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27.01.2024 | 00:01 | Fischerei 

Auf der Jagd nach dem Problemhecht: Angler mit Raubfischen am Haken

Kaiserslautern - Sanft klatscht der Köder in das winterkalte Wasser. Beißt ein kapitaler Hecht? Der Mann mit der Angel blickt ernst über den dunklen See. An diesem grauen Januartag fischt er nicht zum Spaß - der Mann angelt sozusagen im öffentlichen Interesse, in Absprache mit der Stadt Kaiserslautern.

Problemhecht
Bei rätselhaften Attacken in einem See in Kaiserslautern werden drei Badegäste verletzt - war es ein «toller Hecht»? Sportfischer angeln nun etwa 50 Flossenträger aus dem Gewässer und machen dabei eine ungewöhnliche Feststellung. (c) anderssehen - fotolia.com
Die Aktion hat einen ernsten Hintergrund: Drei Badegäste mussten im Sommer an vermeintlichen Bisswunden behandelt werden. Lebt im Gelterswoog ein «Problemhecht»? Beim Beantworten dieser Frage soll nun das Fischen helfen. «Die Stadt wollte nach den rätselhaften Bissen, dass wir den Bestand feststellen», sagt Dieter Herzhauser, Vorsitzender der örtlichen Sportfischer. Seit November fischten alle acht Tage insgesamt 15 Mitglieder des Vereins mit einer Sondergenehmigung.

«Wir haben etwa 50 Fische gefangen, was viel ist für die kurze Zeit - darunter einen 1,14 Meter langen Hecht», berichtet Herzhauser. Was den erfahrenen Fischer jedoch erstaunt: «Wir fingen fast keine Futterfische. Der Hecht ist dominant im Gelterswoog.» Liegt hier der Grund für die Angriffe auf Menschen?

Die Nachricht über die Verletzungen hatte im vergangenen Jahr überregional Aufsehen erregt. Zunächst erlitt ein Mann Bisswunden in der Kniekehle. Dann wurde eine Frau mit Bisswunden an der Hand ärztlich behandelt. Auch ein dritter Fall wurde bekannt. Mindestens ein Verletzter will in dem Angreifer einen Hecht erkannt haben. Das führte zu Spekulationen: War Hunger oder Stress der Grund

Die Behörden nehmen die Vorfälle ernst. Die Stadt Kaiserslautern vereinbarte schon kurz nach Bekanntwerden mit den Sportfischern und der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd als Oberer Fischereibehörde eine Befischung des Gelterswoogs. Da das Angeln dort verboten sei, sei über den Bestand kaum etwas bekannt, hieß es. «Es könnte ein Ungleichgewicht zwischen Raub- und Friedfischen bestehen.» Der SGD-Süd-Fischereisachverständige hielt einen Hecht als Verursacher für sehr unwahrscheinlich, schloss es aber nicht aus.

An diesem Wintertag schaukelt der Bissanzeiger der Angel auf der Wasseroberfläche. Der 12 Hektar große und 3,50 Meter tiefe Stausee ist als Naturdenkmal anerkannt und eine beliebte Freizeitoase. Dort tummeln sich Schwimmer und Fische seit Jahren weithin konfliktfrei - das relativiert die mögliche Gefahr durch einen «tollen Hecht».

«Ich bin seit fast 50 Jahren Angler und noch nie gebissen worden», sagt Herzhauser. Er habe aber Fotos der Wunden gesehen. «Ja, das kann ein Hecht gewesen sein. Aber ich schließe aus, dass er gezielt auf Badegäste gegangen sein könnte», so Herzhauser. «Vielleicht ist jemand in den See gesprungen und hat den Fisch erschreckt. Normalerweise ist der Hecht ein Fluchttier.» Dass ein «Problemhecht» aus Hunger zugebissen hat, denkt der Sportfischer nicht. «Ja, es sind kaum Futterfische im See. Aber Hechte fressen auch schon mal Küken, Frösche und kleine Enten.»

Die rund 50 in den vergangenen Wochen gefangenen Fische wanderten nicht in die Bratpfanne, sondern wurden zum größten Teil in andere Gewässer umgesiedelt. Die Vereinbarung der Sportfischer mit der Stadt und der SGD Süd läuft am 31. Januar aus. Wie geht es weiter?

Herzhauser beschäftigt, dass kaum Futterfische gefangen wurden. «Im April oder Mai können wir vielleicht gezielt auf Weißfische gehen, wenn wir eine Erlaubnis bekommen», sagt der Sportfischer. «In anderen Gewässern beißen Brassen, Schleien, Karpfen en masse. Hier nicht. Sollte sich bestätigen, dass der Bestand daran im Gelterswoog gering ist, müsste der See anders behaushaltet werden.» Die Sportfischer besäßen Kapazitäten dazu. «Und es würde die Stadt praktisch nichts kosten.»

Kaiserslautern hatte seinerzeit mitgeteilt, dass je nach Ergebnis der Erhebung im Frühjahr 2024 über die weitere Vorgehensweise beraten werden soll. Kenne man die Populationen im See, soll über eine mögliche «Pflegemaßnahme» entschieden werden, hatte Leiterin Bettina Dech-Pschorn vom Umweltschutzreferat mitgeteilt. Das könnte bedeuten, dass der Bestand bestimmter Arten im Gelterswoog reduziert wird.
dpa
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