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17.09.2023 | 03:47 | Tierbestände 2023 
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Europäische Union: Schweinebestände sinken überall

Bonn - Noch sind die Viehzählungsergebnisse aus dem Frühjahr 2023 nicht komplett, doch sprechen die bislang vorliegenden Zahlen eine klare Sprache: Der Abbau der Schweinebestände in der Europäischen Union geht unvermindert weiter.

Schweinebestände in der EU
Die bisher bekannten Viehzählungsergebnisse für das Frühjahr 2023 weisen für alle Mitgliedstaaten kleinere Schweinebestände als im Vorjahr aus - In acht EU-Ländern mit Resultaten nahm die Zahl der Tiere im Schnitt um mehr als 5 Prozent ab - Auch die Sauenherden wurden abgestockt - Schweineproduktion wird auch zukünftig rückläufig sein. (c) proplanta
Aus acht der insgesamt 13 meldepflichtigen Staaten sind bisher Bestandzahlen veröffentlicht worden, darunter die großen Produzenten Deutschland, Frankreich, Dänemark, die Niederlande, Polen und Italien sowie Belgien und Österreich. Daten fehlen unter anderem noch vom Schwergewicht Spanien.

Laut Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) sowie nationaler Erhebungen wurden in acht EU-Staaten im Mai beziehungsweise Juni 2023 insgesamt 80,76 Millionen Schweine gehalten; das waren 4,51 Millionen Stück oder 5,3 % weniger als zwölf Monate zuvor. Bei der umfassenden Dezembererhebung 2022 hatte die Abnahmerate gegenüber dem Vorjahr im Mittel aller Mitgliedstaaten 5,1 % betragen, im Juni vorigen Jahres 4,6 %.

Der Abbau der Schweinebestände hat also nicht nachgelassen, sondern sich eher noch verstärkt. Maßgeblich dafür dürften die über weite Strecken des Jahres 2022 niedrigen Erzeugerpreise bei gleichzeitig stark gestiegenen Produktionskosten sowie weitere Gründe, darunter Umweltauflagen oder eine nachlassende Nachfrage, gewesen sein.

Weniger Sauen im Stall



Ein schnelles Ende der Abwärtsentwicklung in der Schweineproduktion ist eher nicht zu erwarten. In den acht Ländern haben die Erzeuger nämlich auch viele Sauen aus der Produktion genommen, welche die Produktionsgrundlage für die Zukunft sind. Der Bestand an Zuchtsauen ist gegenüber Juni 2022 um 238.000 Stück oder 3,8 % auf 6,05 Millionen Tiere gesunken.

Etwas überraschend wurde hierbei für Italien ein Zuwachs bei der Sauenzahl um 6,4 % auf 617.000 Stück gemeldet. In allen anderen Ländern sind die Herden mehr oder weniger deutlich geschrumpft. Besonders kräftig stockten die dänischen Halter ihre Schweinebestände ab, nämlich um 9,6 % bei allen Tieren und 5,7 % bei den Sauen. Auch hierzulande fiel der Rückgang mit 6,2 % beim Gesamtbestand und 6,7 % bei den Muttertieren überdurchschnittlich aus.

In Belgien sank die Zahl der gehaltenen Schweine im Vorjahresvergleich mit 7,5 % auf 5,41 Millionen Stück ebenfalls deutlich. Größtenteils war dies dem Rückgang bei Masttieren um fast 9 % geschuldet. Zu Jahresbeginn wurden aus Belgien sehr viele Ferkel nach Spanien exportiert, die dann zum Zähltermin als Mastschweine fehlten.

Polens Schweinebestand auf historischem Tief



Die Viehzählungsergebnisse aus Polen weisen für unser östliches Nachbarland im Juni 2023 einen Bestand von 9,44 Millionen Schweine aus; das waren 175.000 oder 1,8 % weniger als ein Jahr zuvor; die Sauenherde sank dort um 2,6 % auf 591.000 Tiere. Im EU-Vergleich sind das nur unterdurchschnittliche Abnahmeraten, doch wies die Polens Statistikamt darauf hin, dass der Bestand auf das geringste Niveau seit dem Zweiten Weltkrieg abgenommen habe.

Die Niederlande, für einige Mäster in anderen Ländern als Ferkellieferant wichtig, verzeichneten einen Rückgang des Sauenbestandes um 4,1 % auf das Rekordtief von 882.000 Tieren; der Gesamtbestand sank in dem westlichen Nachbarland um 3,2 % und erstmals unter die Marke von 11 Millionen Schweinen. Auch in Spanien, für das noch keine Zahlen vorliegen, wird mit einem Rückgang des Schweinebestandes gerechnet, nachdem dieser dort in den Vorjahren noch spürbar zugenommen hatte.
Bestand an Schweinen in der Europäischen UnionBild vergrößern
Bestand an Schweinen in der Europäischen Union
AgE
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Kommentare 
maximilian schrieb am 22.09.2023 16:54 Uhrzustimmen(2) widersprechen(5)
Nach einer neuen Umfrage ernähren sich ca. 10 % der Bundesbürger vegan oder vegetarisch. Ca. 43 % der Befragten halten sich für Flexarier. Ohne den Rückgang gäbe es sehr bald eine Überproduktion an Schweinefleisch, die der europäische wie auch der globale Markt nicht aufnehmen kann. Die Folge wäre ein Rückgang der Erzeugerpreise. Schweinefleisch ist kein Grundnahrungsmittel.
maximilian schrieb am 17.09.2023 15:53 Uhrzustimmen(2) widersprechen(14)
Ein Rückgang der europäischen Schweinebestände ist kein Nachteil, solange die Versorgung der europäischen Bürger gewährleistet ist. Es handelt sich um eine gesunde Anpassung an den rückläufigen Konsum. Andernfalls käme es bei Rückgang des Konsums zu einer Überversorgung mit fallenden landwirtschaftlichen Einkommen.
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