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30.07.2017 | 14:37 | EU-Zuckermarktordnung 

EU-Zuckerexporte dürften langfristig kräftig wachsen

Paris/Berlin -  Die Perspektiven für Exporteure von Zucker aus der Europäischen Union sind im Hinblick auf die kommenden neun Jahre gut. Davon gehen zumindest die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sowie die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) aus.

EU-Zuckerexporte
OECD und FAO prognostizieren für 2026 eine Ausfuhr von 2,4 Millionen Tonnen tel quel. (c) proplanta
Wie diese in ihrem aktuellen „Agricultural Outlook“ voraussagen, dürften die EU-Ausfuhren bis 2026 im Vergleich zur Durchschnittsmenge in den Jahren 2014 bis 2016 um 71 % auf 2,4 Mio. t Zucker tel quel (tq) steigen. Damit würde die Gemeinschaft ihre Position als viertgrößter Zuckerlieferant am Weltmarkt behaupten. Die Fachleute begründen ihre optimistische Prognose unter anderem mit dem anstehenden Ende der EU-Zuckermarktordnung.

Als wichtige Zielländer für die Lieferungen aus der Union sehen die Experten die nordafrikanischen Länder und den Nahen Osten. Für den Weltmarktführer Brasilien wird bis 2026 im Vergleich zur Basisperiode ein Ausfuhrplus von 34 % auf 33,1 Mio. t vorausgesagt. Diese Menge soll dann einem Weltmarktanteil von 43 % entsprechen.

Die Zuckerexporte aus Thailand - der Nummer zwei unter den Ausfuhrländern - sehen OECD und FAO ebenfalls im Aufwind. Von dort sollen in neun Jahren 10,8 Mio. t Zucker kommen, was einem Zuwachs von 42 % entsprechen würde. Den dritten Platz soll - wie bisher schon - Australien mit einem Plus von 11 % auf 4,5 Mio. t behaupten.

Derweil dürfte dem „Agricultural Outlook“ zufolge die Weltproduktion an Zucker bis 2026 im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen drei Jahre bei „normaler“ Witterung um 24 % auf 210 Mio. t ansteigen. Dabei soll vor allem die Erzeugung in Entwicklungsländern zulegen, so dass sich deren Anteil am globalen Aufkommen um 3 Prozentpunkte auf 79 % erhöhen würde. Für die Industrieländer wird eine Ausweitung der Zuckerproduktion um 10 % auf 44,3 Mio. t erwartet.

Zucker in Brasilien aktuell profitabler als Ethanol

Wie die OECD und die FAO im Hinblick auf die Zuckererzeugung im Jahr 2026 in Brasilien erwarten, dürfte diese im Vergleich zum Mittelwert der Jahre 2014 bis 2016 um rund 29 % auf 45,3 Mio. t tq gesteigert werden. Das südamerikanische Land habe als weltgrößter Erzeuger seit 2015 von relativ hohen Zuckerpreisen profitiert, die auch durch die Abwertung des Real gegenüber dem US-Dollar unterstützt worden seien.

Für die kommenden neun Jahre sei damit zu rechnen, dass der brasilianische Zuckersektor seine Auslandsschulden abbauen könne. Zuletzt litten die Unternehmen jedoch laut OECD und FAO noch unter der Verschuldung. So hätten zahlreiche Zuckerrohrverarbeiter aufgeben müssen.

Während die Finanzsituation des Sektors insgesamt betrachtet immer noch kritisch sei, würden mittlerweile allerdings auch wieder Neuinvestitionen getätigt und Zuckerrohrplantagen saniert, denn zumindest kurzfristig betrachtet sei in Brasilien die Erzeugung von Zucker profitabler als die alternative Herstellung von Ethanol.

Ausweitung der indischen Zuckerrohrfläche erwartet

In Indien, dem global zweitgrößten Zuckerproduzenten, dürfte die Zuckererzeugung laut dem „Agricultural Outlook“ bis 2026 auf 31,1 Mio. t tq steigen; das wäre gegenüber der Durchschnittsmenge von 2014 bis 2016 ein Plus von 21 %. Die Experten begründen diese Prognose mit der voraussichtlich stabilen Inlandsnachfrage und einer wachsenden Produktion von Ethanol in dem asiatischen Land. Außerdem erwarten sie von den jüngsten Reformen der indischen Zuckerpolitik eine stabilisierende Wirkung auf die dortigen Erzeugerpreise, die sich nun an staatlichen Vorgaben orientierten.

Daneben seien Vermarktungsbeschränkungen für die Zuckererzeuger aufgehoben worden. Diese Politik dürfte nach Ansicht der Fachleute in Kombination mit neuen Anreizen für eine Steigerung der Ethanolerzeugung aus Zuckersirup zu einer Ausweitung des Zuckerrohranbaus in Indien führen. Vor Strukturbereinigung in der EU Für die Europäische Union, die im globalen Ranking der Zuckerproduzenten den dritten Rang einnimmt, erwarten OECD und FAO eine Steigerung der Erzeugung bis zum Jahr 2026 im Vergleich zur Basisperiode 2014 bis 2016 um 8 % auf 18,5 Mio. t tq.

Nach dem Auslaufen der EU-Zuckermarktordnung werde sich der hiesige Markt zunehmend an Fundamentaldaten orientieren, obwohl immer noch hohe Zölle zur Beschränkung der Zuckereinfuhren erhoben würden. Jedoch habe die Differenz zwischen den Binnenmarkt- und den Weltmarktpreisen für Zucker bereits in der Basisperiode abgenommen. Im Projektionszeitraum würden die EU-Zuckerhersteller versuchen, ihre Kosten zu senken.

Gleichzeitig profitierten sie wahrscheinlich von relativ hohen Zuckerpreisen, die über dem Mittel der vergangenen zwei Dekaden liegen dürften. Nach der Ausweitung des Zuckerrübenareals im laufenden Jahr gegenüber der Basisperiode sei allerdings in den Folgejahren mit einer Einschränkung des Anbaus zu rechnen, so OECD und FAO. Sie gehen aber davon aus, dass die EU-Zuckerproduzenten unter dem Strich wettbewerbsfähig bleiben werden, und zwar durch Ertragssteigerungen, Verlängerung der Kampagnendauer und besserer Auslastung der Erzeugungskapazitäten. Daher prognostizieren die Experten für die nächsten Jahre zunächst einen Anstieg der EU-Zuckerproduktion.

Dabei dürften allerdings ineffiziente Unternehmen zur Aufgabe gezwungen sein, weshalb für die Folgejahre ein Produktionsrückgang erwartet wird. Vor allem in EU-Regionen mit einem Getreideüberschuss und einem Zuckerdefizit werde Zucker mit Isoglukose am Süßstoffmarkt konkurrieren.

Preisvolatilität nimmt wahrscheinlich ab

Der Weltmarktpreis für Rohzucker aus Zuckerrohr wird nach der Prognose der OECD und der FAO im Jahr 2026 um die 367 $/t (315 Euro/t) liegen; das wäre im Vergleich zu 2016 ein Minus von 13 %. Weißzucker dürfte sich um denselben Prozentsatz auf 453 $/t (389 Euro/t) verbilligen. Damit würden die Preise jedoch noch über dem nominalen Durchschnittswert der vergangenen 20 Jahre liegen, betonen die Experten.

Im laufenden Kalenderjahr soll bereits die Prämie für Weißzucker gegenüber Rohzucker kräftig schrumpfen, und zwar im Vergleich zu 2016 um etwa 15 $/t (13 Euro/t) auf 85 $/t (73 Euro/t). Die Fachleute begründen diese Voraussage mit voraussichtlich steigenden EU-Weißzuckerexporten. Trotz des damit verbundenen Preisdrucks werden die Rohrzuckerproduzenten dem „Agricultural Outlook“ zufolge versuchen, ihre Rohzuckerexporte auszubauen, um Marktanteile zu halten, so dass sich der Preisabstand zwischen den beiden Qualitäten bis 2026 auf dem Niveau von 86 $/t (74 Euro/t) stabilisieren könnte.

Für die Zukunft erwarten die Experten darüber hinaus auch geringere Schwankungen der Zuckerpreise am Weltmarkt. Begründet wird dies mit der Abschaffung handelsverzerrender Zuckerpolitiken in mehreren Ländern, so in Thailand, Malaysia, Ägypten und Marokko.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8585 Euro
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Zuckerexport und -produktion ausgewählter Länder
AgE
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