia und Freetown werden nach Angaben von Reedereien nur noch vermindert angefahren, wie der Westafrika-Korrespondent von Germany Trade & Invest (GTAI), Carsten Ehlers, berichtet.

Gleichzeitig verlassen immer mehr Ausländer die Region. «Internationale Unternehmen wie Bergbaufirmen haben Mitarbeiter evakuiert», sagt Claire Schaffnit-Chatterjee, Afrika-Analystin bei Deutsche Bank Research. Der Stahlkonzern ArcelorMittal etwa hat ein Erzminen-Projekt in Liberia gestoppt.

Ebola könnte die Länder bis zu vier Prozentpunkte Wachstum kosten, warnte der Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank, Donald Kaberuka, bei einem Besuch in der Region vor zwei Wochen. Er appellierte an Unternehmen, die betroffenen Gebiete nicht zu verlassen. «Lasst uns nicht durchdrehen und die Situation schlimmer machen», sagte Kaberuka.

Das Wachstum in Sierra Leone und Liberia drohe um 3,5 Prozentpunkte zu schrumpfen, erklärte auch der Internationale Währungsfonds IWF vor wenigen Tagen. Die Organisation rechnet mit Haushaltslücken von bis zu 130 Millionen Dollar (100 Millionen Euro) jeweils für Sierra Leone, Guinea und Liberia.

Auch einheimische Arbeitskräfte flüchten vor dem Fieber. «Es herrscht Misstrauen, die Leute gehen nicht mehr zur Arbeit», sagt Kannengießer. Die Haupterntezeit für Mais und Reis steht bevor, doch auf den Farmen fehlen Arbeiter. Dabei stemmt die Landwirtschaft in Sierra Leone die Hälfte des Nationaleinkommens. Das könnte die Knappheit an Nahrungsmitteln verschärfen - und die Preise weiter anheizen. Afrika-Expertin Schaffnit-Chatterjee rechnet mit Hungersnöten und sozialen Unruhen in der Region.

Die wirtschaftlichen Ebola-Effekte betreffen laut Experten vor allem die drei am schwersten von der Seuche betroffenen Länder. Laut GTAI gibt es bisher kaum Auswirkungen auf regionale «Schwergewichte» wie Nigeria. Die Epidemie könnte aber zu einem Image-Problem für ganz Afrika werden - zurück zum Ruf des Kontinents der Krisen und Katastrophen. Touristen stornierten bereits Reisen nach Kenia und Tansania, berichtet Schaffnit-Chatterjee. «Das ist ein Schlag für das Image Afrikas.»

«Das wirtschaftliche Risiko liegt in überschießenden Reaktionen», meint auch Kannengießer und berichtet von Wirtschaftsdelegationen, die Geschäftsreisen nach Namibia und Südafrika abgesagt hätten - Tausende Kilometer entfernt von den Infektionsherden. «Das ist so, als wenn es in Moskau eine Epidemie gibt und keiner mehr nach Paris reisen würde», sagt Kannengießer. Er warnt vor einer Kettenreaktion mit schweren wirtschaftlichen Schäden für ganz Afrika südlich der Sahara. «Das kann zu einem Flächenbrand werden.» (dpa)
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