Rotklee ist als wichtige Futterpflanze weit verbreitet. Doch in seinem Innern gibt es auch Stoffe mit unerwarteter Wirkung, so genannte Phytoöstrogene. Das sind chemische Verbindungen, die den weiblichen Hormonen von Menschen und Tieren sehr ähnlich sind. In Kleewiesen werden beträchtliche Mengen von ihnen gebildet und teilweise mit dem Regen in die Flüsse gewaschen. Dort könnten sie im schlimmsten Fall die Fortpflanzung von Fischen beeinträchtigen. Jetzt zeigt allerdings eine neue Studie der landwirtschaftlichen
Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, dass der Anteil an Phytoöstrogenen in Flüssen kaum ins Gewicht fällt.
Der Großteil stammt von uns
Die Forschenden von ART analysierten das Wasser aller größeren Fließgewässer der Schweiz, so etwa in den Regionen Graubünden, Tessin, Wallis und im Mittelland. Alle Flüsse enthielten Phytoöstrogene in Konzentrationen von bis zu 524 Nanogramm pro Liter Wasser. Da sie jedoch tausend Mal schwächer wirken als menschliche Östrogene, tragen sie in Oberflächengewässern nur wenig zur gesamten östrogenen Wirkung bei. Der größte Teil dieser Wirkung rührt von den viel potenteren tierischen und menschlichen Östrogenen her. Denn auch wir scheiden Hormone aus, die via Toilette und Kläranlage in die Flüsse gelangen.
Phytoöstrogene könnten aufgrund ihres geringen Wirkungsgrades höchstens in Kleingewässern wie Bächen oder Tümpeln zum Problem werden. Aus diesem Grund untersuchen die Forschenden von ART nun auch gezielt kleinere Gewässer, die an Kleewiesen grenzen.
Ungeklärt bleibt die Frage, warum der Klee überhaupt Phytoöstrogene produziert. Wissenschaftler vermuten, dass sie die Pflanze resistent gegen Pilze machen. Allerdings bleibt die genaue Aufgabe dieser Stoffe bis heute im Dunkeln. Weil zu viele Phytoöstrogene auch den Kühen schaden können, züchten die Forschenden von ART neue Kleesorten mit geringeren Gehalten. (ART)