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07.11.2011 | 13:27 | Agrarrohstoffmärkte 

Getreidemärkte von Short-Covering und fundamental leicht gestützt

Wien - Die internationalen Getreidemärkte verliefen in der vergangenen Woche ziemlich ereignislos - ebenso der österreichische Kassamarkt, der abgesehen von der saisonüblichen Ruhe um diese Zeit zusätzlich von den zahlreichen Feiertagen ruhiggestellt wurde.

Getreidemärkte
(c) proplanta
Weiterhin blickt alles auf Griechenland und üben die externen Märkte und die allgemeinwirtschaftliche Stimmung starken Einfluss auf die Agrarrohstoffmärkte aus. Der Schlusskurs des europäischen Weizenfutures für den November-Liefertermin an der Euronext in Paris konnte vom Freitag vorletzter Woche bis zum Donnerstag letzter Woche immerhin um EUR 7,- pro t auf EUR 193,75 pro t zulegen. 
 
Dabei spielten neben dem Rückzieher der Griechen bei der Volksabstimmung über das Finanz-Hilfspaket mehrere Faktoren zusammen: Der November-Weizenfutures an der Euronext hat kommenden Donnerstag seinen letzten Handelstag. Zahlreiche Investoren die mit dem Eingehen von Netto-Shortpositionen auf ein Fallen der Weizenpreise gewettet hatten, stellen nun knapp vor dem Auslaufen des November-Futures ihre Positionen glatt. Das heißt, sie kaufen als sogenanntes Short-Covering Long-Positionen zu und sorgen damit für Nachfrage und für eine Kursbelebung. Marktbeobachter an der Euronext sprechen davon, dass der europäische Weizenfutures auf weitere Sicht ein Auffangnetz bei EUR 180,- pro t gefunden haben könnte. 

 
EU mit bester Weizenexportwoche 2011/12 - Märkte in Nordafrika verteidigt 
 
Fundamental kamen den europäischen Weizenkursen die bisher besten Exportzahlen der laufenden Saison 2011/12 zu Hilfe. Laut EU-Kommission wurden in der abgelaufenen Berichtswoche bis 02.11. Exportlizenzen für 525.000 t Weichweizen und 251.000 t Mais vergeben. Zum Vergleich brachten es die USA nur auf 320.100 t Weizenexport, wobei aber hier der Maisexport im Wochenabstand um 85 % auf 622.600 t anzog. Laut europäischen Händlern zeichne sich ab, dass die Schwarzmeerländer Russland und im weiteren Saisonverlauf die Ukraine und Kasachstan sich zwar den ägyptischen Exportmarkt mit ihrem Billigweizen unter den Nagel gerissen haben dürften, die Europäer aber ihre traditionellen Nordafrikanischen Märkte von Marokko, Tunesien bis Algerien aber verteidigen könnten.

Dies- und jenseits des Atlantiks registrierten die Warenterminmärkte weiters als bullishe Signale, dass die Weizenernte Argentiniens hinter den bisherigen Erwartungen zurückbleiben dürfte und Australien zwar eine Rekordernte von 26 Mio. t Weizen mit 19 Mio. t Exportpotenzial einfahren soll, Regen zur anlaufenden Erntekampagne aber die vom Proteingehalt ohnehin schon eingeschränkte Qualität aber weiter schädigen soll. Zudem kommt auf der Nordhalbkugel Trockenheit der Winterweizenaussaat in der Ukraine und in den Great Plains der USA, dem Hard Red Winter-Anbaugebiet, in die Quere. 
 
 
FAO: Märkte 2011/12 ziemlich eng und kommendes Jahr möglicherweise noch enger
 
Die UN-Landwirtschafts- und Ernährungsorganisation FAO in Rom bezeichnete in ihrem jüngsten Report vom Donnerstag dieser Woche die Märkte 2011/12 trotz gegenüber dem Vorjahr besserer Versorgungslage mit einer weltweiten Rekordernte von 2.325 Mio. t Getreide und einer Abschwächung der Nachfrage. Das globale Verhältnis von Endlager zu Verbrauch für alle Getreidearten verbessere sich 2011/12 gegenüber der Vorsaison leicht auf 22 %. Der monatliche Nahrungsmittelpreisindex der FAO für Getreide fiel im Oktober um 5 % auf 232 Punkte. Der Gesamtindex der FAO für Nahrungsmittelpreise gab im Oktober um 4 % auf 216 Punkte nach und blieb damit um 9 % unter seinem historischen Höchststand vom Februar 2011 mit 238 Punkten.
 
Die Experten der FAO bleiben aber für die kommende Ernte 2012 sorgenvoll: Die Produktion von Agrarrohstoffen müsse weltweit schon ordentlich ansteigen, um ein zumindest langsames Nachfragewachstum befriedigen zu können. Dabei werde kommendes Jahr die Nachfrage nach Nahrungsmittelgetreide parallel zum globalen Bevölkerungswachstum zunehmen und die nach Futtergetreide nach einer Stagnation in den letzten beiden Jahren sogar überproportional. Dem stehen produktionsseitig hohe Inputkosten von Düngemitteln bis Energie und vor allem in den Schwellenländern gestiegene Zinsen gegenüber, die "folglich die Endbestände weiter abbauen und die Preise weiter in die Höhe treiben".
 
Die nächste Orientierung von den fundamentalen Daten her erwarten die Märkte kommenden Mittwoch, am 09.11., wenn das US-Landwirtschaftsministerium USDA seinen November WASDE-Bericht zu den weltweiten Getreidebilanzen veröffentlichen wird. Beobachter erwarten davon zwar eine leichte Entspannung der Weizenbilanzen aber eine weitere Verschärfung der um ein Vielfaches engeren Maisbilanz, weil vor allem die zuletzt prognostizierten Maisproduktionszahlen für die USA nicht halten sollten. Und weil, wie die FAO analysiert, die Weizenpreise wegen des verstärkten Einsatzes von Weizen als Maisersatz in den Futterrationen im "Tandem" mit den Maispreisen mitziehen, könnte damit der Mais wieder zur Preislokomotive werden.
 
 
Österreichischer Kassamarkt in Feiertagsruhe
 
"Keine großartige Bewegung und kaum Stimmung am Markt." Das war die Einschätzung zum Verlauf des österreichischen Kassamarktes für Getreide in den vergangenen 14 Tagen, die die spärlich erschienenen Marktteilnehmer am Mittwoch letzter Woche bei der Notierungssitzung an der Wiener Produktenbörse äußerten. Das Geschäftsleben in Österreich war in diesen beiden letzten Wochen allgemein von etlichen Feiertagen und geringer Präsenz an den wenigen Fenstertagen gekennzeichnet. Dazu kommt, dass im für Österreich typischen zyklischen Marktverlauf die Wochen vor Weihnachten meist wenig spektakulär und ohne größere Abschlüsse verlaufen, weil die meisten Verarbeiter schon bis ins kommende Kalenderjahr hinein mit Rohstoff gedeckt sind.
 
Beim Weizen hieß es, die Preise tendierten weiterhin leicht nach unten, was sich auch in der etwas zurückgenommenen Qualitätsweizennotierung manifestierte. Weiterhin gilt aber, je höher die Qualität, desto eher lässt sich der Preis stabil halten.
  
Entsprechend dem geringen oder ganz zum Erliegen gekommenen Handelsfluss verschwanden am Mittwoch letzter Woche etliche Notierungen vom Wiener Kursblatt - so die von Braugerste, Industriemais, Sojabohnen, Raps und Sonnenblumen. In der auslaufenden Nassmaisernte konnte sich aber die Futtermaisnotierung zumindest behaupten. (BMLFUW/AIZ)   


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