In der Pressemitteilung des Ausschusses heißt es: „Lebensmittel im Allgemeinen und Milch im Besonderen sind zu wichtig für das Wohlergehen der Bürger, als dass man sie der Launenhaftigkeit eines freien, unregulierten Marktes überlassen könnte.“
Damit stützt der EWSA die Position der Europäischen Milcherzeuger des European Milk Board (EMB), die die Notwendigkeit einer flexiblen Mengenregulierung zum Erreichen fairer
Milchpreise immer wieder betonen. „Ein System der angebots- und nachfragebezogenen Marktmaßnahmen ist zentral, um eine nachhaltige und umweltfreundliche Milcherzeugung in den Jahren nach 2015 zu sichern“, so der Bericht.
Die Kritik des EWSA an der bisherigen EU-Politik, die die Milchquoten aktuell anhebt und sie mittelfristig dann abschaffen will, ist sehr deutlich. Dieses Vorgehen gehe keinesfalls einher mit dem Ziel der EU, eine nachhaltige Landwirtschaft zu entwickeln, ließ der EWSA in seiner Pressemitteilung verlauten. Damit reagiere man falsch auf die steigende Konzentration im Einzelhandelssektor, die die Milcherzeuger zu Preisnehmern anstelle von Preisgebern degradiert hat.
Weitreichende negative Konsequenzen einer Deregulierung des Milchmarktes sieht der EWSA auch für das kulturelle Erbe und die multifunktionale Entwicklung der ländlichen Regionen. Nach dem europäischen Rechnungshof hat nun auch der Wirtschafts- und Sozialausschuss deutlich die Dringlichkeit gezeigt, den bisherigen Kurs der Liberalisierung, den
EU-Kommission und EURat vorangetrieben haben, durch eine vernünftige Marktgestaltungspolitik abzulösen.
Eine umfassende Korrektur der bisherigen EU-Milchpolitik ist auch für das European Milk Board unerlässlich. Romuald Schaber, Präsident des European Milk Board: „Hierzu gehört die Stärkung der Erzeuger über eine Ausnahmeregelung beim EU-Kartellrecht ebenso wie das Einbeziehen gesellschaftlicher Gruppen in die Beobachtung des Milchmarktes durch eine Monitoringstelle. Bei der Milch braucht es angesichts von hoher Konzentration von Handel und Industrie sowie der Verderblichkeit des Produktes eine übergeordnete Instanz, die die Balance von Angebot und Nachfrage ermöglicht.“
Sieta van Keimpema, EMB-Vize-Präsidentin aus den Niederlanden: „Die Milcherzeuger des EMB freuen sich über den Weitblick, den der gestern veröffentlichte Bericht des EWSA aufweist. Nur stabile Preise und faire Einkommen für Milcherzeuger können mittel- und langfristig eine nachhaltige und flächendeckende Erzeugung qualitativ hochwertiger Milch sichern. Es ist höchste Zeit zu handeln.“ (EMB)