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15.03.2009 | 15:32 | Absatzförderung 

Einzelne Agrarbranchen organisieren Absatzförderung auf eigene Faust

Berlin - Für die Absatzförderung deutscher Agrarprodukte zeichnen sich immer stärker der Verzicht auf übergreifende und das Zusteuern auf brancheninterne Lösungen ab.

CMA Absatzförderung
(c) CMA/ZMP
Wie die Geschäftsführerin Dr. Heike Harstick vom Verband der Fleischwirtschaft (VDF) am vergangenen Donnerstag gegenüber dem Presse- und Informationsdienst AGRA-EUROPE bestätigte, plant der Verband Aktivitäten zur Ankurbelung des Auslandsabsatzes. "Wir werden was machen in Sachen Exportförderung, sind aber darauf angewiesen, dass die Bundesregierung einen Beitrag leistet", sagte Harstick. Dabei denkt sie unter anderem an die Förderung von Messebeteiligungen. Entscheidungen sollen beim VDF innerhalb der nächsten vier Wochen fallen. Handlungsbedarf sieht Harstick auch bei der Verbraucheraufklärung.

Die nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Absatzfondsabgabe in Liquidation befindliche Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) hat hier bisher von Rezeptideen bis hin zu Ernährungstipps einiges zu bieten gehabt, wofür künftig Alternativen gefragt sind. Harstick schwebt eine Informationsplattform vor, die man zusammen mit der Fleischwarenindustrie betreiben könnte. Die Absatzförderung im Inland will sie hingegen den Unternehmen überlassen. An die Agrarmarktinformations-GmbH (AMI) stellt Harstick die Erwartung einer vertrauenswürdigen Datensammlung, -aufbereitung und -analyse. Wenn dies gewährleistet sei, habe man kein Problem damit und sehe nicht die Notwendigkeit, etwas Eigenes auf die Beine stellen zu müssen.  

Mühlen wollen branchenbezogene PR

Anders verhält man sich beim Milchindustrieverband (MIV), wo diese Woche eine Vorstandssitzung stattfindet, bei der es auch um die Zukunft der Marktberichterstattung gehen soll. Trotz AMI hält man beim MIV weiter die Idee einer "Milch-ZMP" am Leben, die der MIV-Vorsitzende Dr. Karl-Heinz Engel ins Spiel gebracht hat. "Die Mehrzahl unserer Mitglieder ist derzeit für eine MIV-Lösung", sagte ein Sprecher des Verbandes gegenüber AGRA-EUROPE.

Interessiert ist man in der Milchwirtschaft auch an der Bereitstellung wissenschaftlich fundierter Informationen zur Milch, was bisher von der CMA geleistet wurde. Beim Verband Deutscher Mühlen (VDM) hat man im Unterschied zur Milch- und Fleischwirtschaft vor allem den Inlandsabsatz und weniger die Exportmärkte für das künftige Mehlmarketing im Blick. Dabei soll es um Informationen gehen, die auf die Bedürfnisse von Mehlverwendern zugeschnitten sind, aber auch um Kooperationen mit vor- und nachgelagerten Bereichen.

Für sehr wahrscheinlich hält man bei den Mühlen, dass es künftig branchenbezogene PR geben wird, die beim Verband angesiedelt ist. Mit den Überlegungen ist man allerdings noch am Anfang. VDM-Hauptgeschäftsführer Manfred  Weizbauer: "Wir sind fest überzeugt, dass wir künftig die Branchenkommunikation effektiver leisten können als unter dem Dach der CMA. Wir wollen das Bewusstsein in der Öffentlichkeit für eines der gesündesten und wichtigsten Lebensmittel stärken." Die Mühlen hatten für Brotgetreide in der Vergangenheit mit 48 Cent/t pro Jahr insgesamt rund 3 Mio Euro an den Absatzfonds gezahlt. 


Politik am Zuge

Unklar ist noch, inwieweit das Bundeslandwirtschaftsministerium künftig auf die AMI-Arbeit zurückgreift. Bestimmte Marktdaten, so Preise auf den Milch- und Fleischmärkten, müssen nach Brüssel an die EU-Kommission gemeldet werden, gehen teilweise allerdings auch bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) ein. Es zeichnen sich drei große Bereiche ab, in denen Aufträge des Staates an die AMI in Frage kommen. Dies sind Datenlieferungen, teilweise aufgrund bestehender Meldeverpflichtungen des Staates, Marktanalysen im Sinne einer Politikberatung sowie die Aufbereitung von Verbraucherdaten, die über die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) gewonnen werden.

Aus Absatzfondsmitteln standen für diese Verbraucherdaten, die besonders für Marktberichterstattung zu Frischeprodukten wichtig sind, bisher rund 500.000 Euro pro Jahr zur Verfügung. Prinzipielle Bereitschaft besteht offenbar im Bundeslandwirtschaftsministerium, für den Agrarexport mehr zu tun. So ist die personelle Aufstockung der Präsenz im Ausland im Gespräch. Bisher hat das Ministerium 17 solcher Agrardiplomaten um den Erdball postiert.

Andere EU-Mitglied­staaten wie Frankreich und die Niederlande haben ihre Agrarministerien stärker als Türöffner für die eigene Landwirtschaft im Ausland eingespannt. So hat das kleine Irland ein knappes Dutzend, Holland sogar rund 30 Agrarattachés. Solchen Beispielen könnte Deutschland künftig ein kleines Stück weit folgen. (AgE)
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