Der Markt bleibt in Bewegung, lässt aber nach den aktuellen Abwärtsbewegungen durchaus wieder positive Trends erwarten. „Unter dem Strich sehen wir zurzeit keinen grundlegenden Anlass zur Katerstimmung“, verdeutlicht Landvolkvizepräsident Heinz Korte, selbst Milcherzeuger. Allerdings vermissen die Milcherzeuger die von EU-Politikern angekündigten Angebote für eine „weiche Landung“ im freien Milchmarkt. Stattdessen erwartet sie eine „harte Piste“ mit den vermutlich höchsten Superabgaben für zu viel erzeugte Milch seit Bestehen der Quotenregelung und aktuell einem angespannten Preisniveau.
Korte verweist auf Prognosen der EU-Kommission. Sie bewertet die mittel- bis langfristigen Aussichten positiv und sieht bei einer steigenden Milcherzeugung in der EU unter anderem die deutschen
Milchviehhalter bei vergleichsweise geringen Produktionskosten in einer recht komfortablen Ausgangsposition. Der Zuwachs wird nach Einschätzung der Brüsseler Experten in erster Linie zu Käse und Milchpulver verarbeitet werden.
Trotz steigendem Pro-Kopf-Verzehr der EU-Bürger bei Käse wird das Plus auch die steigende Exportnachfrage bedienen müssen. Bei den Preisen dämpft die Kommission nach einer aus Erzeugersicht zu kurzen Phase mit hohen Auszahlungspreisen die kurzfristigen Erwartungen, auf längere Sicht dagegen dürften die Preise wieder steigen. Entgegen der Phase niedriger Milchpreise in 2008/09 belasten derzeit keine hohen Lagerbestände den Markt, die Nachfrage nach Milchprodukten ist stetig.
Entlastet werden die Landwirte ab April kommenden Jahres zumindest von den Kosten, die mit der Quotenregelung verbunden sind. So haben die deutschen Landwirte allein seit dem Milchwirtschaftsjahr 2000/01 mehr als 750 Mio. Euro als Strafabgaben an die EU-Kasse zahlen müssen. Auch aktuell wird erneut mit einer hohen Strafzahlung in dreistelliger Millionenhöhe gerechnet. Daneben haben Milchviehhalter, die ihre Ställe vergrößern wollten, nicht nur die Investitionskosten erwirtschaften, sondern auch Geld für den Erwerb der Milchquoten als Produktionslizenz ausgeben müssen. Dieser Betrag wird seit dem 2000 begonnenen Quotenhandel auf rund zwei Mrd. Euro geschätzt.
Der höchste Quotenpreis lag im November 2001 mit 81 Cent mehr als doppelt so hoch wie der Auszahlungspreis! Vor diesem Hintergrund ist ein Arbeitspapier des von Thünen Instituts, das die Milchquotenregelung kritisch bewertet, verständlich. Die Braunschweiger Wissenschaftler sehen die Mengenregulierung mit mehreren Nachteilen verbunden. Dazu zählen unter anderem die Einschränkung der individuellen Entscheidungsfreiheit, der erschwerte Marktzutritt für Neueinsteiger, die Hemmung des Strukturwandels und die Benachteiligung der Verbraucher. Bürokratie und Kosten seien mit der Quotenregelung kaum zu bremsen, die Stabilisierung der
Erzeugerpreise dagegen bleibe fraglich, lautet das vernichtende Urteil der Wissenschaftler zu einer weiteren Reglementierung des Milchmarktes. (LPD)